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Wenn Zuhause der gefährlichste Ort ist
Häusliche Gewalt gegen Kinder

Kein Kind sollte Zuhause Angst haben müssen

Eigentlich sollte das eigene Zuhause ein Ort sein, an dem sich Kinder sicher und geborgen fühlen. Trotzdem sind Gewalt und Angst für viele von ihnen trauriger Alltag. 4.387 Fälle von Gewalt gegen Kinder und Jugendliche verzeichnete das Bundeskriminalamt im Jahr 2021. Die meisten der Opfer waren mit dem Täter verwandt.*
Experten gehen davon aus, dass die Dunkelziffer noch deutlich höher ist. Denn häusliche Gewalt gegen Kinder findet oft von der Außenwelt unbemerkt statt: Die Betroffenen sind zu jung, um sich zu wehren oder schweigen aus Scham.
Befragungen zeigen außerdem, dass etwa fünf bis zehn Prozent aller Eltern nicht vor schwerwiegender häuslicher Gewalt gegenüber ihren Kindern zurückschrecken.** Dabei haben Kinder ein Recht darauf, gewaltfrei aufzuwachsen – in der UN-Kinderrechtskonvention ist dieses Recht auf Schutz vor Gewalt fest verankert.
SOS-Kinderdorf möchte klären, wie es zu häuslicher Gewalt kommt, welche Auswirkungen Gewalt auf Kinder hat und was wir dagegen tun. 


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© SOS-Kinderdorf e.V. / Foto: Sebastian Pfütze
Wenn von „Gewalt“ die Rede ist, ist nicht nur eine körperliche Misshandlung gemeint. Auch psychische Gewalt in Form von Erniedrigungen, Beschimpfungen oder Vernachlässigung löst Verletzungen aus. Gewalt liegt immer dann vor, wenn ein Kind etwas für sich als belastend erlebt – egal, ob physischer oder psychischer Natur. 
In den meisten Fällen leben die Familien in einer belastenden Situation. Manchmal haben die Eltern selbst traumatische Erfahrungen in ihrer Kindheit gemacht und können den Kreislauf der Gewalt aus eigener Kraft nicht durchbrechen. Auch wenn Eltern überfordert oder psychisch krank sind, kann es zu Gewalt in der Familie kommen. Aktuelle Krisen und Konflikte, wie Trennungen oder Arbeitslosigkeit, verschlimmern die Lebenslage zusätzlich und zählen dadurch ebenfalls zu den Risikofaktoren, die zu häuslicher Gewalt gegen Kinder führen können. 
Häusliche Gewalt führt bei Kindern zu Schäden, die sie teilweise ein Leben lang prägen. Doch nicht nur wenn Kinder selbst misshandelt werden, leiden sie. Auch Gewalt zwischen Eltern mit ansehen zu müssen, traumatisiert gerade in jungen Jahren. Die Kinder wissen oft nicht, wie sie mit dem Erlebten umgehen sollen. Sie fühlen sich schuldig und ausgeliefert. 
Die Folgen häuslicher Gewalt gegen Kinder sind vielfältig: Wenn Kinder Gewalt erleben, behindert das beispielsweise die Konzentrationsfähigkeit und die soziale Entwicklung. Manche reagieren mit Schlafstörungen oder Ängsten. 
Im späteren Leben haben die Betroffenen ein erhöhtes Risiko, Süchte und selbstverletzendes Verhalten zu entwickeln. Außerdem können sie Schwierigkeiten haben, soziale Beziehungen und Bindungen aufzubauen und zu pflegen. Hinzu kommt: Kinder, die in einem gewalttätigen Umfeld aufwachsen, lösen ihre Konflikte später im Leben auch häufiger mit Gewalt.
Das Wichtigste: Nicht wegsehen. Wir sind als Gesellschaft dafür verantwortlich, Gewalt gegen Kinder zu stoppen. Wer den Verdacht hat, dass ein Kind misshandelt wird, sollte nicht zögern und sofort Maßnahmen ergreifen, um es zu schützen. Hilfestellungen, was in der konkreten Situation zu tun ist, gibt es beispielsweise bei Beratungsstellen vor Ort oder telefonisch und beim Jugendamt. In akuten Fällen sollte sofort die Polizei informiert werden.

„Jede Form von Gewalt ist inakzeptabel“

Wie erkennt man häusliche Gewalt an Kindern? Was passiert, wenn Kinder nicht mehr zu Hause bleiben können oder wollen? Antworten auf diese und weitere Fragen lesen Sie auch in unserem Experten-Interview zum Thema häusliche Gewalt gegen Kinder.

Häusliche Gewalt gegen Kinder: Fallbeispiel Ferdinand

So hilft SOS-Kinderdorf

SOS-Kinderdorf setzt sich mit vielfältigen Angeboten gegen Gewalt in Familien ein.
  • Beratungszentrum Kinderschutz und Notunterkünfte: In akuten Krisensituationen bieten wir erwachsenen Opfern, Kindern und Jugendlichen schnelle Hilfe.
  • Erziehungsberatungen und Elternarbeit: Wir stärken Eltern in ihrer Erziehung, um Überforderungssituationen zu minimieren und das Verhältnis zwischen Eltern und Kinder zu stärken.
  • SOS-Kinderdorffamilien und Wohngruppen: Kann ein Kind nicht mehr bei seinen Eltern leben, bieten wir ihm ein liebevolles neues Zuhause
  • Fachberatung: Mitarbeiter, die mit betroffenen Familien arbeiten, können sich psychologische Beratung holen.
  • Sozialpädagogische Prozessbegleitung: Wir begleiten minderjährige Opferzeugen, Eltern und Fachkräfte vor, während und nach Strafverfahren.
  • Präventionsprojekte: Wir arbeiten präventiv mit Eltern, Kindern, Jugendlichen und Fachkollegen, um den Kreislauf der Gewalt frühzeitig zu durchbrechen.

Deutschlandweites Krisentelefon

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Das SOS-Familienhilfezentrum des SOS-Kinderdorfs Kaiserslautern betreibt ein 24-Stunden Krisentelefon. Es richtet sich deutschlandweit an Kinder, Jugendliche und Familien, die von körperlicher oder seelischer Gewalt betroffen oder bedroht sind. Sie können sich jederzeit anonym und kostenlos von Experten beraten lassen:

Telefonnummer: 06 31-316 440

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