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Familientipps

Familie bleiben trotz Trennung

Auch nach einer Trennung sind Paare für immer durch ihre Kinder verbunden – und das nicht nur bis zur Volljährigkeit der Kinder. Gemeinsame Familienfeste wird es immer geben. Umso wichtiger ist es, direkt zu Beginn die Fronten zu klären und zu versuchen, trotz einer Trennung noch in gewisser Weise Familie zu bleiben. Wir geben Ihnen Tipps, wie das funktionieren kann.

Tipp 1: Bedürfnisse des Kindes sehen

Eltern sollten in erster Linie die Bedürfnisse des Kindes sehen und schauen, was das Kind nun nach der Trennung braucht, wo es leben möchte, wie es leben möchte, etc. Es sollte vor allem nicht darum gehen, einen Streit auf dem Rücken des Kindes auszutragen. Natürlich können die Vorstellungen, was für das Kind gut ist, auseinander gehen. Hier ist es wichtig, ehrlich miteinander zu sprechen und zur Not eine unabhängige dritte Partei zu involvieren. Dazu auch mehr unter Tipp 4.

Tipp 2: Eltern und Paar sein trennen

Damit die Bedürfnisse des Kindes im Zentrum des Handels stehen können, sollte man die Eltern- und die Paar-Ebene, oder eben Nicht-Mehr-Paar-Ebene, trennen. Eine Trennung geht oft mit einer gewissen Verletzung einher, vielleicht auch mit Wut. Aber für diese Dinge, die geschehen sind, kann das Kind nichts und sollte daher auch absolut nichts mit diesen Konflikten zu tun haben. Auch wenn Sie als Paar nicht mehr funktionieren, können Sie das als Eltern immer noch wunderbar, sofern Sie die beiden Ebenen trennen.

Tipp 3: Verschiedene Rituale sind ok

Nach einer Trennung müssen Kinder sehr viel verarbeiten. Für sie ändert sich oftmals das ganze Leben, der komplette Tagesablauf. Sehr tiefgreifend ist es auch, dass Kinder plötzlich zwei Zuhause haben. Da kann es für Kinder sehr verwirrend sein, wenn es verschiedene Regeln und Rituale in den beiden Zuhause gibt. Es sei gesagt, dass es vollkommen in Ordnung ist, dass die beiden Zuhause hier voneinander abweichen. Dennoch ist es wichtig, für Ihr Kind Geduld und Verständnis aufzubringen, wenn Dinge einmal nicht so klappen wie sonst. 

Tipp 4: Mediator suchen

Oft ist es nicht einfach, gemeinsame Entscheidungen für die Kinder zu treffen. Oftmals ist man nach einer Trennung dem Ex-Partner gegenüber nicht mehr so kompromissbereit wie vorher. Wichtig ist nur zu sehen, dass es nicht zielführend sein kann, Konflikte nicht zu lösen und Entscheidungen vielleicht sogar ohne Absprache zu treffen. Hier können Sie sich einen Mediator suchen, eine unabhängige Person, die auch nochmal die Interessen des Kindes vertreten kann und Ihnen helfen kann, gemeinsam nach Lösungen zu suchen und verbohrte Situationen aufzulösen.

Tipp 5: Respekt vor Ex-Partner wahren

Für eine funktionierende Kommunikation zwischen zwei Menschen ist es immer wichtig, Respekt voreinander zu haben. So sollte es auch nach einer Trennung sein. Auch wenn Ihr Kind zum Beispiel einmal mit einer Entscheidung Ihres Ex-Partners nicht einverstanden ist, sollten Sie Ihrem Ex-Partner nicht direkt in den Rücken fallen, sondern Ihrem Kind eventuelle Beweggründe erklären. Wichtig ist es auch dann für Ihr Kind da zu sein und ihm zu helfen, eine Lösung zu finden. Ihr Kind sollte wissen, dass es sich auch mit Problemen mit dem anderen Elternteil immer vertrauensvoll an Sie wenden kann.

Wichtige Fragen und Antworten

Eine  Orientierungshilfe bei der Entscheidung, wo das Kind lebt,  sollte die Bindung, die Bedürfnisse und das Alters des Kindes sein. Die Eltern sollten sich über die Bedürfnisse ihres Kindes Verständigen und dabei familiäre Beziehungen (z.B. Großeltern), den Freundeskreis, die Schule, den Kindergarten und die Freizeitaktivitäten mit einbeziehen. 
Zudem spielt auch der Wille des Kindes eine Rolle. Die Eltern sollten ihr Kind anregen und ermutigen ihren Willen frei zu äußern. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die vielleicht Angst haben einen Elternteil zu verletzen, dann kann es sinnvoll sein eine neutrale Person hinzuzuziehen. Auch die Lebensumstände wie beispielsweise Betreuungsmöglichkeiten der Eltern nach der Trennung müssen berücksichtigt werden.
 
Dann  entscheidet  das Familiengericht. Normalerweise erhält das Kind dann einen Verfahrensbeistand, der mit allen Beteiligten spricht und das Wohl, den Wille und die Bedürfnisse des Kindes in den Mittelpunkt stellt. In manchen Fällen wird ein psychologisches Gutachten bei der richterlichen Entscheidung mit herangezogen.
So ein Verfahren kann sehr kostspielig, langwierig und vor allen für die Kinder sehr belastend sein. Eltern, die in Trennung leben, sind gut beraten, eine Einigung zu finden, bei der Wünsche und Interessen des gemeinsamen Kindes berücksichtigt werden. Wenn die Eltern Schwierigkeiten haben alleine eine gute Lösung zu  finden, kann das Jugendamt eine Erziehungsberatungsstelle oder ein Mediator hilfreich sein. 
 
Die gängige Praxis und entsprechende richterliche Entscheidungen zeigen, dass Kinder zwischen 12 und 14 bereits in elementaren Fragen der elterlichen Sorge angehört werden. Grundlage der Entscheidung ist jedoch immer das Kindeswohl. Laut Gesetzt darf ein Kind allerding erst ab dem 18. Lebensjahr ganz frei bestimmen, bei welchem Elternteil es leben möchte.
Ein neuer Lebenspartner kann bei Kindern durchaus der negative Gefühle auslösen. Das kann Neid sein, Verlustangst oder Konkurrenzdenken. Es ist daher sehr wichtig, diesen Schritt gut zu durchdenken und zu überlegen, ob die Beziehung mit dem neuen Partner schon an diesem Punkt ist. Wenn der neue Partner dann auch Kinder in die Patchwork-Familie bringt, kann hier noch zusätzlichen Konkurrenzverhalten entstehen. Wichtig ist es hier, geduldig zu sein, Verständnis zu zeigen und auch Rituale etc. neu zu denken. Es muss auch klar sein , dass der neue Partner den anderen Elternteil nicht ersetzten will.

Unsere Expertin

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Maria Stock ist Leiterin der SOS-Familien- und Erziehungsberatungsstelle und der Fachstelle für Betroffene von sexualisierter Gewalt im SOS-Kinderdorf Ammersee. Sie ist Diplom-Sozialpädagogin, systemische Familien- und Hypnotherapeutin  und  verfügt über langjährige Erfahrung in der Arbeit mit Familien, Kindern, Jugendlichen, Migranten und traumatisierten Menschen.
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