„Was sagen Sie, wenn ein Kind Sie fragt, ob Sie auch in so einem Container leben?“
Von Popi Gkliva, Leiterin des Flüchtlings-Nothilfeprogramm von SOS-Kinderdorf Griechenland
Ein provisorisches Zelt als Unterkunft.
© SOS-Kinderdorf International / Foto: Giorgos Moutafis
Seit die "Hotspots" - oder Flüchtlingslager - auf den griechischen Inseln eingerichtet wurden, hat SOS-Kinderdorf Griechenland Kinder und Familien unterstützt, wobei der Schwerpunkt auf unbegleiteten und von ihren Familien getrennten Kindern lag. Die Gefahr eines Ausbruchs von COVID-19 hat zu massiven Einschränkungen für die in den Lagern lebenden Kindern und Jugendlichen geführt. Popi Gkliva teilt ihre Einsichten aus dem Leben in Lagern, das für viele Kinder Normalität geworden ist.
Wie soll ich es erklären?
Wie trösten Sie eine Siebenjährige, die über anderthalb Jahre warten muss, um ihre Mutter zu sehen? Wie erklären Sie Kindern, dass sie nicht zum Schulbesuch berechtigt sind, auch wenn sie so gerne lernen möchten? Was sagen Sie, wenn ein Kind fragt, ob das Haus, in das Sie abends zurückkehren, wie sein Container oder sein Zelt aussieht?
Als Mitglied des Nothilfeteams von SOS-Kinderdorf Griechenland bin ich seit Jahren in und außerhalb der Lager. Ich kann gar nicht alles in Worte fassen, was ich gesehen habe. Ich weiß jedoch, dass ich nicht will, dass sich die Realitäten, die sich in den Fragen der Kinder widerspiegeln, in unserer Gesellschaft und für sie selbst normal werden; beklagenswert, aber als unvermeidlich hingenommen.
Die Hölle auf Erden
Eine Frau kocht auf offener Feuerstelle.
© SOS-Kinderdorf International / Foto: Giorgos Moutafis
Wenn wir über die Kinder sprechen, müssen wir alle Orte berücksichtigen, an denen ihre Grundrechte nicht respektiert werden. Die Medien berichten oft über Moria, weil es mit fast 20.000 Einwohnern das größte Lager auf Lesbos ist. Moria ist von einigen Einwohnern selbst als "Hölle auf Erden" bezeichnet worden. Aber es geht nicht darum, das Extreme in Zahlen zu zeigen, sondern darum, wie sich die Bedingungen langfristig auf jedes einzelne Kind auswirken. Ein Flüchtlingslager ist einfach kein Ort für ein Kind.
Wir riskieren den Verlust einer Generation, wenn wir jetzt nicht handeln
Es fällt mir schwer, die vielen gemischten Gefühle auszudrücken, die ich beim Besuch des Lagers habe. Es ist jedoch klar, dass wir einfach nicht akzeptieren können, dass Kinder und Jugendliche im Europa des 21. Jahrhunderts unter Mangelernährung leiden, krank sind, ohne einen Arzt aufsuchen zu können, und täglich dem Risiko von Gewalt und Missbrauch ausgesetzt sind.
Kinder beim Wasser holen.
© SOS-Kinderdorf International / Giorgos Moutafis
In Ermangelung einer umfassenden Betreuung und eines umfassenden Schutzes für Kinder und Jugendliche auf der Flucht, spielen wir von SOS-Kinderdorf eine entscheidende Rolle. Wir haben vielleicht nicht die Antwort auf die Fragen eines Kindes über seine Lebensweise, aber es könnte aufhören, sich zu fragen, warum es jeden Tag in einem schlammigen provisorischen Zelt verbringen muss, und versuchen, unter Olivenbäumen einen Platz zum Spielen zu finden, ohne tatsächlich Spielzeug zu besitzen.
Kinder brauchen unseren Schutz
Wenn Kinder, die vor Krieg, Gewalt oder Armut geflohen sind, sofort professionell und ihrem Alter und ihren Lebensumständen entsprechend betreut und geschützt werden, können sie weiterhin ihre Träume verwirklichen - Träume, an denen sie versuchen, sich festzuhalten.