Zum Warenkorb 0

Zum Warenkorb hinzugefügt:

Schutzgebühr:

Zum Warenkorb
Weltflüchtlingstag 2022
Weltflüchtlingstag 2022

Wenn die Heimat nicht sicher ist

100 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht.** Viele von ihnen sind Kinder. Sie flüchten vor Krieg, Hunger, Terror, Verfolgung. So unterschiedlich ihre Beweggründe sind, sie haben eines gemeinsam: Sie wollen ein Leben in Sicherheit. Dafür begeben sie sich oft in große Gefahren, überqueren in kleinen Booten Meere, sind oft tage- oder wochenlang zu Fuß unterwegs – teils durch Kriegsgebiete – um nicht selten erst einmal unter verheerenden Zuständen in Flüchtlingslagern auszuharren. Sie riskieren ihr Leben in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft, auf ein Leben in Sicherheit.

Deshalb steht der diesjährige Weltflüchtlingstag am 20. Juni unter dem Motto: „Alle Menschen haben das Recht auf Schutz.“

„Die ukrainischen Geflüchteten müssen erst einmal akzeptieren, dass sie hier sind.“

Kirsten Spiewack, Einrichtungsleitung SOS-Kinderdorf Berlin

Vor allem die Bilder der Geflüchteten aus der Ukraine haben uns schmerzlich vor Augen geführt, wie nah Krieg und Leid sein können. Unzählige Freiwillige aus ganz Europa machten sich auf den Weg zu Grenzübergängen in beispielsweise Polen oder Rumänien, um zu helfen. Und auch in Deutschland war und ist die Solidarität groß. Doch diese Not ist weder neu noch einzigartig. Die Erinnerung an das Jahr 2015, als etliche von Krieg und Krisen vertriebene Menschen nach Europa kamen, ist vielen noch gut im Gedächtnis.

Flucht aus der Ukraine

Ukrainische Frauen erzählen, wie sie alles zurücklassen mussten, wie sie sich von ihren Ehemännern, ihre Kinder sich von ihren Vätern auf unbestimmte Zeit verabschieden mussten.

So hilft SOS-Kinderdorf Geflüchteten 

Damit aus Flucht Ankommen werden kann, unterstützt SOS-Kinderdorf schon seit vielen Jahren geflohene Kinder und ihre Familien mit verschiedenen Angeboten.

  • In den SOS-Wohngruppen zum Beispiel finden auch unbegleitete minderjährige Geflüchtete ein sicheres Zuhause und liebevolle Betreuung.
  • Ambulante und offene Angebote helfen Eltern bei der Integration und Verarbeitung ihrer Fluchterfahrungen.
  • Und die SOS-Ausbildungsprogramme sind für junge Menschen ein Sprungbrett in eine Zukunft in Deutschland – ungeachtet ihrer Herkunft.

Viele dieser Angebote konnten mit Beginn des Ukrainekrieges noch weiter verstärkt und ausgebaut werden.

"Die Geflüchteten aus der Ukraine müssen erst einmal akzeptieren, dass sie hier sind"

Kirsten Spiewack, Einrichtungsleiterin des SOS-Kinderdorfs Berlin, erklärt, wie die Flüchtlingswelle 2015 bei der Bewältigung der aktuellen Situation geholfen hat.

Wie haben Ihnen die Erfahrungen aus 2015 in der aktuellen Situation weitergeholfen?

Wir haben Entscheidungen etwas pragmatischer gefällt. Wir versuchen,  die Geflüchteten erst einmal unterzubringen. Das haben wir innerhalb weniger Minuten entschieden. 2015 war das nicht ganz so schnell. Dieses Mal war klar, dass wir irgendwoher Matratzen, Decken und  Kleidungherbekommen würden, das hat die Erfahrung gezeigt. Wir wussten, dass wir sofort Übersetzer und eine Form von Beschäftigung für die Geflüchteten brauchen. Das haben wir aus der damaligen Situation gelernt, dadurch ging die Organisation dieser Dinge ganz schnell.

Was ist das Wichtigste für die Familien bei der Ankunft?

Das Allerwichtigste ist, ihnen Zeit zu geben und sie nicht zu drängen, sich sofort zu entscheiden, ob sie hier oder woanders bleiben wollen. Die Geflüchteten müssen erst einmal für sich realisieren, dass sie wahrscheinlich nicht wieder in ihr Land zurückkehren können. Also nicht nur kurz- oder mittelfristig, sondern vielleicht sogar längerfristig. Das ist ein unheimlicher Schock.

Wie unterscheidet sich die Ausgangslage für die Geflüchteten im Vergleich zu 2015?

Die Menschen, die damals aus Syrien geflohen sind, sind sehr lange unterwegs gewesen. Unserer Erfahrung nach hatten sie sich auch schon ein stückweit damit auseinandergesetzt, dass sie höchstwahrscheinlich nicht zurückgehen werden. Sie kamen mit der Perspektive an: ‚Ich will hierbleiben‘. Die ukrainischen Frauen und Kinder haben noch den Wunsch zurückzugehen. Sie wollen auch wieder mit ihren Männern zusammenleben, die dort kämpfen. Die Familien sind an einem ganz anderen Punkt. Sie können nicht sofort klären, wo sie jetzt für immer leben oder welchen Job sie hier machen wollen. Sie müssen erst einmal akzeptieren, dass sie hier sind. Aber sie hoffen gleichzeitig auch, dass der Krieg bald zu Ende ist und sie zurückgehen können. Diese Gefühle sind berechtigt. Dass man da noch keinen Plan hat, wie es konkret weitergeht, finde ich sehr verständlich.

Welche Dinge können Sie dieses Mal besser machen?

Generell ist in der Gesellschaft ein sehr hohes freiwilliges Engagement zu beobachten. Die Menschen bringen wirklich Zeit, Geld und Ressourcen auf, um zu unterstützen. Das ist auch in den Jahren 2015/16 schon so gewesen. Das ist toll. Die Solidarität braucht sich aber irgendwann auf, wenn sich keine Professionalität oder Entlohnung dafür einstellt. Die Menschen gehen schnell über ihre Grenzen und sind dann erschöpft und frustriert. Wir haben von damals gelernt, dass wir rasch in eine Professionalisierung übergehen müssen, also dafür sorgen müssen, dass die Helfer verlässliche Arbeitszusammenhänge haben. Wer arbeitet wie viele Stunden? Bekommen sie dafür Geld oder nicht? Es gibt natürlich weiterhin Menschen, die ehrenamtlich tätig sein wollen. Trotzdem muss geklärt werden, in welchem Kontext sie arbeiten. Damit rechtlich alles in Ordnung ist und die Dinge nicht einfach irgendwie auf unbegrenzte Zeit gemacht werden. Das war 2015/16 chaotischer, auch weil Deutschland überrannt wurde und nicht klar war, wie es überhaupt weitergeht. Wir haben unsere Erfahrungen vor sieben Jahren gemacht. Und auch die Gesellschaft hat daraus eine ganze Menge gelernt.