Seit Sommer 2021 kämpfen Banden in Haiti brutal um die Kontrolle des Landes und der Hauptstadt Port-au-Prince. Inzwischen ist die Zahl der Entführungen im Vergleich zu Mitte 2022 deutlich zurückgegangen, doch teils kommt es immer noch zu Entführungen oder Vergewaltigungen auf offener Straße. Es herrscht ein Mangel an Gütern und Ressourcen, etwa Trinkwasser und Benzin. Die Preise für Wasser und Lebensmittel sind in die Höhe geschossen. Zehntausende Menschen haben nicht genug zu essen, manche sterben an den Folgen der Hungersnot. An vielen Orten fehlt der Strom und aufgrund der sich rivalisierenden Gangs auf den Straßen können die Menschen nicht zur Arbeit gehen. Zahlreiche Kinder konnten monatelang nicht zur Schule gehen. Hinzu kommt ein neuer Cholera-Ausbruch. Doch infolge der Gewalt können Krankenhäuser nur eingeschränkt arbeiten.
Zusätzlich leidet Haiti, das immer wieder von Naturkatastrophen heimgesucht, immer noch an den Folgen des schweren Erdbebens vom August 2021. Mehr als 137.000 Häuser und 60 Gesundheitseinrichtungen wurden beschädigt oder zerstört. Schätzungsweise 650.000 Menschen waren auf sofortige humanitäre Hilfe angewiesen. Dabei litten viele Familien noch unter den Folgen des verheerenden Bebens von 2010, bei dem etwa 220.000 Menschen ums Leben gekommen waren, und den Zerstörungen durch Hurrikan Matthew im Jahr 2016.
Haiti gilt als Armenhaus Amerikas. Rund 80 Prozent der Bevölkerung leben in Armut, viele haben keinen Zugang zu Strom oder sanitären Einrichtungen. Die Gesundheitsversorgung ist schlecht, die Kindersterblichkeit ist sehr hoch. Viele Kinder gehen nicht zur Schule, und Kinderarbeit ist an der Tagesordnung. Familien und junge Menschen haben mit der schlechten wirtschaftlichen Lage im Land zu kämpfen, die sich durch COVID-19 noch weiter verschlimmert hat.