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Wirkungsbericht "Familienstärkung in Deutschland"
Familien stärken

Wirkungsbericht "Familien stärken in Deutschland"

Das haben wir 2021 erreicht

Wir haben aufgrund des Lockdowns unsere Angebote angepasst und konnten so weiterhin viele belastete Familien erreichen und die sozialen Folgen der Pandemie für Kinder abmildern. Mit dem Angebot der ambulanten Hilfen konnten im vergangenen Jahr 2.118 Familien unterstützt und junge Erwachsene auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben begleitet werden. Die Hilfsangebote verbessern das Leben der Betreuten und geben ihnen mehr Selbstvertrauen und Eigenständigkeit.

Diese Veränderungen im Kleinen haben Auswirkungen auf die Gesellschaft und führen zu mehr Chancengerechtigkeit, weniger Kinderarmut und der Stärkung des sozialen Friedens. 

Wie haben wir Familien durch die ambulanten Angebote unterstützt?

  • Eltern erhielten in schwierigen Lebenslagen Beratung, Unterstützung im Alltag und bei Erziehungsproblemen;
  • Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene wurden auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit und bei Entwicklungs- und Alltagsschwierigkeiten begleitet;
  • Eltern, Kinder und Jugendliche wurden darin bestärkt, eigene Lösungen zu entwickeln, damit sich ihre Lebens- und Erziehungsbedingungen langfristig verbessern.

Wir wollen Eltern stärken und ermutigen und ihnen nicht sagen, was sie nicht können.

Holger Nickel, Systemischer Familientherapeut im SOS-Kinderdorf Lippe

Echte Helfer in der Not

Als Marcos* Mutter an Krebs erkrankte, traf das die Familie schwer. Die Angst und Verzweiflung des Siebenjährigen zeigte sich durch unbändige Wut. Sein Vater wusste nicht mehr weiter und holte sich Hilfe bei SOS-Kinderdorf.

Für Marco änderte sich plötzlich alles: Seine Mutter erkrankte an Krebs und er zog zu seinem getrennt lebenden Vater. Marco wusste oft nicht, wohin mit seiner Wut, Traurigkeit und Verzweiflung. Dann schrie und schlug er um sich. Einmal war er so wütend, dass er gegen eine Wand in seinem Zimmer trat und sich mehrere Knochen in seinem Fuß brach.

Marco

Ein Familienhelfer der ambulanten Hilfe unterstützte Vater und Sohn bei ihren familiären Problemen.

In der Schule eckte der Siebenjährige an, seine Leistungen wurden zusehends schlechter. Mit der neuen Situation war sein Vater schnell überfordert. Nach einer erneuten Prügelei seines Sohnes in der Schule suchte er sich Hilfe bei SOS-Kinderdorf. Die Pädagogen der ambulanten Hilfe stellten Marcos Vater als erste Maßnahme einen Familienhelfer an die Seite. So lernte er die Emotionen seines Sohnes besser zu verstehen und damit umzugehen. Durch die Unterstützung hat er das Vertrauen in seine erzieherischen Fähigkeiten zurückgewonnen. Heute kann er die meisten Konflikte mit seinem Sohn frühzeitig lösen. Auch Marco hat große Fortschritte gemacht. Ein Schulbegleiter hilft ihm fortan, sich im Unterricht zu konzentrieren und seine Aufgaben zu erledigen. Marco ist nun deutlich besser in seine Klasse integriert und schreibt wieder gute Noten. Um sein Selbstwertgefühl zu stärken, arbeitete der Betreuer Marcos Talente und Stärken mit ihm heraus. Marco war immer ein begeisterter Skateboard-Fahrer. Der Pädagoge ermutigte ihn, das Hobby wieder aufzunehmen. 

Ausweg aus der Wut 

Heute wendet sich der Junge auch mit Themen, die ihn bedrücken, an seinen Betreuer. Seit SOS-Kinderdorf begonnen hat, mit seiner Familie zu arbeiten, ist Marco ein deutlich fröhlicheres Kind. Einen Wutausbruch hatte er schon lange nicht mehr. 

„Inzwischen kann Marcos Vater die meisten Konflikte mit seinem Sohn lösen, bevor sie eskalieren.“

Betreuer von Marco

Marco

Heute vertraut sich Marco* seinem Betreuer an. Auch sein Hobby, das Skateboard-Fahren, hat Marco wieder aufgenommen.

Die Pädagogen der ambulanten Hilfe haben 1.433 Familien in Krisensituationen langfristig und nachhaltig betreut. 

     

*Name und Abbildungen wurden zum Schutz der Personen geändert.


 

Ein Zwischenschritt ins Erwachsenenleben

Um Jugendlichen wie Celine den Übergang in die Eigenständigkeit zu erleichtern, gibt es das Verselbstständigungswohnen. Dort leben junge Menschen in Wohngemeinschaften und werden ambulant betreut.

Celine

Celine und ihre Mitbewohnerin Tabea sind von einer vollzeitbetreuten WG in das Verselbstständigungswohnen gezogen.

Jugendliche, die nicht bei ihren Eltern aufwachsen, haben es deutlich schwerer als ihre Altersgenossen. Oft müssen sie mit 18 Jahren ihr betreutes Zuhause verlassen, da die Jugendhilfe endet, und somit früher ausziehen als andere junge Menschen. Um diesen Übergang zu erleichtern, bietet SOS-Kinderdorf das Verselbstständigungswohnen. Ambulante Unterstützung im Alltag Die 17-jährige Celine ist von einer rund um die Uhr betreuten SOS-Wohngruppe in das Verselbstständigungswohnen gezogen. Mit ihrer Mitbewohnerin Tabea lebt sie in einer Dreizimmerwohnung in Saarbrücken und wird von Nhi Pham-Hepp, eine Pädagogin des SOS-Kinderdorfs Saarbrücken, ambulant betreut. Mehrmals die Woche schaut sie in der WG nach dem Rechten und berät die beiden: „Dazu gehören ganz grundsätzliche Dinge, die die Jugendlichen hier lernen, wie Einkaufen, Aufräumen und Behördengänge. Wir sind aber auch da, wenn es Probleme in der Schule gibt oder sie sonst irgendwelche Sorgen haben.“ Für Celine ist die neue Wohngemeinschaft der erste Schritt in ein eigenständiges Leben. „Hier werde ich selbstständiger und das tut mir gut. Ich habe mich zum Positiven verändert, eine Ausbildung angefangen, mich schulisch verbessert und mir Ziele gesetzt.“

Derzeit steckt Celine mitten in der Ausbildung zur Kinderpflegerin. Doch mit Behördengängen und finanziellen Angelegenheiten hat sie gelegentlich noch Probleme und nimmt die Hilfe ihrer Betreuerin gerne an. 

Vertrauensvorschuss für die Jugendlichen 

Im Unterschied zur Jugendwohngruppe sind die Jugendlichen im Verselbstständigungswohnen die meiste Zeit ohne Aufsicht. Zu großen Problemen hätte das bisher noch nicht geführt, so die Betreuerin: „Eigentlich fahren wir immer ganz gut damit, dass die Jugendlichen von uns diesen Vertrauensvorschuss bekommen und Freiheiten haben. Und wenn doch mal etwas schief läuft, wissen sie, dass sie sich trotzdem immer an uns wenden können.“ Durch das WG-Modell erziehen sich die Jugendlichen ein Stück weit gegenseitig. „Auch ist durch die WG die erste Phase des Erwachsenenlebens nicht so einsam. Es hilft ihnen, wenn sie nachts im Bett liegen, zu wissen, dass nebenan noch jemand ist“, so Pham-Hepp.

Celine

Die Pädagogin berät Celine und Tabea im Haushalt und bei Behördengängen.

Celines Pläne für die Zukunft

Deswegen möchte auch Celine, wenn ihre Zeit im Verselbstständigungswohnen vorbei ist, am liebsten in eine andere, normale WG ziehen. Und auch sonst hat der Teenager schon viele Pläne für ihre Zukunft: Sie will bald ihre Ausbildung abschließen und dann eine zweite zur Erzieherin beginnen. „Meine Erzieher bei SOS-Kinderdorf haben sich wirklich immer für mich interessiert und das möchte ich gerne weitergeben“, so Celine. 

„Im Verselbstständigungswohnen werden die Jugendlichen im Grunde auf das weitere Leben vorbereitet.“

Nhi Pham-Hepp, Betreuerin

2021 hat SOS-Kinderdorf 152 Jugendliche durch das ambulant-betreute Wohnen unterstützt.

Wie die Hilfe wirkt

Die ambulanten Hilfen sind ein wichtiger Baustein in der Angebotsvielfalt von SOS-Kinderdorf. Bundesweit finden in 33 der 38 Einrichtungen solche Angebote statt. 2021 haben wir 2.118 Familien und junge Erwachsene ambulant betreut. Die meisten dieser Hilfen laufen über mehrere Monate.

Hilfe zur Selbsthilfe

1.433 junge Menschen und Familien wurden von SOS-Kinderdorf durch erzieherische Angebote in ihrem Alltag begleitet, beraten und unterstützt. Die Betreuten haben gelernt, eigene Lösungen für Probleme zu finden und konnten somit ihre Lebensbedingungen und Erziehungsstile verbessern.

Perspektiven für Jugendliche und junge Erwachsene

152 Jugendliche und junge Erwachsene wurden im ambulant-betreuten Wohnen unterstützt. Fachkräfte begleiteten sie in ihrem Alltag und vermittelten ihnen soziale Kompetenzen für ein eigenständiges Leben.

Gerechte Chancen für alle Kinder, Jugendliche und Familien

456 Familien sowie junge Menschen haben durch soziale Gruppenarbeit, Angebote zum Frauenschutz, Projekte gegen Jugendkriminalität, Begleitung von Pflegeeltern oder Hilfen für werdende oder junge Eltern Unterstützung erhalten.

Individuelle Förderung von Kindern

77 Kinder und Jugendliche mit besonderem Hilfebedarf wurden durch Angebote wie beispielsweise der schulischen Integrationshilfe oder der tiergestützten Pädagogik individuell gefördert.

* Die Zahlen geben den Stand zum Redaktionsschluss wieder.

Ausblick 2022/2023

Auch in diesem Jahr arbeitet SOS-Kinderdorf daran, seine Angebote weiterzuentwickeln.

  • Mit dem neuen Standort in Leipzig startet der Bau eines Familienzentrums, einer Kindertagesstätte und Angeboten für den Stadtteil zur ambulanten, teilstationären und stationären Familienhilfe.
  • In den Einrichtungen werden wir den Schutz der Kinder und Betreuten intensivieren und weiter ausbauen-
  • Das Konzept der Kinderdorffamilie wird durch die Ergänzung mit unterschiedlichen Wohn- und Betreuungsformen zukunftsfähig gemacht.

Mit den neu eröffneten Kinderdorf- und Familienzentren in Bremen (Hemelingen), Düsseldorf, Dortmund und Worpswede (Grohn) finden in diesem Jahr noch mehr Kinder und Familien Angebote von der Beratung bis hin zur Betreuung.
 

Was sind ambulante Hilfen?




*Die Zahlen geben den Stand zum Redaktionsschluss am 31.03.2022 wieder. Durch nachgelieferte Fallzahlen fallen die Angaben im Jahresbericht 2021 daher leicht höher aus.