45.748 Fälle von akuter und latenter Kindswohlgefährdung meldeten die deutschen Jugendämter 2017. Solche Statistiken kann man nüchtern betrachten, sie erschreckend finden, sich die Frage stellen, wie so etwas in einem der wohlhabendsten Länder der Erde mit all seinen sozialen Sicherungssystemen überhaupt möglich ist. Und doch entfalten derlei Zahlen erst beim Blick auf die individuellen menschlichen Tragödien dahinter ihre ganze Wucht.
SOS-Kinderdorf
Ein neues Konzept macht Schule: SOS-Kinderdörfer in der Großstadt. Ausgehend von bereits bestehenden Familien- oder Stadtteilzentren, baut der Verein seine Standorte im urbanen Raum aus. Kinder und Jugendliche aus belasteten Familien können so ihr persönliches Umfeld in Schule, Freundeskreis oder Sportverein beibehalten.
In Städten kommen viele Problemlagen für Familien zusammen: Enge Wohnverhältnisse, anonyme Nachbarschaften, hohe Arbeitslosigkeit. Jetzt schon nutzen täglich mehrere Hundert Menschen jeweils die Angebote der SOS-Familienzentren, wie in Berlin-Moabit oder im Mehrgenerationenhaus Düsseldorf-Garath. Sie besuchen Ernährungsworkshops und Erziehungsberatungen, profitieren vom Mittagstisch oder nehmen Musikunterricht. Das Café mit Familientreff und die Kindertagesstätten sind ebenfalls wichtige Anlaufstellen. Und die Kinderdörfer geben Kindern und Jugendlichen, die nicht in ihrem Elternhaus aufwachsen können, ein geborgenes Zuhause mitten in der Stadt.