Obwohl die Kapverden viele Jahre lang politische Stabilität genossen haben, leben unzählige Kinder auf den Inseln unter äußerst prekären Bedingungen. Kinderarbeit stellt nach wie vor ein großes Problem dar. SOS-Kinderdorf unterstützt seit mehr als drei Jahrzehnten die Kinder auf den Kapverden und gibt ihnen in den zwei bestehenden SOS-Kinderdörfern ein liebevolles neues Zuhause.
Jocelines Traum
Bevor sie in das SOS-Kinderdorf Assomada kam, lebten Joceline und ihre 4 Geschwister mit ihren Eltern in einer kleinen Stadt, ca. 50 km von Assomada entfernt. Eine kleine schäbige Wellblechhütte ohne Bad, Toilette oder Küche war ihr Zuhause. Joceline erzählt: „Wenn unsere Mutter zur Arbeit ging, blieben meine Geschwister und ich allein zuhause. Ohne etwas zu essen und jemanden, der nach uns schaute. Mein Vater war Alkoholiker und konnte sich nicht um uns kümmern.“
Als Joceline 5 Jahre alt war, starb ihr Vater an den Folgen seines Alkoholmissbrauchs. Ihre Mutter musste nun ohne jegliche Unterstützung für fünf Kinder sorgen. Die Einnahmen aus ihrer Tätigkeit als Straßenhändlerin reichten nicht, um die Familie zu ernähren. Oft gingen die Kinder hungrig zu Bett. Drei Jahre später starb auch Jocelines Mutter. Glücklicherweise hatte sie vorher Kontakt zum SOS-Kinderdorf Assomada aufgenommen, so dass die Kinder nicht allein zurückblieben.
Joceline erinnert sich an ihre Ankunft im SOS-Kinderdorf: „Ich hatte keine Schuhe und zerrissene Kleider, keine Schulsachen und war schon lange Zeit nicht mehr in einer Schule gewesen.“ Am schwierigsten war es für sie, ihr Verhalten umzustellen, da sie es gewohnt war durch die Straßen zu ziehen, um etwas Essbares aufzutreiben. „Aber jetzt brauchte ich das nicht mehr! Ich bekam regelmäßig zu essen, hatte schöne Kleider und ein richtiges Zuhause. Ich lebte zusammen mit meinen leiblichen Geschwistern, meinen SOS-Geschwistern und meiner SOS-Mutter in einer echten Familie.“
Anfangs hatte sie Angst in der Schule nicht mit zu kommen, aber bald merkte sie, dass sie eine gute Schülerin war und ihr das Lernen großen Spaß machte. Wie alle ihre Freundinnen möchte sie die Sekundarschule beenden und danach studieren. „Vielleicht Architektur, Programmierer oder angewandte Mathematik. Auf jeden Fall möchte ich später einen guten Arbeitsplatz haben und im eigenen Haus mit meiner Familie ein angenehmes Leben führen“, träumt Joceline.