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SOS-Kinderdorf Saarbrücken

Gelebte Beteiligung bei SOS-Kinderdorf

Im SOS-Kinderdorf Saarbrücken leben acht Betreute zwischen 14 und 18 Jahren in einer Jugendwohngruppe. Die Kinder und Jugendlichen werden dort auf ein eigenständiges Leben vorbereitet. Schon früh werden ihnen Themen wie Beteiligung und Befähigung nähergebracht. Ein Gespräch mit Tanja Duttlinger vom SOS-Beratungszentrum Kinderschutz in Saarbrücken. 

Warum ist Beteiligung für die Jugendlichen wichtig? 

Die Menschen, die uns anvertraut sind, haben eine Stimme und sollen gehört werden. Die Kinder und Jugendlichen lernen dadurch, ihre Interessen wahrzunehmen und diese dann auch zu vertreten. Sie sollen erleben, dass sie ein Mitspracherecht haben und etwas verändern können. Das verhilft ihnen zu mehr Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl. Es bringt zudem einen präventiven Aspekt mit sich, da Kinder begreifen, dass sie sagen können, was ihnen gefällt und was nicht. Wenn dann andere Personen versuchen, Grenzen zu überschreiten, sind die Kinder dazu befähigt, sich selbst zu wehren und für Ihre Belange einzustehen. Beteiligung ist ein wesentlicher Bestandteil von Kinderschutz. 

Wie können sich die Jugendlichen in den Einrichtungen aktiv beteiligen? 

In den Jugendwohngruppen gibt es regelmäßig Runden mit allen Bewohnern, in denen die Jugendlichen den Betreuern mitteilen können, was ihnen wichtig ist, was sie gerne ändern würden und was sie sich wünschen. Dabei werden auch konkrete Gruppenregeln für die Beteiligung festgehalten. Unsere jungen Menschen haben zudem Bezugsbetreuer, an die sie sich wenden können, wenn etwas nicht gut läuft oder sie Sorgen haben. So können sich vor allem Jugendliche äußern, die sich nicht trauen, Dinge in der großen Runde anzusprechen. Außerdem haben die Betreuten die Möglichkeit, sich schriftlich und anonym über den Beschwerdebriefkasten zu beschweren. 

Welche Regeln werden in den Gruppenrunden festgelegt?

Konkret geht es um das Mitspracherecht in den Jugendwohngruppen. Welche Unternehmungen machen wir? Welche Freizeitaktivitäten finden statt? Es ist wichtig, dass man mit den Jugendlichen bespricht, was sie wollen und nicht einfach für sie bestimmt. Wir fragen sie, auf was sie Lust hätten und welche Themen sie interessieren. Das fängt dann schon ganz banal beim Kochen an. Wir holen die Vorschläge und Idee der Kinder und Jugendlichen ein. Damit sie lernen, dass ihre Stimme gehört wird und sie das Gefühl haben, etwas verändern zu können. 

Haben Sie ein konkretes Beispiel?

In unserem Schulprojekt werden nach der Schule viele Kinder beim Lernen und den Hausaufgaben betreut. Sie können dort danach zu Mittag essen und auch selbst Vorschläge machen, welche Gerichte gekocht werden. Anschließend nehmen sie in der pädagogischen Freizeit an AGs teil. Hierfür ermutigen wir sie immer wieder eigene Vorschläge einzubringen. Manche Kinder kommen mit ganz konkreten Ideen, z.B. für eine Inlineskating-AG. In den vergangenen Jahren wurde vieles nach den Wünschen der Kinder und Jugendlichen in die Wege geleitet. 

Wie können Sie den Jugendlichen zu mehr Beteiligung verhelfen? 

Wir unterstützen Kinder und Jugendlichen dabei, ihre Bedürfnisse zu erkennen und adäquat zu formulieren. Das ist teilweise ein längerer Prozess, der von Fachkräften begleitet werden muss. Dies geschieht im Alltag (z. B. bei der Planung des Mittagessens, Einkaufens oder der Wohnraumgestaltung), aber auch übergeordnet wie z. B. beim Kinder- und Jugendrat von SOS-Kinderdorf. Zwei Jugendliche aus den Wohngruppen vertreten dort die Interessen der Kinder und Jugendlichen aus unserer Einrichtung.  Eine Projektgruppe prüft zudem regelmäßig die Schutz- und Beteiligungskonzepte der Angebote auf Vollständigkeit. 
 

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