Der Tschad macht schwere Zeiten durch - die allgemeinen politischen und militärischen Gegebenheiten sowie die Sicherheitslage in einem der ärmsten Länder Afrikas sind nach wie vor sehr unbeständig und nicht vorhersehbar. Häufige Dürreperioden und der daraus resultierende Wassermangel machen das Leben für die Mehrheit der Bewohner im Tschad zu einer täglichen Herausforderung. Vor diesem Hintergrund hilft SOS-Kinderdorf dem schwächsten Teil der Bevölkerung, damit sie in Frieden und Sicherheit leben können.
Mariams erster Schultag
Mariam war neun Jahre alt, als sie zum ersten Mal in ihrem Leben ein Klassenzimmer betrat. Da sie ein Mädchen war hielt ihre Familie es nicht für nötig, sie eine Schule besuchen zu lassen. Eine übliche Entscheidung im Tschad, wo Mädchen zuhause bleiben und auf ein Leben als Hausfrau und Mutter vorbereitet werden. Aber auch nur lediglich 68 Prozent der Jungen besuchen die Grundschule.
Mariams Leben änderte sich jedoch schlagartig, als ihre Familie in das SOS-Familienstärkungsprogramm aufgenommen wurde. SOS-Kinderdorf überzeugte ihre Eltern das Mädchen die nahe gelegene Grundschule besuchen zu lassen und übernahm das Schulgeld. „Wir lernten das französische Alphabet A, B, C, D“, erinnert sie sich. „Die Klasse war voll mit Kindern und ich hatte Angst vor ihnen. Ich war vor allem überrascht, dass ich mit lauter Sechsjährigen zusammen war. Die gleichaltrigen Kinder waren alle in höheren Klassen. Manchmal schauten sie zu mir und lachten. Ich schämte mich sehr.“
Als an ihrem ersten Schultag die Schulglocke läutete, dachte Mariam, es sei Zeit nach Hause zu gehen. „Ich nahm mein Schreibzeug und verließ das Klassenzimmer. Aber dann wurde ich zurückgerufen. Die Kinder lachten mich aus. Ich war ganz durcheinander!“ Die ersten Tage waren anstrengend. Sie traute sich nicht, sich im Unterricht zu melden und war viel zu schüchtern, um mit den anderen Kindern Kontakt aufzunehmen. „Aber mit der Zeit, wurde es leichter und ich wurde mutiger. Ich fand neue Freunde, kam im Unterricht gut mit. Und dann war alles auf einmal ganz einfach“, erinnert sie sich.
Heute ist Mariam ein selbstbewusstes Mädchen, das stolz auf seine guten Noten ist. Später möchte sie Lehrerin werden, um ihr Wissen an andere Kinder weiterzugeben, damit diese die gleichen Chancen bekommen wie sie. „Dank des SOS-Familienstärkungsprogrammes habe ich eine Zukunftsperspektive erhalten, und das sollen andere auch!“