SOS-Kinderdorf zum Internationalen Tag der Kinderrechte: Junge Menschen in der Corona-Krise anhören !
© iStock / Nenad Stojnev
Jugendliche aus dem SOS-Kinder- und Jugendrat fordern ihre Rechte im Teil-Lockdown ein
Die Corona-Krise und der derzeitige Teil-Lockdown schränken die Kinderrechte weiter ein. Vor allem das in der UN-Kinderrechtskonvention festgeschriebene Recht auf Beteiligung wird weitestgehend missachtet. Kinder und Jugendliche werden in der aktuellen Krise nicht angehört und auch nicht in Entscheidungen miteinbezogen. Dabei haben sie viel zu sagen und beizutragen: junge Menschen sind Experten in eigener Sache. Zum Tag der Kinderrechte am 2. November fordern die Jugendliche aus dem Kinder- und Jugendrat von SOS-Kinderdorf daher: Wir haben ein Recht darauf, angehört zu werden!
„Kinder sind unsere Zukunft ?! Davon ist nichts zu spüren!“
Lea, 18, Vorsitzende des Kinder- und Jugendrats von SOS-Kinderdorf
Lea, Vorsitzende des Kinder- und Jugendrats von SOS-Kinderdorf
© SOS-Kinderdorf e.V. / Foto: Sebastian Pfütze
Lea kann das nur bestätigen: „Die Situation macht mich richtig wütend. Auf uns Jugendliche wurde bei den Maßnahmen zur Bekämpfung von Corona überhaupt nicht geachtet. Wir fühlen uns total im Stich gelassen.“ Sie kenne genug Jugendliche, die im ersten Lockdown daheim extreme Situationen bis hin zu Gewalt erlebt haben und sich dann an niemanden wenden konnten – keine Freunde, keine Lehrer*innen, keine Therapeut*innen. „Unser Recht auf Schutz wurde schwer verletzt“, so Lea, die im SOS-Kinderdorf Lippe aufgewachsen ist und nun als Care Leaverin auf eigenen Beinen steht. Lea möchte trotz allem konstruktiv bleiben, sie hat sich gefragt, was zukünftig besser laufen muss. Ihre Antwort liegt in der Beteiligung von jungen Menschen: „Es gibt so viele interessierte und engagierte Jugendliche, die sich – so wie wir im SOS-Kinder- und Jugendrat - zusammengetan haben, um das Thema Kinderrechte zu beackern. Die Politik sollte sich zumindest an diese Gruppen wenden und deren Stimmen einholen, um so die Belange von Kindern und Jugendlichen in zukünftige Corona-Entscheidungen besser einfließen zu lassen.“
„Fragt uns – denn richtiges Lernen sieht anders aus!“
Tabea, 18, Finanzvorständin im SOS-Kinder- und Jugendrat
Tabea lebt in einer betreuten Wohngruppe im SOS-Kinderdorf Saarbrücken. Sie steckt mitten in der Ausbildung zur Erzieherin: „Ich habe manchmal das Gefühl, wir Jugendlichen und vor allem unsere Rechte wurden in der Corona-Krise einfach vergessen. Ich finde es gut, dass Schulen und Kitas jetzt weiter offen haben. Aber damit ist es nicht getan. Richtiges Lernen sieht anders aus. Denn viele Kinder machen auch wieder Online-Unterricht und sind damit ziemlich überfordert. Viele Eltern können dabei nicht so richtig helfen; ich kenne manche, die auch gar keinen Schreibtisch oder eigenes Zimmer zum lernen haben. In der Schule können wir uns nicht richtig konzentrieren, denn wir müssen manchmal stundenlang Maske tragen und durch das ständige Lüften ist es wirklich sehr kalt. Ich finde wir Schüler*innen sollten auch gefragt werden, denn uns betreffen die Maßnahmen ja. Ich würde mir wünschen, dass wir gemeinsam andere, bessere Lösungen für die Gestaltung des Unterrichts finden.“
„Man sollte mehr Kooperationen mit den Schüler*innen eingehen.“
Joshua, 17, stellvertretender Vorstand im SOS-Kinder- und Jugendrat
Joshua lebt in einer Verselbstständigungswohngruppe im SOS-Kinderdorf Kaiserslautern lebt: „Ich finde Jugendliche werden nicht gehört und die Schulsituation wird im generellen viel zu sehr unterschätzt. Ich persönlich finde, man muss viel vorsichtiger an diese Sache rangehen, denn ich spüre auch einfach Angst, jeden Tag in eine Schule zu gehen mit tausenden von Leuten. Unsere Freizeit wird eingeschränkt während wir immer noch den selben Schulalltag erleben. Man sollte mehr Kooperationen mit den Schüler*innen eingehen und sich ihre Meinung zur Situation viel mehr und öfter anhören.“