SOS-Kinderdorf zum Jahrestag des Inkrafttretens der UN-Kinderrechtskonvention am 5. April
In der momentanen zugespitzten Lage von sozialer Isolation, Ausgangsbeschränkungen und heruntergefahrenem öffentlichen Leben ist es von besonderer Wichtigkeit, Familien so gut wie möglich zu unterstützen – denn gelungene Eltern-Kind-Beziehungen tragen verlässlich dazu bei, dass Kinderrechte auch in der Krise gewahrt werden. Darauf weist SOS-Kinderdorf e.V. anlässlich des Jahrestags des Inkrafttretens der UN-Kinderrechtskonvention am 5. April hin. „Eltern stehen in der momentanen Ausnahme-Situation vor großen Herausforderungen. Um die Rechte der Kinder auf Schutz, Förderung und Beteiligung auch in der Krise zu schützen, müssen alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, Familien zu stärken“, fordert Dr. Birgit Lambertz, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Kinderhilfsorganisation.
„Wir bleiben zu Hause“, ein wichtiger, ein richtiger Appell in der Corona-Krise; trotzdem bedeutet die momentane Situation für viele Familien eine Belastungsprobe. „Eltern brauchen jetzt so gut es geht Unterstützung – ob von der Politik, vom Arbeitgeber oder von sozialen Verbänden. Dafür müssen ausreichend finanzielle Ressourcen zur Verfügung gestellt und digitale Möglichkeiten kreativ eingesetzt werden. Gerade das Recht auf Bildung darf jetzt nicht allein davon abhängen, welche Möglichkeiten Eltern haben, ihre Kinder zu fördern“, so Lambertz.
Chancenungerechtigkeit darf sich nicht weiter verschärfen
Deutschlandweit sind Kitas, Schulen, Horte und Nachhilfeeinrichtungen über Wochen geschlossen. Eltern fällt es schwer, diese Lernorte angemessen zu ersetzen. „Viele Eltern haben schlicht nicht die Möglichkeit, ihre Kinder daheim adäquat zu fördern. Während die einen täglich mit ihren Kindern üben und Unterstützung anbieten können, kämpfen die anderen mit sprachlichen Barrieren, müssen jede freie Minute arbeiten oder können im Haushalt einfach keinen ruhigen Ort fürs Lernen finden. Hier besteht die Gefahr, dass gerade Kinder aus belasteten Familien ins Hintertreffen geraten“, warnt die stellvertretende Vorstandsvorsitzende des SOS-Kinderdorfvereins.
Damit sich Chancenungerechtigkeit in Deutschland nicht weiter verschärft, sind für diese Familien neue, kreative Lösungen gefragt. „Soziale Dienste, Beratungsstellen oder Familienzentren können Familien auch beim Lernen daheim gut unterstützen – manchmal reicht eine telefonische Nachhilfestunde, der Hinweis auf kostenlose Lern-Apps oder die Übersetzung der Aufgaben. Wichtig ist vor allem: Familien müssen merken, dass sie jetzt nicht allein gelassen werden“, sagt Lambertz.
Soziale Infrastruktur zur Unterstützung von Familien ausbauen
„Die Politik muss die soziale Infrastruktur auch in der Krise finanziell absichern und nach Möglichkeit ausbauen. Soziale Dienste müssen jetzt unkompliziert und kurzfristig neue Wege beschreiten können, für Familien da zu sein, damit Kinder in der momentanen Ausnahmesituation geschützt und gefördert werden“, so Lambertz‘ Appell.