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SOS-Familienstärkungsprogramm
Assanatou wird es schaffen

Assanatou wird es schaffen

Als Assanatous Mann starb, fühlte es sich für die junge Frau an, als wäre ihre Welt von einem Tag auf den anderen zusammengebrochen. Nicht nur hatte sie einen geliebten Menschen verloren, sie wusste auch, welches Schicksal ihr und ihren drei Kindern nun drohte: Denn Assanatous Mann war alleine für das Einkommen der Familie verantwortlich gewesen, sie selber hatte keine Ausbildung und die Familie ihres verstorbenen Mannes fühlte sich nicht zuständig für die Versorgung seiner Witwe. In Assanatous Heimat, dem zentralafrikanischen Kamerun, sind solche Geschichten keine Seltenheit. Das weiß auch die heute 37-Jährige: „Frauen, die ihren Mann verlieren, fangen wieder bei null an. Für sie gibt es keine Unterstützung. Das ist hier einfach so“, stellt sie nüchtern fest.
Ein Viertel der Bevölkerung lebt in Armut
Zwar gilt Kamerun in der Region als vergleichsweise entwickeltes Land, doch davon profitieren längst nicht alle seiner Bewohner. Laut Weltbank gilt rund ein Viertel der Kameruner als arm. In Assanatous Wohnviertel Nkong-Si, einem Teil der Gemeinde Mbalmayo rund 40 Kilometer von Kameruns Hauptstadt Jaunde entfernt, zeigen sich die Probleme besonders deutlich. Trinkwasser gibt es keines, Krankheiten wie Malaria und E.-Coli-Infektionen sind weit verbreitet und die Menschen leben auf engstem Raum. So auch Assanatou: sie und ihre drei Kinder teilen sich rund dreißig Quadratmeter.
Ich musste für meine Familie kämpfen
Heute spricht die junge Witwe gefasst über die Zeit nach dem Tod ihres Mannes. „Ich musste kämpfen. Dafür, dass meine Kinder weiter zur Schule gehen konnten und dafür, dass sie zu essen hatten.“ Assanatou versuchte damals ihre Familie mit dem Verkauf von Feuerholz und mit den Erträgen eines kleinen Beetes in ihrem Hof über Wasser zu halten. Manchmal gelang ihr das gut. Doch manchmal, wenn die Kinder krank wurden oder eine Reparatur am Haus anfiel, wusste sie nicht, wo sie das Geld für solche Ausgaben herbekommen sollte. Als Assanatou wieder einmal nicht weiter wusste, erzählt ihr ihre Schwägerin von einem Angebot des nahegelegenen SOS-Kinderdorfes in Mbalmayo: Dem SOS-Familienstärkungsprogramm.
Hilfe durch SOS-Kinderdorf
Mit dem Familienstärkungsprogramm (FSP) hilft SOS-Kinderdorf bedürftigen Familien sich eigene Existenzen aufzubauen und so den Kreislauf aus Not und Armut zu durchbrechen. Familien können zwischen einem und fünf Jahren von dem Programm unterstützt werden, dann werden sie, mit hoffentlich besseren Chancen, in die Selbstständigkeit entlassen. Das Programm gibt es an 570 Standorten weltweit und seit 2004 auch in Mbalmayo.
SOS unterstützt Assanatou mit Schulbüchern für ihre Kinder, Hilfe bei der medizinischen Versorgung der Familie, aber auch mit Trainings, zum Beispiel zur Kindererziehung oder zum Führen eines Geschäftes. Auch einen Mikrokredit von umgerechnet 250 Euro bekommt die Mutter von SOS. Mit dem baut sie sich einen kleinen Kiosk direkt an ihrem Wohnhaus auf. Hier verkauft sie Dinge des täglichen Bedarf wie etwa Seife, Kerzen oder Kekse. Damit und mit einigen Hühnern erwirtschaftet sie inzwischen ein stabiles Einkommen. Auch dafür, dass Assanatou nun immer einen Ansprechpartner für ihre Sorgen und Nöte hat, ist sie dankbar:  „Selbst wenn es Mitternacht ist und es einem meiner Kinder nicht gut geht, ist SOS für mich da.“
Es geht um mehr als nur finanzielle Unterstützung
„Beim Familienstärkungsprogramm geht es um viel mehr, als nur darum Leuten Geld zu geben“, erklärt auch Jean-Roger Ndebi. Gemeinsam mit seinem Kollegen Louis Démosthène Doussam ist er für das FSP in Mbalmayo zuständig.  Hauptsächlich kümmert sich die Familienstärkung hier um alleinerziehende Frauen, denen wie Assanatou nach dem Verlust eines Partners Armut und  gesellschaftlicher Abstieg drohen. Aber auch alleinstehende Väter sind Teil des FSP, genauso wie ältere Waisen, die sich nach dem Tod der Eltern um ihre jüngeren Geschwister kümmern müssen, oder Familien, die von HIV/Aids betroffen sind.
Assanatou wird es schaffen
In Assanatous Fall sind Doussam und sein Kollege Ndebi zuversichtlich, dass sie ihre Familie schon bald wieder aus eigener Kraft wird versorgen können: „Sie hat so eine positive Einstellung und ist so voller Tatendrang“, schildert Ndebi.
Diesen Tatendrang nutzt sie seit Kurzem auch für den guten Zweck: Im Auftrag des FSP engagiert sie sich mit einem Aufklärungsprogramm für die Rechte von Kindern. Auch dazu hatte sie von SOS ein Training erhalten: „Dadurch habe ich gelernt, dass Dinge, die ich in der Vergangenheit getan habe, nicht richtig waren. Ich habe Fehler gemacht  und möchte nun anderen helfen, das zu vermeiden“, erklärt sie. Auch möchte sie mit ihrem Einsatz etwas zurückgeben: an die Menschen, die ihr geholfen haben, als ihre Welt fast zusammengebrochen wäre.
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