50 Jahre SOS-Kinderdorf Niederrhein

27. September 2019

Alleinerziehende trifft Armut besonders hart

50 Jahre SOS-Kinderdorf Niederrhein: Ein Fachtag zum Thema Armut markierte den Auftakt einer ganzen Reihe von Veranstaltungen zum Einrichtungsgeburtstag.
Seit fünf Jahrzehnten engagiert sich SOS-Kinderdorf bereits am Niederrhein. Aus diesem Anlass setzte das SOS-Kinderdorf Niederrhein gleich mehrere Veranstaltungen an. Krönender Abschluss: die Eröffnungsfeier des neuen Familienforums Kermisdahl für Nachbarn, Freunde und Interessierte am 27. September. Beim offiziellen Jubiläumsfestakt am Vormittag hatte die Einrichtung auch Dr. Joachim Stamp begrüßen dürfen, Familienminister von Nordrhein-Westfalen. Bereits im Mai hatten Mitarbeitende, Ehemalige sowie die heutigen Kinderdorfbewohnerinnen und -bewohner ihr eigenes Jubiläumsfest
gefeiert.
Fachleute und Politik im Gespräch
Für einen fulminanten Auftakt der Veranstaltungsserie sorgte am 29. März der Fachtag „Wege aus der Armutsfalle – Hilfen vor Ort für Kinder und  Alleinerziehende“. 130 Gäste konnten das Kinderdorf und der Paritätische Wohlfahrtsverband Kreisgruppe Kleve dazu in Kevelaer begrüßen. Fachleute sowie Politikerinnen und Poliltiker aus der Region nutzten die Gelegenheit, das Thema Armut bei Alleinerziehenden aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten.
„Wenn Alleinerziehenden mit Kindern der Strom abgestellt wird, weil sie die Rechnungen nicht begleichen können, ist das Kindeswohlgefährdung“, mahnte Christian Woltering, Landesgeschäftsführer des Paritätischen NRW. Anette Stein, Direktorin Wirksame Bildungsinvestitionen der Bertelsmann Stiftung, betonte in ihrem Fachvortrag: „Wir erheben in Deutschland zwar jede Menge Zahlen, wir erheben aber nicht, was Kinder und Jugendliche wirklich zum Leben brauchen.“
An den Podiumsdiskussionen am Vor- und Nachmittag nahmen auch die Landtagsabgeordnete für den südlichen Teil des Kreises Kleve, Margret Voßeler-Deppe, der scheidende Sozialdezernent der Stadt Kevelaer, Marc Buchholz, sowie Prof. Dr. Ingrid Jungwirth von der Hochschule Rhein-Waal teil. Die  Diskussionsbeiträge machten schnell deutlich: Der Kinderarmut dauerhaft entgegenzuwirken, erfordert die Anstrengung vieler Akteure. Auf der Suche nach geeigneten Lösungen wurde in mehreren Workshops viel über Wege aus der Armut für Kinder und Alleinerziehende diskutiert.
Vertrauen durch Wertschätzung
Dass sie sich auch um die Zukunft ihrer Kinder sorgen, verbergen viele Alleinerziehende – aus Scham und Angst. „Wir erleben im Quartier immer, dass es besonders wichtig ist, den Menschen auf Augenhöhe und mit Wertschätzung zu begegnen. Erst wenn Vertrauen aufgebaut ist, nehmen Menschen Hilfe an“, betonte Workshop-Moderatorin Hildegard Holland.

    SOS-Kinderdorf Niederrheim

     281 Mitarbeitende
    7 Kinderdorffamilien mit 34 Kindern und Jugendlichen; 47 weitere junge Menschen leben in 7 Wohngruppen. 
    177 Kinder besuchen die Krippe, die 2 Kindergärten und die heilpädagogische Tagesgruppe.
    1 Familienforum mit Treff, Café, Beratung; rund 1.300 Mal wurden die offenen Angebote 2018 genutzt (Zahl kann Mehrfachzählungen bei mehrfacher Nutzung durch dieselben Personen beinhalten).
    2.461 junge Menschen betreute der Bereich „Ausbildung & Qualifizierung“ 2018. Hinzu kommen schulbezogene Angebote.