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Weltelterntag - Zusammen auf Abstand in der Pandemie

1. Juni 2020

Die derzeitige Corona-Krise ist für Familien eine große Belastung. Gerade Eltern wissen meist nicht mehr, wo ihnen der Kopf steht. Zwischen Arbeit, Home-Schooling, Kinderbetreuung und Haushalt bleibt kaum noch Zeit als Paar oder auch für sich selbst. „Zusammen auf Abstand“ lautet die Devise. „Unser Gehirn kennt in solchen Ausnahmesituationen vor allem zwei Modi: Flucht oder Angriff. Flucht ist zur Zeit schwierig und so richtet sich dann die Wut über die missliche Situation gerade gegen die Nächsten und Liebsten. Das führt natürlich leicht zu Konflikten“, so Matthias Müller-Guth, Psychologe und Paartherapeut aus dem SOS-Familienzentrum Berlin.

Wichtig ist es vor allem, sich Freiräume zu gewähren. „Sich kleine Inseln der Ruhe schaffen, ein wenig Zeit für sich selbst haben, die Akkus aufladen – alles, was dem Einzelnen gut tut, wirkt sich auch positiv auf die Paarbeziehung und die ganze Familie aus“, so Matthias Müller-Guth weiter.

Wie Eltern Streitsituationen auflösen oder verhindern können und wie es gar nicht erst dazu kommt, erzählt Matthias Müller-Guth im Interview.

Matthias Müller-Guth, Psychologe und Paartherapeut aus dem SOS-Familienzentrum Berlin

Matthias Müller-Guth, Psychologe und Paartherapeut aus dem SOS-Familienzentrum Berlin

Wie wirkt sich der momentane Stress auf die Paarbeziehung aus?

Menschen reagieren unterschiedlich auf Stress. Unser Gehirn kennt in solchen Ausnahmesituationen vor allem zwei Modi: Flucht oder Angriff. Flucht ist zur Zeit schwierig und so richtet sich dann die Wut über die missliche Situation gerade gegen die Nächsten und Liebsten. Das führt natürlich leicht zu Konflikten. Es ist zunächst wichtig, sich diese Gemengelage klarzumachen. Und sich selbst, aber auch dem Partner, diesen Impuls für den Moment zuzugestehen. Diese Haltung hilft oft schon, damit besser umgehen zu können.

Dass man sich momentan quasi nicht aus dem Weg gehen kann, stresst die Partner ebenfalls: Eigenarten des Anderen, über die man im Alltag bei weniger Begegnung hinwegsieht, kommen jetzt viel stärker zum Tragen. Die Verhaltensbiologie kennt die so genannte „Individual-Distanz“, die Tiere wie Menschen brauchen: Nähe ist wichtig, aber nicht dauerhaft und ständig! Daher sollten Eltern nun Wege finden, auch mal auseinanderzurücken.

Wie können Paare Streit verhindern und richtig reagieren, wenn es doch mal soweit kommt?

Wie gesagt, in dieser Belastungssituation kennt das menschliche Gehirn vor allem den Angriffsmodus. Streit ist oft auch ein Ventil! Das sollte einem klar sein, denn so kann man über manche Angriffe auch mal leichter hinwegsehen und die Situation nicht gleich eskalieren lassen. Wenn es doch soweit kommt, hat sich bei vielen Paaren ein abgesprochenes „Stopp-Signal“ als sehr hilfreich erwiesen. Dann muss der Streit ausgesetzt werden und alle haben Zeit durchzuatmen und sich zu sortieren. Wichtig ist hier: Das Thema muss wieder aufgenommen werden und zwar von dem, der den „Stopp“ gesetzt hat. Zudem: eine Entschuldigung kann im Miteinander Wunder wirken und hat noch keinen umgebracht…

Was kann man tun, wenn Kinder den Streit mitbekommen?

Streit vor den Kindern sollten Eltern generell vermeiden; vor allem darf man Kinder nicht zwingen, Partei zu ergreifen. Nach einer lauteren Auseinandersetzung sollte man sie altersgerecht beruhigen, nicht aber inhaltlich einbinden, das würde sie nur überfordern. Die Verantwortung für den Streit muss klar bei den Eltern verbleiben. Auch Kindern gegenüber kann man sich übrigens für einen Streit entschuldigen.  

Wie können Paare Stress reduzieren?

Elternpaare müssen Möglichkeiten finden, Raum für den Einzelnen zu schaffen. Und jeder Partner steht in der Verantwortung, auf sich zu schauen: Was brauche ich, was ist mir zu viel? Sich kleine Inseln der Ruhe schaffen, ein wenig Zeit für sich selbst haben, die Akkus aufladen - alles, was dem Einzelnen gut tut, wirkt sich auch positiv auf die Paarbeziehung und die ganze Familie aus. Gemeinsame Zeit, die nicht von Alltagsproblemen beherrscht wird, gibt viel Kraft: Zeit für Gespräche über positive, schöne Dinge; Zeit für kleine Rituale, wie die Lieblingsserie zusammen weiterschauen oder regelmäßig gemeinsam laufen zu gehen. Auch kleine Aufmerksamkeiten können viel bewirken - sei es ein kleines Essen zu kochen, das dem Anderen besonders schmeckt, oder auch nur ein lustiges Foto der Kinder weiterzuleiten. Doch wenn die Situation immer wieder eskaliert und die Partner keinen gemeinsamen Weg finden, ist es ratsam, sich Hilfe zu holen. Erziehungs- und Familienberatungsstellungen bieten zur Zeit auch telefonisch Unterstützung an und helfen, Wege aus scheinbar festgefahrenen Situationen zu finden.

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