Die Kooperation „Meine Stadt. Mein Sport. Meine Zukunft“ der DFL Stiftung und SOS-Kinderdorf bringt Kinder in Bewegung. Das vielfältige Freizeitprogramm gibt es an vier Standorten in Deutschland. Es richtet sich an Kinder und Familien, die für ein gesundes und aktives Aufwachsen sensibilisiert werden sollen.
Viel mehr als Sport
Die Kinder üben, zwei Bälle gleichzeitig hochzuwerfen und wieder aufzufangen.
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Dienstagnachmittag im „Bewegungsdeck“: Die ersten Kinder trudeln zur Trainingsstunde ein. Moritz ist schon da und bereitet die Stunde in dem großen Bewegungsraum des SOS-Familienzentrums in Hamburg-Dulsberg vor. Der HSV-Trainer hat einen Sack voller Bälle und bunte Hütchen mitgebracht. Seit einem Jahr bringt er immer dienstags rund 14 Kinder zwischen acht und zehn Jahren in Bewegung. „Wir trainieren unter anderem Geschicklichkeit, Koordination und Körpergefühl. Wir üben balancieren, Rollen machen oder zwei Bälle gleichzeitig hochzuwerfen und aufzufangen“, erzählt der 21-Jährige.
In Hamburg trainiert Moritz mit Kindern, für die eine Vereinsmitgliedschaft nicht selbstverständlich ist. „Die Kinder stecken voller Energie, positiver und negativer. Sie brauchen Bewegung. Leider kommt die in ihrem Alltag viel zu kurz“, sagt Moritz. „Der Schulsport reicht nicht aus und viele Eltern haben keine Zeit, um sich draußen mit ihren Kindern zu bewegen.“
Er selbst ist mit Fußball groß geworden, der HSV ist sein Familienverein, in dem er schon früh Fußball spielen konnte. Heute trainiert er Kinder und gibt Eltern-Kind-Kurse in ganz Hamburg, sowohl in gut situierten als auch ärmeren Stadtteilen. Sein Ziel ist es, die Kinder langfristig für Sport zu begeistern. „Sie lernen so viel mehr, als auf einem Bein zu hüpfen. Ich möchte, dass sie mit einem guten Gefühl aus jeder Stunde herausgehen. Dass sie merken: Sie werden in ihren Fähigkeiten gefördert, als Person respektiert – und sie sind Teil eines Teams.“
Das Grundprinzip: Mitmachen und Teilhabe
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Mitmachen und Teilhabe – diese Idee steckt hinter der Kooperation „Meine Stadt. Mein Sport. Meine Zukunft“ von SOS-Kinderdorf und der DFL Stiftung. 2018 wurde das Programm vom Kinder- und Familienzentrum Frankfurt am Main konzipiert, 2021 kamen neue Standorte dazu: Berlin, Hamburg und Worpswede.
Ob Fußball AG im SOS-Schulhort, „Fit fürs Fahrrad“-Kurse oder spielerische Einführungen in ausgewogene Ernährung – durch das vielfältige Programm können die Kinder und Familien ihre Freude am Sport entdecken und lernen, was es heißt, gesund zu leben. „Sport kann wichtige soziale Kompetenzen und Werte vermitteln und das Gemeinschaftsgefühl fördern. Wir möchten mit dem Programm Kinder in Bewegung bringen, die sonst nicht vom organisierten Sport erreicht werden, und sie an bestehende Angebote heranführen“, erklärt Franziska Fey, Vorstandsvorsitzende der DFL Stiftung.
Selbstverteidigung für Kinder
Donnerstagnachmittag, wieder im „Bewegungsdeck“: Heute ist Sylwia dran: Auf dem Programm steht Aikido. Die Trainerin verwandelt den hellen Bewegungsraum in einen Dojo – einen Trainingsraum für japanische Kampfkunst. Dafür hängt die 34-Jährige das Porträt von Ueshiba Morihei an die Wand. Er hat die sanfte Art der Selbstverteidigung Anfang des 20. Jahrhunderts begründet.
Sechs Mädchen und neun Jungs nehmen an der Stunde teil. Zu Beginn wird der Meister begrüßt, der ihnen von der Wand aus zuschaut. Die Kinder nicken Richtung „Opi“, wie sie ihn nennen.
Die Aikido-Stunde beginnt mit einem Aufwärmspiel, die Kinder laufen, spielen Fangen und imitieren Tierbewegungen. Dann folgen Aikido-Übungen, die einfach aussehen, in denen es aber um viel geht: Motorik, Körperbeherrschung, Konzentration, Technik, Aufmerksamkeit sowie Empathie für sich selbst und den Partner. „Im Aikido gibt es keine Gegner“, erklärt Sylwia. „Das macht den Sport so besonders und auch für Kinder geeignet. Es geht darum, mit wenigen Bewegungen und Hebelgriffen das Gegenüber aus dem Gleichgewicht und zu Fall zu bringen.“ Die Kinder üben das sichere Fallen – niemand soll Angst haben, auf dem Po zu landen.
Am Ende der Stunde nehmen alle wieder am Boden Platz. Sylwia wartet, bis Stille einkehrt. Dann wird „Opi“ gegrüßt und die kleinen Aikido-Partner verabschieden sich bis zum nächsten Mal.