Bittere Armut und soziale Ausgrenzung machen es auf Haiti vielen Eltern schwer, sich angemessen um ihre Kinder zu kümmern. Auch Andres* Mutter konnte sich nicht ausreichend um ihren Sohn kümmern. Doch bei SOS-Kinderdorf fand der Junge Menschen, die sich um ihn kümmerten.
Als Andre* bei SOS-Kinderdorf in Haiti ankam, hatte er viel aufzuholen. Der damals Sechsjährige hatte so gut wie keine elterliche Fürsorge erfahren. Seine Mutter hatte ihn als Kleinkind bei seiner Oma abgegeben. Doch die kümmerte sich bereits um acht andere Kinder. Für Andre blieb so gut wie keine Zeit.
Andres SOS-Kinderdorfmutter Manouchka erinnert sich noch gut daran, wie aggressive der zierliche Junge zu Anfang war. Besonders mit seinen SOS-Geschwistern geriet er oft in Streit. Auch schien Andre ständig hungrig zu sein, klaute Essen und wachte sogar nachts auf, um den Kühlschrank zu durchsuchen.
Doch inzwischen hat der heute Neunjährige seinen Platz in seiner SOS-Kinderdorffamilie und im Dorf gefunden. Die anderen Kinder schätzen ihn vor allem für seine lustige Art: „Sein Sinn für Humor hilft ihm sehr dabei, Freunde zu finden“, sagt Kinderdorfmutter Manouchka. Besonders gerne spielt Andre mit diesen Freunden Fußball – ein Sport, bei dem er viel Ehrgeiz zeigt.
Auch Zuhause macht sich Andre gerne nützlich, erzählt Manouchka: „Wenn ich etwas repariere, ist er immer sofort zur Stelle, um zu helfen.“
Auch in seiner Schulklasse hat sich Andre gut eingelebt. Seine Lehrer beschreiben ihn als intelligentes Kind mit einem guten Gedächtnis, das schnell lernt. Manchmal aber will Andre bestimmte Aufgaben nicht machen und verhält sich aufsässig – ein Überbleibsel seiner schwierigen ersten Jahre.
Eine Rückkehr zu seinen leiblichen Eltern scheint derzeit ausgeschlossen. Andres Vater ist tot und seine Mutter hat derzeit nicht die Möglichkeiten, sich um ihren Sohn zu kümmern. So wird Andre auch weiterhin an den Ort aufwachsen, der ihm sein erstes richtiges Zuhause gegeben hat: Bei SOS-Kinderdorf in Haiti.
*Namen zum Schutz der betroffenen Personen geändert