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Familientipps

Wenn ältere Geschwister schon mehr dürfen …

Oft entsteht Streit zwischen Geschwistern, weil ältere Geschwister schon mehr dürfen als die Kleineren. Wir geben Ihnen Tipps.
Oft entsteht Streit zwischen Geschwistern, weil ältere Geschwister schon mehr dürfen als die Kleineren. Wir geben Ihnen Tipps, was Sie tun können, damit diese Streitigkeiten erst gar nicht entstehen.

Wo kann es Probleme geben, wenn Geschwister ein paar Jahre auseinander liegen? 

Ganz generell: Geschwisterliebe entwickelt sich, aber Streiten gehört auch dazu. Ein geringer Altersunterschied und gleiches Geschlecht begünstigen wechselseitige Identifikationsprozesse und hohen emotionalen Zugang. Die Geschwister verstehen sich oft gut und haben ähnliche Interessen. Das kann aber auch bedeuten, dass Streit umso heftiger ausfällt, weil sich jedes Kind vom anderen besonders abgrenzen muss. Wenn das zweite Kind etwas zwei Jahre alt ist, sollten Konflikte weniger werden, da dann schon mehr Individuation möglich ist (z.B. eigene Freundinnen). 
Eine Gefahr in unserer westlichen individualisierten Leistungsgesellschaft ist, dass das einzelne Kind mehr verglichen und damit die Konkurrenz betont wird. Älter sein bedeutet oft bestimmte Rechte zu haben, aber auch Pflichten. Die Eltern sollten jedes Kind individuell entsprechend dem Entwicklungsstand sehen und fördern. Je weiter die Kinder vom Alter auseinander liegen, umso verschiedener sind die Interessen und Bedürfnisse. Ältere Kinder können schon mal auf die jüngeren aufpassen, das sollte aber nicht ihre Hauptaufgabe sein. Sie brauchen ihre eigenen Entwicklungsmöglichkeiten.

Jüngere Geschwister wollen immer machen, was die älteren tun. Woran liegt das?

Für kleine Geschwister waren sowohl Eltern als eben auch ältere Geschwister schon ihr ganzes Leben – schon immer – da. Und all diese Personen sind ihre Bindungspersonen und Vorbilder. An ihnen lernen sie, wie in der Familie miteinander umgegangen wird. So muss die erste Trennung auch vom Geschwister bewältigt werden, z.B. wenn eines in die Kita/Schule kommt.
Wir alle schauen uns Verhalten ab. Das geht mit unseren sogenannten Spiegelneuronen im Gehirn.

Wie kann man jüngeren Geschwistern erklären, dass sie für Dinge noch zu jung sind?

Ein Vergleich zurück, als jüngere Geschwister noch jünger waren, kann helfen zu erkennen: jetzt darf ich etwas, das durfte ich früher noch nicht. Geben Sie am besten konkrete Beispiele und erklären Sie auch dem älteren Kind und (auch dem älteren erklären): Meist ist es auch mit mehr Pflichten verbunden, wenn man mehr darf.
Ein Schulkind muss beispielsweise schon Hausaufgaben machen, darf aber auch schon länger fernsehen, im Unterschied zum Kindergartenkind. Das jüngere Kind wird noch oft getragen oder darf im Buggy sitzen, das ältere Kind muss selbst laufen, darf dann aber an der Ampel den Knopf drücke. 
Regeln müssen mitwachsen und sollten sich auch danach richten, wie reif und verlässlich ein Kind schon ist, um selbständig bestimmte Dinge zu dürfen. Wer morgens nicht gut aus dem Bett kommt, muss eben abends früher mit dem Fernsehen aufhören, egal wie alt.

Können ältere Geschwister hier mithelfen?

Das tun sie meist unabsichtlich. Sie passen auf ihre Privilegien auf und schimpfen über die Pflichten, die sie schon erdulden müssen. Im Jugendalter ebnen die Ältesten den Weg für die Jüngeren und beschweren sich zuweilen, dass sie bestimmte Dinge noch nicht durften im Alter des jüngeren Geschwisters. Oder sie bieten sich als „Aufpasser“ an, eine Vermittlungsrolle zwischen Eltern und jüngerem Kind, das noch nicht allein beispielsweise in die Disco darf.

Gibt es Fälle, in denen es sogar gut sein kann, wenn jüngere Geschwister Dinge tun, die eigentlich erst für ältere geeignet sind?

Abgesehen  von den Jugendschutzvorschriften müssen die Eltern erwägen, was das Kind schon in der Lage ist zu tun. Danach sollten sich Verabredungen richten, was Eltern erlauben können oder nicht. Manchmal müssen Eltern auch ausprobieren, ob etwas gut klappt. Wahrscheinlich wird das zweite Kind früher lernen, eine Banane zu schneiden als das erste, weil es dies vom Älteren vorgemacht bekommt und Eltern schon sicherer geworden sind mit dem eigenen Beschützerinstinkt.

Unsere Expertin

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Ulrike Glingener ist Dipl.-Sozialpädagogin in der Frühberatungsstelle Süd des SOS-Kinderdorf Bremen und ist dort seit über 20 Jahren beschäftigt.
Sie hat Erfahrungen in der Erziehungsberatung und Familienhilfe, im Familienkrisendienst, als PEKIP®-Gruppenleiterin für Eltern-Baby/Kind-Gruppen. Ulrike Glingener ist zudem SPIN® Video-Home-Trainerin und in der entwicklungspsychologischen Beratung tätig.
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