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Kämpfe zwischen Armenien und Aserbaidschan

12. Oktober 2020

Am 27. September brachen in Berg-Karabach Kämpfe zwischen armenischen und aserbaidschanischen Streitkräften aus. Beide Seiten berichten von militärischen und zivilen Opfern. Beide Länder haben zudem das Kriegsrecht ausgerufen.

Alle Kinder und Betreuer in den SOS-Kinderdörfern in Kotayk und Idjevan sind in Sicherheit

Durch den Krieg in Berg-Karabach wurden rund 20.000 Kinder, Frauen und ältere Menschen vertrieben. SOS-Kinderdorf arbeitet daran, ein Auseinanderbrechen der Familien zu verhindern und unbegleiteten und getrennten Kindern durch humanitäre Hilfe und psychologische Unterstützung eine vorübergehende alternative Betreuung zu bieten.

Große Sorgen um die Kinder

"Wir sind zutiefst besorgt um die Sicherheit und das Wohlergehen aller Kinder", sagt Tom Malvet, Internationaler Direktor der SOS-Kinderdörfer für die Region MOE/GUS/Naher Osten. "Im Moment sind alle Kinder aus den SOS-Kinderdörfern in Armenien (Kotayk und Ijevan) und Aserbaidschan (Baku und Ganja) in Sicherheit. Gemeinsam mit unseren Kollegen vor Ort beobachten wir die Situation genau. An allen Standorten wurden Sicherheitsprotokolle umgesetzt und Maßnahmen ergriffen, um die ununterbrochene Arbeit der SOS-Kinderdorf-Programme zu gewährleisten. Wir hoffen, dass beide Seiten auf Gewalt verzichten und Wege für eine Lösung durch Verhandlungen suchen".

SOS-Kinderdorf Idjevan

In der nördlichen Region Tavush, wo sich das SOS-Kinderdorf Idjevan befindet, gibt es derzeit keine Kämpfe, und die SOS-Programme können fortgeführt werden. "Wir stehen in täglichem Kontakt mit den 300 Familien des SOS-Familienstärkungsprogramms  in der Region Tavush ", berichtet Spartak Sarkissjan, Nationaler Leiter des SOS-Kinderdorfes Armenien. "Die Kämpfe in Berg-Karabach, die Todesopfer und die totale Mobilisierung sind für sie sehr belastend. Die Familien brauchen eine intensive psychologische Betreuung."

SOS-Kinderdorf Kotayk

Gegenwärtig sind 57 Kinder aus Berg-Karabach im SOS-Kinderdorf Kotayk untergebracht, 35 davon sind unbegleitete oder von ihren Familien getrennte Kinder.
"Diese Kinder sind verängstigt und traumatisiert", erklärt Sarkissjan. "Einige von ihnen haben aufgrund dessen, was sie gesehen haben, aufgehört zu sprechen. Sie brauchen dringend psychologische Beratung, Sprach- und Traumatherapie. Wir wissen nichts über ihre Eltern, weil die Behörden in Berg-Karabach nicht in der Lage waren, uns die entsprechenden Dokumente zu schicken".

SOS-Kinderdorf rechnet mit einem weiteren Anstieg der Vertriebenenzahlen

Angesichts der Eskalation des Konflikts rechnet SOS-Kinderdorf Armenien mit einem Anstieg der Vertriebenenzahlen. "Sobald wir die Kapazitäten im SOS-Kinderdorf Kotayk ausgeschöpft  haben, könnten wir eine vorübergehende Unterkunft in Zelten anbieten. Wir sind für die Aufnahme von rund 100 vertriebenen Kindern und Eltern gerüstet und planen, weitere 3.500 zu unterstützen. Dazu benötigen wir Nahrungsmittel, Medikamente, Hygieneprodukte, pädagogisches Material und Spezialisten für psychosoziale Beratung, damit die Bedürfnisse der vertriebenen Kinder und ihrer Eltern erfüllt werden können".
SOS-Kinderdorf ist seit 20 Jahren in Aserbaidschan und seit 30 Jahren in Armenien tätig und bietet gefährdeten Kindern und ihren Familien seither Betreuung und Unterstützung an.