Katerina Ilievska, Korrespondentin bei SOS-Kinderdorf International, erzählt, wie es den ukrainischen Geflüchteten in den SOS-Kinderdörfern Polen und Rumänien geht.
„Wir werden unser Engagement fortsetzen, solange die Betroffenen es brauchen.“

Katerina Ilievska ist seit 21 Jahren Korrespondentin bei SOS-Kinderdorf International für die Region Mittel- und Osteuropa.
© SOS-Kinderdorf International / Katerina Ilievska
„Viele Familien in der Ukraine und in den Zufluchtsländern wollen ihr Leben zurück. Sie müssen sich ihre Normalität und ihren Alltag zurückerobern. Wir als Organisation bemühen uns sehr, ihnen das zu ermöglichen. Uns ist bewusst, dass die traumatischen Erfahrungen, die sie durch den Krieg gemacht haben, nicht über Nacht geheilt werden können. Das erfordert viel Zeit, Mühe, harte Arbeit und Hingabe. Dazu sind wir bereit und werden unser Engagement fortsetzen, solange die Betroffenen es brauchen.“
„Die meiste Zeit wurde gelacht, gerannt und gespielt.“
„Die ukrainischen Kinder, die ich in Polen und Rumänien getroffen habe, lächeln, und das ist ein Glück. Sie hatten Zeit, Distanz zu dem aufzubauen, was sie auf der Flucht aus ihrer Heimat erlebt haben. Und sie wurden von ihren Gastgebern sehr gut aufgenommen. Ich kann über diese beiden und auch über andere europäische Länder sagen, dass die SOS-Mitarbeitenden dort dafür sorgen, dass alle Bedürfnisse der Geflüchteten erfüllt werden. Es gibt genug Lebensmittel, Kleidung und Schreibwaren für die Kinder. Auch die Eltern bekommen alles, was sie brauchen, um wieder so etwas wie Normalität aufzubauen. Als ich im März in Polen war, bereiteten sich die geflüchteten Kinder bereits auf die Einschulung vor. Das ist von unschätzbarem Wert, weil es Routine und Normalität in das Leben der Kinder zurückbringt. Es war wirklich sehr schön zu sehen, wie alle Kinder miteinander interagierten. Glücklicherweise sind sich die polnische und die ukrainische Sprache recht ähnlich, und es war wirklich interessant, wie sich die Kinder ungeachtet der Sprachunterschiede unterhielten und miteinander spielten. Sie hatten alles, was einen normalen Alltag eines Kindes ausmacht: Die meiste Zeit wurde gelacht, gerannt und gespielt, und manchmal auch gestritten.“
„So etwas wie Alltag und eine tägliche Routine kann unglaublich viel helfen, und ich war sehr froh, genau das in dem Kinderdorf zu sehen.“
„Dasselbe habe ich in Rumänien erlebt, wo alle drei Kinderdörfer geflüchtete Familien aufgenommen haben. Was diese Familien vor allem brauchen, ist Normalität, damit die Kinder sich möglichst normal weiterentwickeln können. Dazu gehören Online-Unterricht und Nachhilfe, aber auch außerschulische Aktivitäten wie Zeichenkurse oder Kreativ-Workshops. So haben die rumänischen und ukrainischen Kinder beispielsweise gemeinsam Osterdekoration gebastelt. Es war schön zu sehen, wie sie einfach zusammen waren und miteinander auskamen. Auch die Mütter und die rumänischen SOS-Mitarbeitenden haben sich sehr bemüht, sich kennenzulernen. So wurde ich Zeugin, wie sie gemeinsam ein kleines Wörterbuch mit rumänischen, ukrainischen und englischen Begriffen erstellten, damit sie miteinander kommunizieren konnten. So etwas wie Alltag und eine tägliche Routine kann unglaublich viel helfen, und ich war sehr froh, genau das in dem Kinderdorf zu sehen. Und ich weiß, dass das Gleiche in den SOS-Kinderdörfern in Bulgarien, Tschechien, Österreich und Italien passiert – in allen Ländern, wo es nur geht.“