SOS-Kinderdorf zur Verabschiedung des neuen Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes:
Kostenheranziehung ganz abschaffen!
Das Kinder- und Jugendstärkungsgesetz hat am vergangenen Freitag nun auch den Bundesrat passiert und wird umgehend in Kraft treten. Damit gehen verschiedene Neuerungen einher, u.a. für Jugendliche, die in einer Einrichtung der stationären Erziehungshilfe leben und beispielsweise einer Ausbildung nachgehen. Sie müssen künftig in geringerem Umfang die Kosten für ihre Unterbringung mittragen als bislang. SOS-Kinderdorf begrüßt diesen ersten Schritt, fordert aber darüber hinaus die vollständige Abschaffung der Kostenheranziehung.
„Bislang mussten berufstätige Jugendliche, die in Heimen oder Pflegefamilien leben, bis zu drei Viertel ihres Gehaltes an das Jugendamt abgeben. Für viele Jugendliche, die ohnehin schon schwierige Lebenssituationen überstanden haben, eine sehr demotivierende Regelung und ein weiteres Erschwernis – sollen sie doch mit Abschluss des 18. Lebensjahres auf eigenen Füßen stehen. SOS-Kinderdorf begrüßt nun den neuen Gesetzestext, laut dem die jungen Berufstätigen künftig nur noch maximal 25 Prozent als Kostenbeitrag einsetzen müssen und damit in der Lage sind, finanzielle Rücklagen für den Weg in ihre Selbständigkeit anzusparen.
So erklärt Prof. Dr. Sabina Schutter, Vorstandsvorsitzende des Vereins: „Die Reform der Kostenheranziehung ist ein wichtiger Schritt nach vorne. Junge Menschen dürfen nicht ungleich behandelt werden in Abhängigkeit davon, ob sie Jugendhilfe benötigen oder nicht. Die Senkung der Heranziehung auf 25 Prozent war längst überfällig. Ein nächster Schritt muss es sein, die Kostenheranziehung ganz abzuschaffen.“
Auch Sabisan, der im SOS-Kinderdorf Kaiserslautern lebt und im Vorstand des Kinder- und Jugendrates ist, spricht sich für eine Abschaffung der Kostenheranziehung aus: „Am Ende des Tages kann man ja nicht die Jugendlichen in Heimen und Pflegefamilien dafür in die Verantwortung nehmen, dass sie da wohnen und dann auch selbst bezahlen sollen. Sinnvoll wäre deshalb, den Beitrag der Jugendlichen auf null Prozent zu setzen.“ Seine Vorstandskollegin Lea ergänzt: „Ich finde die Kostenheranziehung eine ziemlich harte Bestrafung: Man muss sich irgendwie auf das Leben vorbereiten, möchte für den Führerschein sparen oder sonstiges und muss dafür dann erst einmal Anträge schreiben - nur weil man nicht bei seinen Eltern wohnen kann.“