Ob in Syrien oder im Irak, in den umkämpften Regionen Afghanistans oder des afrikanischen Kontinents: Weltweit leiden Millionen Kinder unter Kriegen und bewaffneten Konflikten. Viele fliehen, um ihr Leben zu retten – manchmal bis nach Deutschland. Hier angekommen, brauchen sie verlässliche und umfassende Hilfe für ihre weitere Entwicklung. Darauf weist der SOS-Kinderdorf e.V. anlässlich des 4. Juni hin – des Internationalen Tags der Kinder, die unschuldig zu Aggressionsopfern geworden sind.
Viele geflüchtete Kinder und Jugendliche haben Fürchterliches erlebt: Angst und Hunger, Unsicherheit und Entwurzelung, mache wurden verletzt oder haben nahe Angehörige verloren. „Geflüchtete Kinder brauchen nicht nur Sicherheit und Hilfe, sie brauchen auch Perspektiven. Die Schrecken der Vergangenheit dürfen nicht auch noch ihre Zukunft zerstören“, sagt Dr. Birgit Lambertz, stellvertretende Vorstandsvorsitzende und Geschäftsführerin bei SOS-Kinderdorf e.V. „Für geflüchtete Kinder und Jugendliche muss das Kindeswohl bei allen Entscheidungen Vorrang haben.“ Das betrifft ihre Unterbringung, Versorgung und Betreuung und ganz besonders ihre Chance auf Teilhabe und Bildung. „Erst die gelungene Integration in Schule oder Ausbildung ermöglicht es geflüchteten Kindern und Jugendlichen, ihre traumatischen Erfahrungen zu überwinden und zu verantwortungsvollen Erwachsenen zu werden, unabhängig davon ob sie hier bleiben oder zurückkehren.“
Angesichts der morgen, am Freitag, 2. Juni 2017, stattfindenden Bundesratssitzung, in der auch über die Reform des SGB VIII beraten werden soll, warnt Lambertz zudem vor einer Zwei-KlassenJugendhilfe gegenüber jungen Geflüchteten: „Gerade für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die oft viel Leid erlebt haben, muss sich die Unterstützung am individuellen Bedarf ausrichten. Sonderregeln, die nur für unbegleitete Minderjährige gelten, sind diskriminierend.“ Der aktuelle Gesetzesentwurf des Kinder- und Jugendstärkungsgesetzt sieht zur besseren Kostensteuerung eine Länderöffnungsklausel vor. Damit könnten die Bundesländer, die Kostenerstattung von Hilfen für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge davon abhängig machen, ob entsprechende Rahmenverträge, die nur für unbegleitete Minderjährige gelten, mit kommunalen Spitzenverbänden und freien Trägern der Jugendhilfe geschlossen wurden.
Der SOS-Kinderdorfverein engagiert sich bundesweit seit vielen Jahren auch in der Hilfe für geflüchtete Kinder und ihre Familien. Unter anderem betreut die Kinderhilfsorganisation in diesem Aufgabenbereich zahlreiche unbegleitete minderjährige Flüchtlinge.
Diese finden Aufnahme in SOS-Kinderdorffamilien und betreuten Jugendwohngruppen des Vereins. Sprachkurse oder spezielle Angebote der Schulsozialarbeit helfen ihnen, sobald wie möglich die Schule zu besuchen. Hinzu kommen berufsorientierte Angebote, damit die jungen Menschen einen Beruf erlernen können. Der SOS-Kinderdorfverein macht sich darüber hinaus öffentlich für die Belange zu uns geflüchteter Kinder und Jugendlicher stark. Er setzt sich nachdrücklich dafür ein, dass ihre Stimmen in Politik und Gesellschaft Gehör finden und sie ihre Rechte wahrnehmen können.