Kampf gegen den Menschenhandel
Maria Anggelina widmet sich als Menschenrechtsaktivistin dem Kampf gegen Menschenhandel und Schlepperei. Dank ihrer Bemühungen konnten schon über 40 Mädchen gerettet und in ihre Heimatdörfer zurückgebracht werden. Durch ihre Arbeit in dem Opfer-Recovery-Programm der Good Shepherd Sisters, eines katholischen Ordens, versucht sie das Leben und die Würde der indonesischen Frauen wiederherzustellen, die jahrelang ausgebeutet wurden.
Angge, wie sie genannt wird, hatte in ihrer Jugend mehr Glück als die Frauen, um die sie sich kümmert. Sie ist im SOS-Kinderdorf Flores in Indonesien groß geworden: „Ich bin wirklich dankbar, in einer SOS-Familie aufgewachsen zu sein“, sagt sie. „Ohne SOS-Kinderdorf wäre ich vielleicht auch ein Opfer des Menschenhandels geworden.“ Die Good Shepherd Sisters leben auf Batam, einer Insel im indonesischen Riau Archipel. Hier führen sie ein Frauenhaus und unterstützen diejenigen, die diese Form der modernen Sklaverei überlebt haben. In Form eines Opfer-Recovery-Programms versorgen die Good Shepherd Sisters die Frauen mit psychologischer Hilfe und bereiten sie auf ihre Rückkehr nach Hause vor.
Arme Frauen und Mädchen aus Ostindonesien geraten auf der Suche nach Arbeit in die Fänge der Menschenhändler, die sie mit den Aussichten auf eine Stelle und bessere Löhne locken. „Diese Frauen werden oft gezwungen, Haushälterin zu werden und unbezahlt zu arbeiten“, sagt Angge. „Sie werden von den Schleppern ins Ausland geschickt. Aber diejenigen, die keine legalen Unterlagen haben, müssen wieder zurück – und werden manchmal sogar mitten auf dem Meer über Bord geworfen.“
Die Arbeit der Good Shepherd Sisters trägt dazu bei, ein Bewusstsein in der Gesellschaft für die Gefahr von Menschenhandel und Gewalt zu schaffen. Dazu sprechen sie insbesondere die Eltern an. Außerdem klärt Angge auch Kinder über sexuelle Belästigung und Ausbeutung auf. Die 35-Jährige weiß, dass es in ihrem Land nicht ganz ungefährlich ist, sich so offen gegen Menschenhandel auszusprechen. Aber ihr tiefer Glaube gibt ihr den Mut, die Stimme zu erheben – und den Überlebenden zu helfen. Sie handelt dabei nach dem Vorbild von Schwester Mary Euphrasia, der Gründerin der Good Shepherd Sisters: „Ein Mensch ist wertvoller als die ganze Welt.“
Große Pläne für eine bessere Zukunft
Die Hermann-Gmeiner Preisträgerin spricht sich offen gegen den Menschenhandel mit Frauen in Indonesien aus und gibt den Opfern Unterschlupf in ihrem Frauenhaus.
© SOS-Kinderdorf International
„Angge ist mutig“, sagt Schwester Luciana Rahayu, die ebenfalls ein Mitglied der Good Shepherd Sisters ist. „Und sie denkt dabei nie nur an sich selbst.“ Im SOS-Kinderdorf in Flores ist Angge ein Vorbild, vor allem wegen ihrer guten Ausbildung. Sie verließ als einziges Kind das Dorf, um ihr Studium abzuschließen. Auch ihre SOS-Mutter, Anselina Wela, ist sehr stolz auf das, was Angge erreicht hat: „Sie stammt aus armen Verhältnissen und hat trotzdem so viel erreicht. Das macht mich sehr glücklich“, sagt Anselina.
Und Angge hat noch viel vor: Sie will in Zukunft eine Schule für Kinder aus armen Familien bauen und einen sicheren Ort für die Überlebenden des Menschenhandels einrichten, wo sie eine gute Ausbildung erhalten. Und Angge hat eine klare Botschaft an alle SOS-Kinder auf der ganzen Welt: „Nutzen wir alle Möglichkeiten, die uns SOS-Kinderdorf gegeben hat, um etwas zu bewegen. Man darf sich nicht von der Vergangenheit davon abhalten lassen, eine bessere Zukunft zu schaffen.“