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Am 10. April ist Tag der Geschwister!

8. April 2022

Geschwister auf der Flucht

„Geschwister erzählen sich viel, haben Geheimnisse miteinander.Und deshalb sind sie gerade auf dem Fluchtweg und im fremden Land eine große Stütze füreinander“, Anisa Saed-Yonan, Psychologin und Psychotherapeutin im SOS-Kinderdorf Berlin.

„Geschwister sind einander oft näher als ihren Eltern“

Am 10. April ist der Tag der Geschwister. Wie wichtig Geschwisterbeziehungen auch auf der Flucht sind, erklärt SOS-Psychologin Anisa Saed-Yonan. Sie arbeitet bei SOS-Kinderdorf Berlin in der Erziehungs- und Familienberatung und hat viele Geflüchtete beim Ankommen in Deutschland und darüber hinaus unterstützt. Im Interview berichtet sie von ihren Erfahrungen mit Geschwisterkindern und erklärt, wie sich diese auf der Flucht und im neuen Land Halt geben können. 

Warum ist es wichtig, dass Geschwister auf der Flucht zusammenbleiben?

Geschwister geben sich emotional Halt. Sie können sich unterstützen und aufeinander aufpassen. Gerade wenn Kinder ohne ihre Eltern flüchten, brauchen sie Schutz. Das Gefühl „Ich bin nicht alleine“ ist sehr wichtig, damit sie den Weg gemeinsam meistern können. Alleine ist man zudem viel mehr Gefahren ausgesetzt als zu zweit oder zu dritt. Es gibt viele Geschichten, die wir dazu gehört haben. Werde ich auf der Flucht krank oder gerate in Schwierigkeiten, dann ist jemand für mich da. Auf dem Fluchtweg lauern viele Gefahren, vor allem sexualisierte Gewalt gegen Frauen – was wir ja auch momentan bei den ukrainischen Mädchen und Frauen mitbekommen. 

Warum geben sich gerade Geschwister auf der Flucht besonders viel Halt?

Geschwisterbeziehungen haben ihre eigenen Strukturen. Geschwister haben in der Regel mehr Kontakt und Austausch untereinander als beispielsweise mit den Eltern. Geschwister erzählen sich viel, haben Geheimnisse miteinander, die z.B. Mutter oder Vater nicht wissen. Sie kennen auch die Macken voneinander. Und deshalb sind sie gerade auf dem Fluchtweg und im fremden Land eine große Stütze füreinander. 

Wie helfen Geschwister sich gegenseitig dabei, besser im neuen Land zurechtkommen?

Geschwister sind einander oft näher als ihren Eltern. Sie haben ähnliche Gedanken und Ziele, sind ähnlich alt. Ihre Pläne und Vorstellung vom Leben sind ganz andere als die ihrer Eltern. Da hilft das gemeinsame Ankommen sehr. Heute habe ich von zwei ukrainischen Brüdern gehört. Der eine Junge besucht die sechste Klasse und spricht gut Englisch, der andere geht in die erste Klasse und kann nur Ukrainisch. Die Lehrerinnen und Lehren des jüngeren Jungen holen den älteren Bruder manchmal als Hilfe in die Klasse. Manchmal weint der Kleine auch, dann kommt der Sechstklässler und spricht mit ihm ukrainisch und danach geht es wieder. Dass Geschwister diese Aufgaben gemeinsam meistern, ist also auch für die Integration wichtig. Geschwister kennen die Schwächen und Stärken voneinander besser als jeder andere. 

„Eine Trennung ist gerade dann, wenn die Kinder traumatisiert sind und aus der Gefahr kommen, sehr schlecht.“

Anisa Saed-Yonan, Psychologin und Psychotherapeutin im SOS-Kinderdorf Berlin

Was bedeutet es, wenn Geschwister getrennt werden?

Ich sage immer: Wenn man von seinen Geschwistern, aus welchen Gründen auch immer, getrennt wird, dann sucht man nach ihnen. Das zeigt, wie wichtig es ist, zusammen zu bleiben – gerade auf der Flucht oder in einem fremden Land. Denn Trennung verursacht viel Angst, man fühlt sich alleine, hat keine Stütze. Gerade hier in der Fremde fehlen dann die gemeinsame Sprache, die Bräuche, der kulturelle Hintergrund. Die Familiengeschichte ist auch sehr wichtig: man teilt Erinnerungen und spricht seine Muttersprache. Das sind alles Faktoren, die den Kindern fehlen, wenn sie voneinander getrennt werden. Eine Trennung ist gerade dann, wenn die Kinder traumatisiert sind und aus der Gefahr kommen, sehr schlecht.  

Welche Beobachtungen haben Sie in der Entwicklung von geflüchteten Geschwisterkindern gemacht?

Am Anfang waren die Beziehungen – gerade bei unbegleiteten Geschwisterkindern – sehr eng, die Geschwister wollten unbedingt beieinanderbleiben. Manchmal ist es kulturbedingt so, dass die Großen auf die Kleinen aufpassen und diese Rolle in der Familie gelernt haben. Diesen Auftrag nimmt der eine Geschwisterteil mit ins neue Land und fühlt sich verantwortlich. Ich erinnere mich an einen Fall, als das jüngere Mädchen irgendwann nicht mehr wollte, dass der große Bruder auf sie aufpasst. Sie hatte andere kulturelle Werte kennengelernt und wollte ihr eigenes Leben. Der Junge hatte so das Gefühl, seinen Auftrag nicht erfüllt zu haben. Ich habe ihm in der Erziehungs- und Familienberatung versucht, den Druck zu nehmen. Er hat seine Pflicht ja getan. Nach drei oder vier Jahren in Deutschland ist es ok, dass die Schwester ihren eigenen Weg gehen möchte. Das ist aber von Fall zu Fall sehr unterschiedlich. Und da ist die Rolle der Pädagogen und Pädagoginnen zu schauen, was das Beste für die Geschwister ist. 

So unterstützt SOS-Kinderdorf Geflüchtete Menschen aus der Ukraine in Deutschland.

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