Jugendhilfe als soziale Dienstleistung – Chancen und Probleme praktischen Handelns

SOS-Fachtagung 2000

Jugendhilfe als soziale Dienstleistung – Chancen und Probleme praktischen Handelns

Nach langer Reformdiskussion wurde das KJHG verabschiedet. Anders als in der ehemaligen Fürsorgekonzeption des JWG sind die Bürgerinnen und Bürger nun nicht mehr (nur) Begünstigte, sondern Berechtigte in der Jugendhilfe. Parallel dazu entwickelte sich im Zuge der Verwaltungsmodernisierung ein Verständnis von sozialer Dienstleistung, nach dem Personen und Lebenslagen nicht in "Fällen" und "Vorgängen" aufgehen, sondern Menschen, die sozialpädagogisches Handeln in Anspruch nehmen, den Status von handlungsfähigen Subjekten erhalten. Sie übernehmen entsprechend ihrer Bedürfnislage Verantwortung für ihre Situation und sind am Geschehen und bei der Leistungserbringung zu beteiligen. Damit kommt den Fachkräften der Jugendhilfe die Aufgabe zu, durch ihr Handeln die Subjektfähigkeiten von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien zu wecken, zu entwickeln und zu fördern. Jugendhilfeleistungen sind von ihnen flexibel zu gestalten und konsequent am Bedarf der Leistungsberechtigten auszurichten. So gibt es in der Theorie gute Gründe für eine Dienstleistungsorientierung.
Welche Möglichkeiten und Grenzen ergeben sich aber aus dem Dienstleistungsverständnis für das konkrete Handeln in den verschiedenen Arbeitsfeldern der Jugendhilfe? Lässt sich überhaupt von sozialer Dienstleistung in der Jugendhilfe sprechen, wo wir Kindern, Jugendlichen und erziehungsschwachen Familien in zugespitzten Problemlagen begegnen und wo es zudem um Erziehung geht? Oder muss sich die öffentliche Erziehung nicht auch an überindividuellen Zielen und Intentionen ausrichten? Diese Fragen sind nicht eindeutig zu beantworten.
Ziel der Tagung war es dazu anzuregen, sich mit dem Dienstleistungscharakter auf programmatischer Ebene auseinanderzusetzen und Unterstützung bei der praktischen Umsetzung dieses Grundgedankens zu liefern. Einen Schwerpunkt bildete dabei die Frage, ob die Belange von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien bei der Dienstleistungsorientierung ausreichend Berücksichtigung finden.
Im Materialienband 2 sind die Beiträge der SOS-Fachtagung noch einmal zusammengefasst.
Die Tagung fand am 16. und 17. November 2000 in Berlin statt.