Reem Alabali-Radovan, Staatsministerin beim Bundeskanzler und Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, zu Besuch bei SOS-Kinderdorf
Von links nach rechts: Sven Stumpf (Advocacy SOS-Kinderdorf e.V.), Prof. Dr. Sabina Schutter (Vorstandsvorsitzende SOS-Kinderdorf e.V.), Reem Alabali-Radovan (Staatsministerin beim Bundeskanzler und Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration), Nicole Bethke (Bereichsleitung Ausbildung SOS-Kinderdorf Berlin), Pascal Burger-Wehr (Bereichsleitung Berufliche Qualifizierung SOS-Kinderdorf Berlin)
© SOS-Kinderdorf Berlin
Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Reem Alabali-Radovan, besuchte heute die Fortbildungsangebote des SOS-Kinderdorfs Berlin. Gemeinsam mit der Vorstandsvorsitzenden von SOS-Kinderdorf, Prof. Dr. Sabina Schutter, sprach Alabali-Radovan nach einer Führung ausgiebig mit den jungen Teilnehmenden und bilanzierte: „Geflüchtete Kinder und Jugendliche brauchen Sicherheit, Stabilität und Zukunftsperspektiven. Mit der Bundesregierung wollen wir Familienzusammenführungen vereinfachen und endlich Schluss machen mit Kettenduldungen und zu viel Bürokratie bei der Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse“, so Alabali-Radovan.
Die Angebote zur Ausbildung und beruflichen Qualifizierung des SOS-Kinderdorfs Berlin richten sich an junge Menschen im Alter zwischen 16 und 27 Jahren. Sie erhalten dort Unterstützung auf dem Weg ins Berufsleben und werden je nach ihren Bedürfnissen spezifisch gefördert. Die Qualifizierungsangebote und die Berufsorientierung verbessern die Möglichkeiten der jungen Erwachsenen beim Übergang von der Schule in die Ausbildung und bieten ihnen die Chance, eine berufliche Qualifizierung nachzuholen. Einer von ihnen ist Wael (17 Jahre alt), der aus dem Libanon nach Deutschland kam und derzeit am Projekt EVEREST teilnimmt. Dies hilft geflüchteten jungen Menschen, ihren Einstieg ins Berufsleben zu finden und sich in die Gesellschaft zu integrieren. Für Wael und andere Jugendliche bot der Termin mit der Staatsministerin die Gelegenheit, ihre Sorgen und Anregungen zu platzieren: „Ich bin minderjährig und habe seit drei Jahren meine Mutter nicht gesehen. Sie darf nicht nach Deutschland kommen und ich kann nicht zu ihr“, so Wael.
Die Jugendlichen und pädagogischen Betreuer*innen unterbreiteten der Staatsministerin zahlreiche Vorschläge, wie die Unterstützung von jungen Menschen mit Fluchthintergrund und neu Zugewanderten auf verschiedenen Ebenen verbessert werden könnte:
- Bleiberecht und Aufenthaltsstatus: Die derzeit üblichen Kettenduldungen belasten die Jugendlichen massiv und geben ihnen keine verlässliche Bleibeperspektive. Dieses Problem soll das geplante Chancenaufenthaltsrecht zwar lösen, noch ist allerdings offen, ob etwa berufsvorbereitende und berufsorientierende Angebote auch als Integrationsleistung der jungen Menschen anerkannt werden.
- Mehr Flexibilität bei der Ausbildungsdauer: Geflüchtete müssen in der selben Zeit die Prüfungen absolvieren wie Nicht-Geflüchtete – eine Möglichkeit für eine verlängerte Ausbildung wäre hilfreich, um ihren besonderen Umständen gerecht zu werden.
- Familiennachzug: Sorgen um die Familie im Heimatland und das faktische Besuchsverbot belasten die jungen Menschen massiv. Im geplanten Chancenaufenthaltsrecht ist der Familiennachzug bisher nur für Fachkräfte erleichtert worden. Hier muss die Koalition aus Sicht von SOS-Kinderdorf dringend nachbessern und den Rechtsanspruch auf Familiennachzug zu subsidiär Schutzberechtigten vollumfänglich wiederherstellen, wie es 2015 gesetzlich beschlossen und im Koalitionsvertrag versprochen wurde.
- Wohnsituation: Junge Geflüchtete, die mit ihrer Familie gekommen sind und auf dem angespannten Wohnungsmarkt keine eigene Wohnung finden, leben lange in Sammelunterkünften mit wenig optimalen Lernbedingungen.
Für Prof. Dr. Sabina Schutter, Vorstandsvorsitzende von SOS-Kinderdorf, war der Besuch der Staatsministerin ein wichtiges Zeichen an die Jugendlichen, dass deren Anliegen von der Politik ernst genommen werden: „SOS-Kinderdorf setzt sich dafür ein, dass die Stimmen junger Menschen mehr gehört und ihre Wünsche von der Politik berücksichtigt werden. Wir helfen ihnen deshalb dabei, ihre Interessen auch gegenüber der Bundesregierung zu vertreten – und für diese Möglichkeit sind wir Frau Staatsministerin Alabali-Radovan sehr dankbar. Die Jugendlichen haben ihre Interessen klar artikuliert und wir tun alles dafür, um ihre Anliegen zu unterstützen.“