Kindergrundsicherung für alle Kinder

Berlin, 17. Januar 2023

„Wir brauchen einen Paradigmenwechsel in der Armutsbekämpfung“

Kindergrundsicherung für alle Kinder - Infrastrukturelle Leistungen zur Entlastung von Familien nicht vernachlässigen – Echte Bedarfsorientierung in der Berechnung des kindlichen Existenzminimums

„SOS-Kinderdorf  ist mit beispiellosem Engagement gegen Kinderarmut aktiv. Wir haben ein gemeinsames Ziel: Alle Kinder in Deutschland sollen eine Chance auf ein gutes Leben haben. Immer noch wächst hier jedes fünfte Kind in Armut auf. Das müssen wir ändern. Deshalb ist die Kindergrundsicherung ein zentrales sozialpolitisches Vorhaben der Bundesregierung: Kinder sollen damit finanziell abgesichert werden, ganz gleich in welcher Familienkonstellation sie leben", betonte Bundesfamilienministerin Lisa Paus auf der gestrigen Veranstaltung zur Kindergrundsicherung des SOS-Kinderdorf e.V. in der Botschaft für Kinder in Berlin. Eine Kindergrundsicherung, die sich an den wirklichen Bedarfen von Kindern aus einkommensschwachen Familien orientiert und somit Aspekte wie  Freizeitmöglichkeiten, Bildung und Teilhabe mit einberechnet, forderte SOS-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Sabina Schutter. „Eine materielle Absicherung durch eine Kindergrundsicherung kann nur ein erster Schritt sein, um Kinderarmut nachhaltig zu bekämpfen. Armut ist vielschichtig - daher dürfen bei der Ausgestaltung der Kindergrundsicherung infrastrukturelle Leistungen der Armutsbekämpfung  nicht aus dem Blick geraten“, so Schutter. 
Jeremias Thiel, der in einem SOS-Kinderdorf aufwuchs, nachdem er sich selber mit elf Jahren an das Jugendamt für Hilfe gewandt hatte, richtete ein eindringliches Plädoyer an die Familienministerin: „Armut tut weh und grenzt aus, es macht schon Kinder klein, mutlos und verbaut ihnen alle Chancen“, berichtete er aus eigener Erfahrung. „Die Kindergrundsicherung kann nur effektiv funktionieren, wenn sie Teil eines größeren Maßnahmenpakets ist. Als ich damals in der Situation war, hätte mir zum Beispiel unkomplizierter Zugang zu Nachhilfe sehr geholfen oder Unterstützung, als ich in den Sportverein wollte. Es ist deshalb sehr wichtig, wirklich gemeinsam und im Austausch mit betroffenen Kindern die Bedarfe zu ermitteln und diese in der Kindergrundsicherung zu berücksichtigen.“ 
Auch die Aufsichtsratsvorsitzende des SOS-Kinderdorfvereins, Dr. Gitta Trauernicht, appellierte klar in Richtung der Ministerin und der rund 70 Gäste aus Politik und Verbänden und forderte einen Paradigmenwechsel in der Familienentlastung: „Eine Kindergrundsicherung muss echte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, gerechte Start-Chancen und Bildungsgerechtigkeit für alle Kinder in Deutschland gewährleisten – unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus.“ Wer aus juristischer Perspektive Anspruch auf die Gelder aus der Kindergrundsicherung haben wird, ist weiterhin umstritten. Prof. Dr. Johannes Münder, Ehrenvorsitzender des Vereins, forderte: „Die Kinder selber müssen die Rechtsanspruchsinhaber auf die Kindergrundsicherung sein. Nur eine Kindergrundsicherung, die dafür sorgt, dass die Kinder Inhaber des Rechtsanspruches sind, verdient auch den Namen Kindergrundsicherung.“ 
Ein besonderes Augenmerk richtete die Veranstaltung auf die Ausgestaltung der Kindergrundsicherung für Kinder, die in stationären Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe leben, wie beispielsweise in SOS-Kinderdörfern oder in Pflegefamilien. „Was passiert mit den Geldern, wenn Kinder aus ihren Familien genommen werden – wenn Leistungen der Familienunterstützung sofort wegfallen, kann das zum Beispiel bedeuten, dass Familien sich ihre Wohnungen nicht mehr leisten können und umziehen müssen. Dies macht aber wiederum eine Rückführung der Kinder in die Ursprungsfamilie umso schwieriger“, erläuterte Schutter. „Wir freuen uns, dass das Ministerium die besonderen Lebenslagen von benachteiligten Kindern und Jugendlichen in den Blick nimmt und offen ist, die Schnittstellen der Kindergrundsicherung zu anderen Leistungen zu diskutieren und im Sinne der Kinder und Jugendlichen bestmöglich auszugestalten“, so die SOS-Vorsitzende.  

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