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SOS-Kita

Ein fachliches Profil entsteht

Ilona Fuchs, Referentin im SOS-Kinderdorfverein, über die Anfänge der SOS-Kindertageseinrichtungen, Ausbildungsmöglichkeiten und die Entstehungsgeschichte des neuen fachlichen Profils für diesen Angebotsbereich. Ein Gespräch über lebendige Prozesse, die Chancen von vernetztem Arbeiten und darüber, was man erreichen kann, wenn alle an einem Strang ziehen.
Was bedeutet „Kita“ bei SOS?
Kita steht bei uns für Kindertageseinrichtung und damit ist das ganze Spektrum gemeint: Kinderkrippen für unter Dreijährige (an manchen Standorten nehmen wir schon Kinder mit wenigen Wochen oder Monaten auf), Kindergärten für Kinder von 3 bis 6 Jahren und Hortgruppen für Kinder ab dem Schulalter.
Zuerst gab es beim SOS-Kinderdorf e.V. nur Kinderdörfer. Wie kamen die Kitas dazu?
Die ersten SOS-Kindertageseinrichtungen entstanden in unseren Kinderdörfern. Ein Beweggrund war u.a., dass es zum Teil schwierig war, für ganz kleine Kinder aus den Kinderdorffamilien Betreuungsplätze in den kommunalen Kindertageseinrichtungen zu finden. Hinzu kam, dass diese Kinder aufgrund ihrer biographischen Erfahrungen, die sie erst mal verarbeiten müssen, manchmal auch etwas speziellere Betreuungsbedürfnisse hatten. Das machte eine enge Zusammenarbeit und dichte Kommunikation mit den zuständigen Erzieherinnen der Kindertagesstätte nötig, die sich einfacher organisieren und gestalten lässt, wenn die Kindertagesstätte zum Kinderdorf gehört. Aus diesen verschiedenen Aspekten heraus entwickelte sich die Idee, die Kindertagesbetreuung an das Kinderdorf anzudocken. Gleichzeitig hatten damit auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kinderdorfs die Möglichkeit, hier ihre Kinder betreuen lassen zu können.
Das waren die Anfänge. Später erkannte man dann, dass über die Kindertagesstätte auch eine Brücke ins Gemeinwesen geschaffen wird. Mit den Eltern aus der Kommune oder dem Stadtteil und deren Kindern, die von Anfang an auch in den SOS-Kitas betreut wurden, kamen Erwachsene und Kinder aus der Umgebung ins Kinderdorf und es entstand mehr Kontakt und Begegnung.
Der Aufbau von SOS-Kindertageseinrichtungen hat also zur Folge, dass die hier betreuten Kinder nicht alle aus schwierigen Familienverhältnissen kommen?
Richtig. Im Leitbild des SOS-Kinderdorfvereins ist festgehalten, dass wir für benachteiligte Kinder, Jugendliche und deren Familien da sein wollen und uns für deren Belange engagieren. Im Bereich der Kindertagesbetreuung findet sich in der Praxis jedoch eine Mischung von Kindern mit unterschiedlichem familiärem Hintergrund, die sich auch über die Standorte ergibt. Unsere Kinderdörfer liegen ja häufig idyllisch, im ländlichen Raum. Hier leben nicht überwiegend Familien mit prekären Verhältnissen.
Ist die Mischung vielleicht sogar gewünscht, damit so viel Normalität wie möglich entsteht?
Ja, eine Mischung ist auch aus inhaltlichen Gründen in der Tat wünschenswert. Im Sinne des Lernens von Gleichaltrigen und auch im Sinne von Integration. Wir wollen ja, dass sich Kinder aus unterschiedlichen Lebenswelten begegnen, miteinander in Kontakt kommen und sich vielleicht sogar anfreunden.
Erzählen Sie, wie es dazu kam, dass ein fachlicher Rahmen für die Kindertageseinrichtungen entwickelt wurde.
Ausgangspunkt war eine interne Fachveranstaltung für die Leiterinnen unserer Kindertageseinrichtungen. Im Wesentlichen ging es dabei zuallererst um den Erfahrungsaustausch und um eine Bestandsaufnahme. Gemeinsam mit den Praktikerinnen aus den Einrichtungen haben wir verschiedene Fragestellungen im Kontext der Weiterentwicklung dieses Angebotsbereichs fokussiert: Was hat sich in der Praxis bewegt, wo stehen wir heute, wo liegen Gemeinsamkeiten oder Unterschiede, wo die Potenziale? Wir haben mit Leiterinnen der Kindertageseinrichtungen auch diskutiert, worin denn der besondere Wert dieses Angebots für die Nutzerinnen und Nutzer und auch den Kinderdorfverein liegt. Letztlich kamen wir darauf, dass wir den Blick auf die Potenziale richten müssen, die sich mit dem Angebot der Kindertagesbetreuung verbinden. Wir wollten auf diese Weise verdeutlichen, wie wichtig dieses Angebot aus unserer Sicht ist und dass die Möglichkeiten, die darin stecken, noch lange nicht ausgeschöpft sind. Wenn man so will, betrachteten wir sie wie einen Schatz, den man heben muss, indem man z.B. die ursprünglichen Ideen wie die Brücken ins Gemeinwesen wieder mehr ins Bewusstsein bringt und sie auch planvoller ausgestaltet. Dazu gehört auch die Besonderheit, dass unsere Kindertageseinrichtungen ja nie solitär, sondern immer in Verbindung mit einer Gesamteinrichtung etabliert wurden. Hier schlummert eine große Ressource, die man durch vernetztes Arbeiten nutzen kann – und durch die bewusste Gestaltung des Zusammengehörigkeitsgefühls. All diese Erkenntnisse wollten wir transportieren.
Die Idee, den Stellenwert der Kindertagseinrichtungen deutlicher herauszuarbeiten und ein fachliches Profil zu entwickeln, wurde von den Teilnehmerinnen sehr positiv aufgenommen. Es bestand der Wunsch, dass der Diskussionsprozess nicht an dieser Stelle aufhören darf – und so gab es im Folgejahr eine zweite Veranstaltung mit dem Titel „Von den Potenzialen zum Profil“. In der weitgehend gleichen personellen Konstellation beschäftigten wir uns mit möglichen Inhalten eines Profils, der Ausgestaltung eines fachlichen Konsenses und einer gemeinsamen Klammer für methodische Ansätze.
Die Entwicklung des Profils hat also gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus der Praxis statt gefunden?
Ja, deren Einbindung und das Knowhow waren uns sehr wichtig. Nicht zuletzt aus dem Grund, dass ein Qualitätsstandard hinterher in der Praxis tatsächlich gelebt wird, ist die Beteiligung von Fachpraktikern unerlässlich. Nachdem sich in der zweiten Veranstaltung mit den Kita-Leiterinnen zeigte, dass ein gemeinsamer fachlichen Rahmen Sinn macht und auch von den Teilnehmerinnen gewollt wird, wurde die Idee, ein fachliches Profil für die Kindertageseinrichtungen zu entwickeln von den Mitarbeiterinnen und Einrichtungsleitungen an die Geschäftsführung herangetragen. Mit Erfolg. Das Ergebnis war der offizielle Auftrag, dieses fachliche Profil für Kindertageseinrichtungen zu erarbeiten. Dies wurde dann von einer eigens dafür gegründeten Arbeitsgruppe geleistet, in welcher wiederum Praxisexperten, sprich Mitarbeiter/-innen und Leitungen unserer Kindertageseinrichtungen und auch Leitungen der Gesamteinrichtung mitarbeiteten.
Bei all der Vielfalt in der Praxis: wie ist es gelungen, die Gemeinsamkeiten zu fokussieren und sich auf einen gemeinsamen fachlichen Nenner zu verständigen?
Natürlich gab es dazu Diskussionen. Hilfreich für uns in der Arbeitsgruppe war, dass ein Großteil der Themen und Inhalte des fachlichen Profils bereits in den vorangegangen Veranstaltungen mit der großen Gruppe der Praktikerinnen diskutiert und benannt worden waren. Bezüglich des gemeinsamen Nenners und der Unterschiede war es uns dann wichtig, gemeinsame fachliche Eckpunkte zu finden, sprich pädagogische Grundaussagen zu formulieren, die für alle SOS-Kindertagesstätten gelten. Innerhalb dieses fachlichen Rahmens können sich unterschiedliche Ausprägungen entwickeln. Gleichzeitig ist jedoch jede Kindertageseinrichtung gehalten, die benannten Eckpunkte verbindlich in irgendeiner Form umzusetzen und auszugestalten, je nach Rahmenbedingungen und Situation am jeweiligen Standort.
Können Sie ein Beispiel für einen fachlichen Eckpunkt nennen, der in der Diskussion stand?
Eine Idee, die wir dabei diskutierten war: Inwieweit kann der Situationsansatz, der auf der einen Seite eine sehr spezielle Art zu arbeiten beinhaltet, gleichzeitig aber auch eine große Offenheit mit sich bringt, eine gemeinsame fachliche Klammer bilden? Die Teilnehmerinnen konnten sich auf die Grundannahme und -haltung des Situationsansatzes verständigen, ohne dass dies eine zwingende Eins-zu-eins-Umsetzung im Arbeitsalltag bedeuten muss. Gemeint ist viel mehr der grundsätzliche Blick aufs Kind und wie wir arbeiten wollen.
Im Kern geht es darum, die Individualität jedes Kindes zu sehen und daran anknüpfend entsprechende Anreize für seine Entwicklung zu geben. Ausgehend davon, wo ein Kind in seiner Entwicklung steht, mit welchen Dingen es sich beschäftigt und wie, erarbeiten die Erzieherinnen dann eine Idee, wie sie den laufenden Entwicklungs- und Lernprozess des Kindes unterstützen können. Es geht darum zu erkennen, welche Sachverhalte und Themen, ein Kind gerade bewegt und das Kind in seiner Beschäftigung damit zu bestärken. Es sollen anregende Erfahrungsmöglichkeiten eröffnet und Stimulationen geschaffen werden.
Können Sie konkreter erläutern, wie das mit den gemeinsamen Eckpunkten und der individuellen Ausgestaltung zu verstehen ist?
In der Elementarpädagogik gibt es für Kindertageseinrichtungen unterschiedliche Arbeitsweisen, wie halboffene und offene Arbeitsansätze. Das ist beispielsweise etwas, das wir über unser fachliches Profil nicht rigide festlegen. Vielmehr beinhaltet eine unserer pädagogischen Grundaussagen, dass es eine Tagesstruktur geben soll, mit Ritualen, Raum für die Spontaneität der Kinder und der Möglichkeit, dass die Kinder im Tagesverlauf sowohl mit Gleichaltrigen als auch mit anderen Altersgruppen zusammenkommen können, um gemeinsam Dinge zu erleben und voneinander zu lernen. Es soll Angebote für die Kinder geben, die sie ihren Bedürfnissen entsprechend nutzen können.
Wir geben aber nicht vor, dass alle SOS-Kitas z.B. im halboffenen Ansatz oder in altersgemischten Gruppen arbeiten müssen. Das wäre eine deutliche Engführung, auch von so einem fachlichen Rahmen. Wir sagen lediglich: Achtet darauf, dass sich im pädagogischen Alltag die benannten Elemente finden. Die konkrete Ausgestaltung dieses Grundsatzes kann dennoch einrichtungsspezifische Ausprägungen haben.
Sie sprachen vorhin so schön davon, „den Schatz zu heben“. Was ist denn dieser Schatz für Sie?
Da gibt es mehrere Aspekte. Wenn man noch Mal an unsere Kinderdörfer denkt, wo alles seinen Anfang nahm, kann man heute feststellen, dass die Kommunen, an deren Rand sie ursprünglich mal lagen, inzwischen oftmals an die Kinderdörfer herangewachsen sind. Für unsere Kinderdörfer ist es daher auch ein Thema, zu schauen, wie sie sich aktiv in „ihrem“ Sozialraum verorten. Einfach ist es natürlich, wenn das Gemeinwesen sozusagen zu uns kommt. Und genau diese Chance bieten die Kindertageseinrichtungen, mit den Eltern und Kindern, die dadurch täglich ins Kinderdorf kommen. Hier lassen sich leicht Kontakte knüpfen und es finden sich viele Anlässe miteinander ins Gespräch zu kommen. Hier schlummern ausbaufähige Möglichkeiten, die nicht zuletzt auch unseren Kindern im Kinderdorf zu Gute kommen. Wie schon gesagt, erweitert sich für die Kleinen durch den Kontakt mit Kindern aus unterschiedlichen Familien auch ihr Erfahrungshorizont und es entsteht darüber auch ein Stück Normalität.
Zudem hat auch ein fachlicher Paradigmenwechsel stattgefunden: Sich mehr in den Sozialräumen zu verorten, sich diesbezüglich weiter zu entwickeln und Kooperationen einzugehen, statt sich isoliert in seiner Leistungserbringung aufzustellen, ist zum fachlichen Credo geworden. Gerade über die Kitas lassen sich vielfältige Kooperationen mit allen möglichen Partnern, Institutionen und Vereinen etc. im Umfeld eingehen – von der Zusammenarbeit mit dem Kleintierzuchtverein oder Besuch des Öko-Bauerns um die Ecke, um den Kindern Erfahrungsräume zu eröffnen, bis hin zu Einladungen und Veranstaltungen, die in der Kindertageseinrichtung stattfinden. Es gibt auch Sprechstunden für Eltern z.B. von Pro Familia oder eine Sozialberatung, die von Kooperationspartnern in unseren Räumlichkeiten durchgeführt werden. All diese Kontakte und Aktivitäten strahlen ja immer auch auf das Kinderdorf bzw. die Gesamteinrichtung aus.
Worin liegen weitere Potentiale?
Kindertageseinrichtungen bieten viele Ansatzmöglichkeiten. Auch im Kontext der Frühen Hilfen und der Prävention werden sie derzeit noch Mal ganz neu betrachtet und bewertet. Die Kindertageseinrichtungen sind die ersten institutionalisierten Orte außerhalb der Familie, zu denen die Eltern und ihre Kinder kommen. Sie sind damit Orte, an denen man Eltern und Kinder frühzeitig erreicht – und zwar unabhängig davon, ob bereits Problemanzeigen existieren oder nicht. Man kann rechtzeitig auf die Eltern zugehen und mit ihnen arbeiten, bevor sich dann vielleicht irgendetwas verfestigt oder verschlimmert. Hinzu kommt, dass durch das Kinderdorf oder die SOS-Einrichtung zu der die Kindertageseinrichtung gehört, auch ein breiteres Hilfespektrum und fachliches Wissen zur Verfügung steht. Damit kann hilfesuchenden Familien in der Regel schnell und unbürokratisch Erstinformation vermittelt werden.
Die sogenannte Niedrigschwelligkeit ist also auch ein Teil des Schatzes.
Richtig, die Eltern kennen die Erzieherinnen der Kindertageseinrichtung. Wenn es dann Fragen oder Probleme gibt, ist es für die Eltern einfacher darüber mit den ihnen bekannten Erzieherinnen zu besprechen, als z.B. zu einer Beratungsstelle zu gehen. Durch den vertrauensvollen Kontakt zwischen Erzieherin und Eltern ist es möglich, sofern notwendig, frühzeitig gemeinsam Lösungen zu entwickeln oder anderweitige Hilfen zu organisieren. Und das ist ja letztlich im Sinne des Kindes.
Auch in den strategischen Zielen des SOS-Kinderdorfvereins bildet sich dies unter dem Stichwort „Teilhabe ermöglichen“ ab. Als eine Zielstellung ist hier der Ausbau von niedrigschwelligen Angeboten für Familien in schwierigen Lebenssituationen benannt, um Eltern frühzeitig zu erreichen, sie zu unterstützen und in ihren Kompetenzen zu stärken. So entstehen bestmögliche Rahmenbedingungen für eine gesunde Entwicklung des Kindes.
Im fachlichen Profil findet sich diese Entwicklungslinie wieder. Unsere Kindertageseinrichtungen sollen Orte der Begegnung sein. Eine Anlaufstelle für Kinder und Familien, wo Eltern sich treffen und austauschen können und sie ein Ohr für ihre Fragen und Sorgen finden.
Und schließlich liegt eine weitere Chance, die sich über die Kindertageseinrichtungen ergibt, darin, dass die Eltern, die ihre Kinder in eine Kinderdorf-Kita bringen, das Kinderdorf automatisch kennenlernen und sie mitbekommen, was dort für eine Arbeit geleistet wird. Damit lässt sich ein Stück Öffentlichkeitsarbeit verbinden und vielleicht sogar Spender und Förderer gewinnen. Es ist einfach ein Unterschied, ob man etwas aus den Medien kennt oder ob man es direkt und hautnah erlebt. Das gilt natürlich auch für unsere anderen Einrichtungen wie z.B. unsere Jugendeinrichtungen oder Mütterzentren, in denen es auch Kindertageseinrichtungen gibt.
Diese benannten Aspekte verdeutlichen noch mal sehr schön, in welchem Kontext sich so ein Profil bewegt und wie wichtig vernetztes Arbeiten ist. Kann man die Vernetzung der SOS-Kitas als Alleinstellungsmerkmal bezeichnen?
Wir haben dies im Kreis der Leiter, der Arbeitsgruppe sowie in der ersten Umsetzungsveranstaltung diskutiert. Heutzutage ist es schwierig, von Alleinstellungsmerkmalen zu reden – unter den Angebotsbereichen des SOS-Kinderdorfvereins gibt es nichts, was andere Träger nicht auch anbieten. Selbst die Kinderdorffamilien, die ja traditionell zu SOS gehören, findet man zwischenzeitlich auch bei anderen Trägern.
Mit Blick auf unsere Kindertagesstätten würde ich jedoch schon die Besonderheit hervorheben, dass sie immer Teil einer größeren Verbundeinrichtung sind, durch den sich noch mehr Möglichkeiten und Hilfen aus einer Hand organisieren lassen.
Auch die einzelnen pädagogischen Grundaussagen im fachlichen Profil lassen sich nicht ausschließlich SOS zuschreiben. Das Charakterisierende liegt viel mehr in der Zusammenstellung der pädagogischen Grundsätze und in der Art ihrer pädagogischen Ausgestaltung. Das spezifische Profil der SOS-Pädagogik im Bereich der Kindertagesbetreuung bildet sich über die Gesamtheit der hier benannten Grundsätze und der Weiterentwicklung zu Eltern-Kind-Zentren mit niedrigschwelligen Treff- und Unterstützungsangeboten ab.
Das fachliche Profil wurde erarbeitet und verabschiedet. Und nun: wie wird dies vermittelt und daran weitergearbeitet?
Mit der Verabschiedung des Kita-Profils ist ein Umsetzungsauftrag für die Einrichtungen verknüpft – die Verantwortung hierfür liegt primär in der Hand der Einrichtungs- und Kita-Leitungen. Wir aus der Geschäftsstelle bieten dabei begleitende Unterstützung an.
Unsere Aufgabe liegt darin, den Umsetzungsprozess auf einen guten Weg zu bringen, dafür Sorge zu tragen, dass er lebendig bleibt und nicht irgendwann abbricht. Dafür haben wir zunächst zwei einrichtungsübergreifende Umsetzungsveranstaltungen durchgeführt, um Impulse zur Beschäftigung mit den Inhalten des Profils und Raum für Diskussionen zu geben. Für uns war dabei auch wichtig, von den Praktikern und Praktikerinnen zu hören, welche Unterstützung sie brauchen, damit die Umsetzung gut gelingen kann. Zum einen haben wir Fortbildungsthemen eruiert, die für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kindertageseinrichtungen bei der Umsetzung hilfreich sein könnten. Zum anderen haben wir weiter an den Rahmenbedingungen gearbeitet. Dazu gehören z.B. Fragen wie: Welche Anforderungen stellen sich mit der Umsetzung des fachlichen Profils ganz neu und was brauchen Leitung und Mitarbeiter/-innen, damit die Umsetzung gelingen kann? Für die Koordinierung der zu bearbeitenden Themen und Fragen im Laufe des weiteren Umsetzungsprozesses wird eine Steuerungsgruppe eingerichtet, in welcher auch wieder Vertreterinnen und Vertreter aus der Praxis mitarbeiten.
Welches Feedback kam von den ersten Veranstaltungen zurück?  
Worüber ich mich sehr gefreut habe: Die Resonanz war sehr groß und das Profil wurde von vielen unserer Kindertageseinrichtungen äußerst positiv aufgenommen. Die Mitarbeiterinnen haben sich mit dem Profil beschäftigt und arbeiten schon konkret damit. Es war spürbar, dass die Kita-Leitungen es als Wertschätzung empfinden, dass es damit im SOS-Kinderdorfverein ein grundsätzliches Papier, ein fachlicher Standard, zu „ihrem“ Angebotsbereich gibt. Sie fühlen sich in ihrer Arbeit wahrgenommen und aufgewertet. Die Zweiteilung des Papiers findet ganz großen Anklang, also die Idee, im ersten Teil den Leitlinien mit Rahmenvorgabe die grundsätzlichen Aussagen zu benennen und diese im zweiten Teil auf eine Handlungsebene zu übersetzen – als Arbeitshilfe und pragmatische Handreichung für die Praxis. Viele haben uns rückgemeldet, dass sie überwiegend mit dem zweiten Teil aktiv arbeiten und ihn als Checkliste und Prüfkatalog nutzen, um zu sehen, wo sie schon auf einem guten Weg sind und was noch ausbaufähig ist. So war es ja auch gemeint – und dass es genauso aufgenommen wird, hat uns natürlich gefreut.

Hintergrund: Kindertagesbetreuung bei SOS-Kinderdorf e.V.
Bei SOS-Kinderdorf gibt es deutschlandweit an 31 Standorten Angebote der Kindertagesbetreuung, verteilt auf 19 Einrichtungen. Dazu gehören Kinderkrippen für Babys und Kinder bis 3 Jahre, Kindergartengruppen für Kinder im Alter zwischen 3 und 6 Jahren sowie Hortgruppen für Kinder im Schulalter. Zudem gibt es die spezielle Betreuungsform der Tagesgruppen, die jedoch nicht im Rahmen des fachlichen Profils erfasst ist.