Juan ist Vater von zwei Kindern mit Behinderung und alleinerziehend. Sein ältester Sohn Miguel (14) hat eine Sprachbehinderung und ist halbseitig gelähmt. Der jüngere von beiden, Carlos (7), wurde mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte geboren. Er musste bereits viermal operiert werden, was die Familie finanziell stark belastet hat. Die drei leben nahe der Stadt Juliaca im Süden von Peru.
Der 36-jährige Juan und seine Jungs haben einiges durchgemacht, seitdem die Mutter der Kinder sie vor sieben Jahren verlassen hat. Carlos war zu diesem Zeitpunkt gerade einmal sechs Monate alt. Juan arbeitete hart, um seine Kinder großzuziehen und die Schulden abzuzahlen. Doch die Arbeit nahm ihn den ganzen Tag in Anspruch und er musste seine Kinder bei einem Nachbarn lassen.
„Ohne SOS-Kinderdorf wäre unsere Familie nicht überlebensfähig gewesen.“
Juan
Unterstützung im Familienstärkungsprogramm
Einer der schwierigsten Momente war, als die Polizei ihm die Kinder wegnahm, weil sie Miguel und Carlos alleine zu Hause vorfand. Gemeinsam mit SOS-Kinderdorf nahm Juan anwaltliche Hilfe in Anspruch und er bekam seine Kinder noch am selben Tag zurück. Von diesem Moment an wurde ihm klar, dass er so nicht weitermachen konnte. Er arbeitete zwei Jahre lang die ganze Nacht, damit er sich tagsüber um seine Kinder kümmern konnte.
SOS-Kinderdorf nahm Juan und seine Söhne ins Familienstärkungsprogramm auf. Die Familie erhielt Hilfe in Form von Grundnahrungsmitteln, Sprach- und Physiotherapien für die beiden Söhne und SOS-Kinderdorf half mit, das Haus mit Strom und fließendem Wasser zu versorgen.
In der Schule wurden Miguel und Carlos gemobbt und ausgegrenzt. Selbst die Lehrer wussten nicht, wie sie mit den beiden umgehen und ihnen helfen sollten, so dass es am einfachsten war, sie zu ignorieren und in den hintersten Teil des Klassenzimmers zu setzen. Am Ende wollten die Jungen nicht mehr zur Schule gehen. SOS-Kinderdorf setzte sich dafür ein, dass die Lehrer die richtige Ausbildung für den Umgang mit Kindern mit Behinderung erhielten, und brachte Miguel in einer Förderschule unter.
Zeit für die Familie
„Ohne SOS-Kinderdorf wäre unsere Familie nicht überlebensfähig gewesen”, sagt Juan. Er ist sehr dankbar, dass er Zeit mit seinen Jungs verbringen darf. Als Familie frühstücken sie jeden Tag gemeinsam und Juan versucht auch, täglich mit den Kindern zu Abend zu essen.
Nach wie vor fällt es Miguel schwer, sich aufgrund seiner Sprachbehinderung zu verständigen. Sein kleiner Bruder Carlos geht in die erste Klasse der Grundschule, zusammen mit anderen Kindern ohne Behinderung. Auch er hat noch Schwierigkeiten, sich mitzuteilen, allerdings hat er bereits einige Fortschritte gemacht. „Carlos ist auf einem guten Weg”, so Juan. „Doch er ist noch jung und braucht in dieser Phase seines Lebens viel Unterstützung.”
Derzeit arbeitet Juan nur gelegentlich, oft stundenweise, manchmal auch nachts. Er nimmt sich lieber viel Zeit für seine Kinder. Er möchte für sie da sein, denn er merkt: Sie brauchen ihn. Die drei sind eine glückliche Familie, trotz der Umstände und Probleme, die sie bewältigen mussten.
„Meine Jungs sind alles für mich. Sie haben meinem Leben einen Sinn gegeben.”
Juan