So jung und schon verantwortlich für sechs Geschwister – doch Freedah gibt die Hoffnung nicht auf. Gemeinsam mit SOS-Kinderdorf versucht sie es zu schaffen.
„Das ist nicht das Leben, das ich mir erhofft habe. Ich hatte Ziele – mit 19 wollte ich meinen Abschluss machen und danach studieren. Diese Ziele haben sich in Luft aufgelöst, das Schicksal hat sich mir von einer anderen Seite gezeigt.“

Freedah - allein mit sechs Geschwistern
© SOS-Kinderdorf e.V. / Foto: Ralph Weihermann
Als ihr Vater starb, musste Freedah ihre Zukunftspläne von einem Tag auf den anderen begraben. Damals war sie 18, ihr jüngster Bruder gerade einmal drei Jahre alt. Da Freedahs Mutter schwer krank war, war der Vater der Alleinversorger der Familie gewesen. Wenige Monate nach ihm starb auch noch die Mutter. „Die ganze Last liegt nun auf meinen Schultern. Ich trage die alleinige Verantwortung für uns sechs und weiß noch nicht einmal, wie ich für mich selbst sorgen soll“, erklärt die 22-Jährige verzweifelt.
Benin – eines der ärmsten Länder weltweit
In Benin gibt es kein funktionierendes Sozialsystem und keine staatliche Unterstützung für Menschen wie Freedah. Das westafrikanische Land gehört zu den ärmsten der Welt: Knapp 40 Prozent der Bevölkerung leben in Armut. Auch Freedahs Familie führt einen täglichen Kampf ums Überleben. „Meine Geschwister haben schon so viel durchgemacht. Ich will nicht, dass sie – so wie ich – ihre Träume aufgeben müssen.“
Ein Ausweg für Freedah
In ihrer Verzweiflung wandte sich Freedah schließlich an SOS-Kinderdorf. Unser Familienstärkungsprogramm unterstützt in Not geratene Familien mit Geld für Essen, Miete, Arztbesuche sowie Schulmaterialien, aber auch durch Ausbildungsprogramme und einkommenschaffende Maßnahmen. Eine Sozialarbeiterin von SOS-Kinderdorf hilft Freedah, Lösungen für ihre drängendsten Probleme zu finden: „Es ist wichtig, dass sie ein gesichertes Einkommen hat. Wir werden ihr helfen, einen Job zu finden. Die beiden jüngsten Geschwister würden wir gerne im SOS-Kinderdorf aufnehmen, um Freedah zu entlasten. Für die beiden mittleren Geschwister werden wir eine Pflegefamilie suchen.“
Die Zeit drängt: In drei Monaten muss die Familie ihr Haus verlassen. Die Kaution für ein neues Haus wird Freedah nicht aufbringen können. Die Hilfe von SOS-Kinderdorf ist für sie die letzte Hoffnung auf ein besseres Leben.
So geht es Freedah und ihren Geschwistern heute
Nach vier Jahren haben wir Freedah und ihre fünf Geschwister noch einmal besucht. Sie leben jetzt in einer Pflegefamilie, die schon mit ihren verstorbenen Eltern befreundet war. Da Freedah die Verantwortung für ihre Geschwister nun nicht mehr alleine tragen muss, kann sie ihre Träume weiterverfolgen: Während der letzten Jahre gewann sie mehrere Modelwettbewerbe und möchte nun eine internationale Karriere starten. Leider machen ihr die wegen der Coronapandemie verhängten Beschränkungen im Moment noch einen Strich durch die Rechnung, doch Freedah ist fest entschlossen und voller Zuversicht.
Freedah heute: stolz und voller Zuversicht.
© SOS-Kinderdorf International
Außerdem haben Freedah und ihre Geschwister nun endlich uneingeschränkten Zugang zu Bildung – das SOS-Familienstärkungsprogramm übernimmt die Gebühren, die beiden älteren studieren sogar Jura und Journalismus. Auch die regelmäßige medizinische Versorgung ist nun selbstverständlich für alle sechs.
Sechs Kinder großzuziehen, ist keine leichte Aufgabe. Deshalb erhält die Pflegefamilie von SOS-Kinderdorf nicht nur Nahrungsmittel, die Eltern werden auch in Erziehungsfragen beraten und in ihrer wirtschaftlichen Existenz unterstützt.