Das SOS-Feriencamp Caldonazzo in Italien öffnet wie bereits 2022 auch 2023 für Familien, die wegen des Kriegs aus der Ukraine flüchten mussten. Für sie sind die Ferien am See eine Möglichkeit, sich zu erholen und trotz allem ein paar unbeschwerte Tage zu erleben.
Ein Stück Normalität im Sommercamp
Jedes Jahr kommen Kinder aus SOS-Einrichtungen aus ganz Europa an den Caldonazzosee, um dort Ferien zu machen.
© SOS-Kinderdorf International / Marta Cavallari
Endlich wieder lachen, für ein paar Tage alle Sorgen vergessen und einfach Kind sein: Im Feriencamp von SOS-Kinderdorf am Caldonazzosee in Italien spielten sich in den vergangenen Wochen rührende Szenen ab.
Das Feriendorf, in dem sonst Kinder aus den SOS-Kinderdörfern in ganz Europa Urlaub machen können, ermöglicht auch geflohenen Kindern und ihren Familien aus der Ukraine Ferien, um abzuschalten und auf andere Gedanken zu kommen. „Sie mussten ihre gewohnte Umgebung, ihre Freunde und ihren Alltag aufgeben“, schildert Roberta Capella, Direktorin von SOS-Kinderdorf Italien, die Schicksale der ukrainischen Feriengäste.
Hilfe von SOS-Kinderdorf in Italien
Wie in vielen anderen europäischen SOS-Kinderdorfvereinen tat man seit Beginn des Kriegs auch in Italien viel, um ukrainischen Geflohenen zu helfen. So kamen mehrere von ihnen zum Beispiel in SOS-Kinderdörfern unter. Außerdem bietet SOS-Kinderdorf in Italien verschiedene Förder- und Hilfsprogramme für geflohene ukrainische Kinder und ihre Angehörigen an.
Doch obwohl sie in Italien zumindest vor dem Krieg in Sicherheit sind, bleibt der Druck in den Familien oft hoch. Das weiß auch Orso Muneghina, Leiter der internationalen und Notfall-Programme bei SOS-Kinderdorf Italien: „Viele Familien, die wir unterstützen, sind sehr angespannt. Das kommt nicht nur von der Gewalt, vor der sie geflohen sind, sondern auch von den Herausforderungen ihres neuen Alltags.“
Um ukrainischen Familien und besonders den Kindern in dieser schwierigen Zeit eine Ablenkung vom Erlebten anzubieten, kam SOS-Kinderdorf Italien deshalb auf die Idee, einigen von ihnen einen Urlaub am Caldonazzosee zu ermöglichen. Die meisten Urlauber sind Kinder mit ihren Müttern, die seit Beginn des Kriegs in der Nähe des Caldonazzosees im Norden Italiens wohnen. Die Familienväter durften die Ukraine wegen des Ausreiseverbots für wehrfähige Männer meist nicht verlassen.
Auf andere Gedanken kommen
Beim Bemalen von T-Shirts können die Kinder ihrer Kreativität freien Lauf lassen.
© SOS-Kinderdorf International / Marta Cavallari
Im Feriencamp werden den Familien verschiedenen Freizeit-, Bildungs- und Gruppenaktivitäten angeboten. Die Kinder können sich beim Sport austoben, ihrer Kreativität beim Malen und Basteln freien Lauf lassen oder sich beim Schwimmen im Caldonazzosee abkühlen. Einige der Programmpunkte helfen Eltern und Kindern mit therapeutischen Ansätzen auch dabei, die Erlebnisse von Krieg, Flucht und Neuanfang zu verarbeiten.
Und damit es im Feriencamp auch mit der Verständigung klappt, sind neben den festen Mitarbeitenden einige sprach- und kulturvermittelnde Kräfte vor Ort. Gerade für die Kinder bedeuten die Ferien am See ein Stück Normalität nach dem so lange andauernden Ausnahmezustand. Aber auch ihre Eltern können sich in Caldonazzo von den Strapazen erholen. „Diese Familien", betont Roberta Capella, „haben das Recht, wieder zur Ruhe zu kommen, und es ist unsere Pflicht, ihnen dafür unsere langjährige Erfahrung und unsere Gastfreundschaft anzubieten.“
Das Feriencamp öffnet 2022 und 2023 auch für Familien, die wegen des Kriegs aus der Ukraine flüchten mussten.
© SOS-Kinderdorf International / Marta Cavallari