Ambulante Betreuung: In der Gemeinschaft stark
Die ambulanten Hilfen von SOS-Kinderdorf unterstützen auch Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben. Wie das aussehen kann, zeigt die Geschichte von Gerrit Ohls.
Der 31-jährige Gerrit Ohls ist seit seiner Geburt von einer geistigen Behinderung betroffen. Im Alter von 18 Jahren kam er nach Abschluss der Förderschule zum SOS-Hof Bockum in Niedersachsen. In der Hausgemeinschaft der Einrichtung arbeiten und wohnen über 90 erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung. Mit 26 wagte Gerrit den Sprung in die Selbstständigkeit und zog in eine betreute Wohngruppe im Nachbarort. Heute kommt er gut in seiner eigenen Wohnung zurecht. Für ihn ging ein Traum in Erfüllung: „Es ist genauso, wie ich es mir vorgestellt habe.“
Selbstbestimmt im Alltag
Gerrit erhält weiterhin Unterstützung von Sozialpädagogin Saskia Gelhaus-Rienecker. Sie begleitet ihn bei Behördengängen und Facharztterminen, kauft mit ihm neue Möbel und hilft bei der Lebensplanung. Die SOS-Mitarbeiterin beobachtet Gerrits Fortschritte.
Früher habe er beispielsweise beim Einkaufen große Schwierigkeiten gehabt. Heute kann Gerrit alleine seine Einkäufe im Supermarkt erledigen. Saskia Gelhaus-Rienecker weiß: „Gerrit hat sich schon immer nicht nur Freunde vom Hof, sondern auch andere Kontakte gewünscht.“ Sie freut sich über die positive Entwicklung. Er frage viel weniger wegen alltäglicher Angelegenheiten, sei selbstbewusster und gehe Dinge selbstständig an.
Nicht ohne SOS-Kinderdorf
Nach wie vor arbeitet Gerrit jeden Freitagnachmittag auf dem SOS-Hof in Bockum – am liebsten in der Landwirtschaft. Chef ist dort sein ehemaliger Hausvater Angelo Taliercio. Die beiden haben ein inniges Verhältnis. Taliercio bewundert den Einsatz seines Schützlings. „Er war immer da und immer bereit“, erklärt er.
Der 31-jährige Gerrit ist dankbar für alles, was er auf dem Hof lernen konnte. Ein Schlüsselerlebnis war für ihn der Erwerb seines Traktorführerscheins. „Das war eine intensive Zeit. Da sind wir beide an unsere Grenzen gekommen“, erinnert sich Angelo Taliercio. Das disziplinierte Lernen fiel Gerrit schwer. Angelo Taliercio trieb ihn immer wieder an. Mit Erfolg – Gerrit bestand die Prüfung und machte bald darauf sogar seinen Autoführerschein.
Heute schätzt Gerrit sein selbstbestimmtes Leben in Barnstedt und ist gut in der Gemeinde integriert. Ein Traum bleibt noch: „Ich würde gerne den großen Lkw-Führerschein machen“, sagt er. „Ich glaube, dass ich auch das schaffen werde“, fügt er hinzu.