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Hildas Weg in die Selbstständigkeit

„Ich rate den Frauen, die wie ich alleinerziehend sind und manchmal das Gefühl haben, aufgeben zu müssen, tapfer zu sein und an ihre Zukunft und die ihrer Kinder zu denken.“
Hilda
Ein wohliger Geruch von frischen Teigwaren liegt in der Luft. Hilda* steht in ihrer kleinen Backstube – inmitten von Kuchenblechen und Schüsseln. Sie ist unabhängig und führt ein geregeltes Leben. Das war nicht immer so.

Mit zwölf Jahren erwachsen sein müssen

Mit zwölf Jahren zog Hilda allein in die Hauptstadt Sucre, um ihre Familie mit 18 Geschwistern finanziell zu unterstützen. Für ihre Eltern war es nicht leicht, sich um alle Kinder gleichermaßen zu kümmern. In Sucre lernte Hilda bereits mit 15 Jahren ihren ersten Ehemann kennen. Zwei Jahre später war sie schwanger und bekam kurze Zeit darauf noch ein zweites Kind.
Doch schon bald veränderte sich das Verhältnis zu ihrem Mann. „Wenn man Single ist und schön, holt dir ein Mann die Sterne vom Himmel. Doch sobald du Mutter wirst, fängt er an, dich zu misshandeln. Juan hat mir weh getan, körperlich und emotional, das war zu viel für mich“, erzählt Hilda.
Häusliche Gewalt an Frauen ist in Bolivien ein weit verbreitetes Problem. Das Land weist eine der höchsten Raten in ganz Lateinamerika auf. 

Hildas Leidensweg geht weiter

Einige Zeit später trennte sich Hildas Mann von ihr und ließ sie mit ihren zwei Kindern allein. Der Missbrauch hatte ein Ende, aber Hilda war vom einen auf den anderen Moment mit den beiden auf sich gestellt.
Sie versuchte, sich mit einem Job als Köchin über Wasser zu halten. Schon bald darauf lernte sie ihren zweiten Ehemann kennen, mit dem sie vier weitere Kinder bekam. Aber wie ihre erste Beziehung ging auch diese in die Brüche. Hilda trennte sich und jetzt, mit sechs Kindern, war die Herausforderung noch größer:
„Manchmal hatten meine Kinder nichts zu essen, waren barfuß und ich war krank.“
Hilda

Hilfe durch das Familienstärkungsprogramm

Über Kontakte in ihrer Nachbarschaft fand sie den Weg zu SOS-Kinderdorf. Die Hilfsorganisation nahm sie in das Familienstärkungsprogramm auf. „Von diesem Moment an änderte sich mein Leben“, so Hilda. „Es war, als wäre ein Engel für mich erschienen. Ich war sehr glücklich und vor allem fühlte ich mich unterstützt und gleichzeitig beschützt.“ SOS-Kinderdorf ermöglichte ihr eine Psychotherapie, die ihr dabei half, ihre Erlebnisse zu verarbeiten und sich wieder selbst wertzuschätzen, aber auch ihre Kinder gut zu behandeln.
„Wenn man aus einem misshandelnden Umfeld kommt, ist es manchmal so, dass man seine Frustration an seinen Kindern auslässt. Aber das ist nicht gut, weil man ihnen dann wehtut“
 so Hilda heute

Hilda eröffnet ihre eigene Bäckerei

SOS-Kinderdorf unterstützte sie auch in beruflicher Hinsicht: „Mein ganzes Leben lang wollte ich mein eigenes Unternehmen gründen und etwas verkaufen, aber ich hatte nicht die Mittel, um damit zu starten.“ Durch Workshops lernte sie das Backen und konnte sogar ihre eigene kleine Bäckerei eröffnen.
Auch Hildas Kinder wurden von SOS-Kinderdorf unterstützt. Während der Coronapandemie erhielten sie Zugang zum Internet, Laptops und Tablets, um weiterhin am Fernunterricht teilnehmen zu können.

Hoffnungsvoller Blick in die Zukunft

Wenn sie heute in ihrer kleinen Bäckerei steht, die sie in ihrem Haus eingerichtet hat, ist sie voller Hoffnung. Mit dem Verkauf von Donuts, Kuchen und anderem Gebäck verdient sie genug Geld für sich und ihre Kinder. Sie kann sogar etwas davon beiseitelegen und hofft, in ein paar Jahren ein eigenes Haus kaufen zu können.
* Alle Namen wurden zum Schutz der Privatsphäre geändert.

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