SOS-Fachtagung 2001
Beteiligung ernst nehmen
Mädchen und Jungen, die in Wohngruppen, Kinderdörfern oder anderen Einrichtungen der Heimerziehung leben, wünschen sich ein gutes Verhältnis zu ihren Betreuerinnen und Betreuern. Sie wollen die Menschen kennen, die im Jugendamt für sie mitverantwortlich sind, und persönlich Kontakt mit ihnen haben. Sie wollen Einfluss auf die Regelungen des Alltags nehmen. Und sie wollen zu Recht bei allen Entscheidungen über ihr Leben mitsprechen können. Keiner dieser Wünsche ist unverhältnismäßig oder unvernünftig. Im Gegenteil, diese Wünsche bieten die Chance, gemeinsam über Beteiligungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche, die erzieherische Hilfen in Anspruch nehmen, nachzudenken. Vielfältige Beteiligungsformen sprechen für die Qualität einer Einrichtung, in der sich Mädchen, Jungen, Betreuerinnen und Betreuer wohl fühlen können.
Liebe Mädchen und Jungen,
wenn es darum geht, den eigenen Alltag zu gestalten oder Entscheidungen für das eigene Leben zu treffen, wisst ihr selbst sehr gut, was ihr braucht und euch wünscht. Aber interessieren sich dann die Erwachsenen in der Wohngruppe, im Kinderdorf, im Heim oder im Jugendamt für eure Vorstellungen und Bedürfnisse? Welche Erfahrungen macht ihr damit? Bei welchen Themen dürft ihr mitsprechen? Und in welchen Bereichen wollt ihr euch stärker beteiligen? Auf der Tagung wollen wir uns mit diesen Fragen befassen und gemeinsam überlegen, wie Beteiligung und Mitsprache in der Jugendhilfe aussehen könnten, damit ihr euch ernst genommen fühlt. Wenn ihr zwischen 12 und 19 Jahren alt seid, in einer Wohngruppe, einem Kinderdorf, einem Heim oder einer familienähnlichen Lebensform der Jugendhilfe lebt und euch für dieses Thema interessiert, seid ihr herzlich zur Tagung eingeladen.
Liebe Pädagoginnen und Pädagogen,
im KJHG ist in verschiedenen Bereichen die Beteiligung und Mitwirkung von Kindern und Jugendlichen in den Erziehungshilfen festgeschrieben. Auch in der Fachdiskussion und besonders in Überlegungen zur Qualitätsentwicklung taucht das Thema immer häufiger auf. Aber nimmt es in der Praxis stationärer Einrichtungen und der Jugendämter tatsächlich entsprechenden Raum ein? Welche Erfahrungen machen Sie als Pädagoginnen und Pädagogen mit der Beteiligung von Mädchen und Jungen in ihrer Einrichtung? Wie kann Partizipation im spezifischen Kontext von Heimerziehung gelingen und wo gibt es Hindernisse? Sind Sie selbst dem Thema gegenüber aufgeschlossen? Dann laden wir Sie herzlich dazu ein, auf der Tagung mitzuüberlegen, wie Kinder und Jugendliche mehr in die Entscheidungen über ihre eigenen Belange eingebunden werden können.
Was passierte:
Gearbeitet wurde sowohl in der großen Gruppe als auch in kleinen Arbeitsgruppen, manchmal getrennt nach Mädchen und Jungen beziehungsweise Pädagoginnen und Pädagogen, dann wieder in gemischter Zusammensetzung. Dabei kamen viele kreative Ideen und Methoden zum Einsatz.
Im Materialienband 3 sind Teile der SOS-Fachtagung noch einmal zusammengefasst.
Die Tagung fand vom 1. bis 3. November 2001 in Immenreuth (nahe Bayreuth) statt.