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Schulprojekt Schurwaldschule

Chance auf erfolgreichen Schulbesuch

Die Schurwaldschule in Oberberken ist eine aufnehmende Grundschule für die Kinder aus dem SOS-Kinderdorf Württemberg. Oft sind die neuen Kinder noch damit beschäftigt, sich in ihrem veränderten Lebensumfeld einzufinden und sind dadurch im Schulablauf mitunter überfordert. Defizite im Sozial- und Lernverhalten stören den Unterrichts-Ablauf und die Integration in die Schulgemeinschaft. Hier haben wir, zusammen mit dem Schulamt, dem Kreisjugendamt und der Stadt Schorndorf eine pädagogische Fachkraft angestellt. Die Schulsozialarbeiterin kann in Konfliktsituationen klassenübergreifend deeskalierend agieren und situationsangepasst mit Kindern, Lehrern und Eltern Lösungen erarbeiten. So haben alle Kinder die Chance auf einen erfolgreichen Schulbesuch.

Interview

Im Gespräch berichten Volker Grimm, Bereichsleiter stationäre Hilfen, und Sozialpädagogin Janina Kamm über das Entstehen des Projekts und skizzieren Herausforderungen sowie Erfolge.

Wie war die Ausgangssituation an der Schurwaldschule?

Bereichsleiter Volker Grimm: Der schulische Rahmen hat einige unserer Kinder überfordert. Sie haben sich unruhig verhalten, den Unterricht gestört und auf Impulse von Lehrkräften nicht so reagiert, wie diese sich das gewünscht hätten. Das führte bei  mehreren Schüler*innen dazu, dass sie auf Veranlassen der Schule nur mehr reduziert am Unterricht teilnahmen. Aus unserer Sicht war das weniger ein Nichtwollen seitens der Schule. Vielmehr hat  der Regelschulbetrieb nicht gut zu den Bedarfen unserer Kinder gepasst. Jede/r Einzelne habt aufgrund seiner/ihrer besonderen Lebensgeschichte ganz individuelle Überlebensstrategien oder Traumata entwickelt, die für die Umgebung oft herausfordernd sind.

Um schulisches Scheitern und Schulabsentismus zu verhindern, haben wir zu einem großen runden Tisch geladen, mit Schule, Schulträger, Schulamt und Jugendamt. Es gab eine hohe Offenheit auf Seiten aller Beteiligten, konstruktiv über Lösungen nachzudenken, von denen die Kinder je nach aktueller Bedarfslage schnell und unkompliziert profitieren. Das ist der Start gewesen.

Wie wurde das Projekt möglich gemacht? 

Bereichsleiter Volker Grimm: Jeder dieser Beteiligten hat seinen Beitrag dazu geleistet, dass die schwierige Situation beendet werden konnte. Bei der Finanzierung ist SOS in die Bresche gesprungen, indem wir über den Bildungsfonds der Strategie 2024 Mittel akquiriert haben. Auch die Deutsche Postcode Lotterie hat uns bei diesem Projekt großzügig unterstützt. So konnte eine Sozialarbeiterin finanziert werden, die die SOS-Kinder an der Schule begleitet. Frau Kamm ist eine Kollegin aus dem stationären Bereich, die mit der Situation der Kinder vertraut ist. Es ist also ein großer Glücksgriff, dass sie sich dazu bereiterklärt hat. 

Wie hat das Schulförderprojekt für Sie begonnen?

Sozialpädagogin Janina Kamm: Dieses Projekt, das so ganz individuell auf die Bedarfe von Schüler*innen und Schule zugeschnitten ist, hat mich spontan begeistert. Ich war jeden Tag vormittags etwa vier bis fünf Stunden in der Schule. Zunächst ging es darum, zu erproben, was möglich ist, welche Angebote am besten passen und bei den Kindern die erhoffte Wirkung zeigen.




Wie eng ist die Abstimmung mit den Lehrkräften in Ihrer Arbeit?

Sozialpädagogin Janina Kamm: Ein intensiver Austausch ist sehr wichtig, um sich gegenseitig mit den jeweiligen Rollen und Aufgaben besser zu verstehen. Da ist im Laufe der Zeit viel passiert. In der Anfangsphase war ich vermehrt als „Feuerwehr“ in eskalierten Situationen gefragt Das Eingreifen in „Notfallsituationen“ gehört sehr wohl zu meinen Aufgaben, reicht aber natürlich nicht aus. Schritt für Schritt  kam die präventive Arbeit hinzu: Es geht darum,  Strukturen zu schaffen, damit es nicht mehr zu Eskalationen kommt. Eine echte Beteiligung der Kinder ist zentral, auch sie  zu befähigen, ihre Stimme in passender Weise einzubringen. So haben wir zum Beispiel ein Beschwerdemanagement in Form eines Kummerkastens installiert. Und wir bieten Trainings für Sozialverhalten an.

All das funktioniert nur in enger Absprache und Zusammenarbeit mit den Lehrer*innen. Wir haben uns viel Zeit dafür genommen und Schnittstellen aktiv gestaltet. Von den Lehrkräften und der Schulleiterin erfahren wir aktuell viel Offenheit, Dankbarkeit und Wertschätzung.


 

Und wie geht es den Kindern?

Bereichsleiter Volker Grimm: Frau Kamm macht innovative Schulsozialarbeit. Was braucht jedes einzelne Kind und was kann auch die einzelne Klassensituation gut vertragen? Sie bringt mit viel Fingerspitzengefühl neue Ansätze in einen eher starren Rahmen ein, um die Situation für beide Seiten zu verbessern. Dazu zählt auch das sogenannte Ankommens-Management. Ein Kind, das neu zu uns ins Kinderdorf gekommen ist, wird an seinem ersten Tag in der Schule nicht allein sein. Denn Frau Kamm baut eine Brücke zwischen Kinderdorf und Schule. Unsere Kinder brauchen in unsicheren Momenten ein hohes Maß an Bindungs- und Beziehungskontinuität. Frau Kamm ist also der Anker der Sicherheit für ein Kind, für das sich die Welt von heute auf morgen auf den Kopf gestellt hat.

Sozialpädagogin Janina Kamm: Vor kurzem ist beispielsweise ein achtjähriges Mädchen neu im Kinderdorf aufgenommen worden. Ich habe die entsprechende Kinderdorffamilie besucht, das Mädchen kennengelernt, mit ihr über die Schule gesprochen und ihr schon ein wenig die Angst nehmen können. In den ersten Tagen habe ich sie von der Kinderdorfmutter abgeholt, in die Schule begleitet und saß auch den ganzen Schultag neben ihr, war Ansprechperson, Vertrauensperson. Es ist schön zu sehen, wie dieses Mädchen aus ihrer anfänglichen Not und Unsicherheit heraus immer selbständiger wurde. 

Stellvertretender Einrichtungsleiter

Volker Grimm SOS-Kinderdorf Württemberg