Wie das SOS-Kinderdorf Worpswede mit dem Corona Virus umgeht

30. März 2020

Wie das SOS-Kinderdorf Worpswede mit dem Corona Virus umgeht und trotz geschlossener Beratungsstellen vor Ort telefonischen Support für Kinder und Familien leistet
Der Corona Virus ist längst in Deutschland angekommen und hält die ganze Welt in Atem. So versucht auch  das Team vom SOS-Kinderdorf Worpswede den Aufruf der Bundesregierung „Wir bleiben zu Hause“ mit aller Kraft nachzukommen. Mit dem Zuhause ist damit die zweite Heimat für rund 100 Kinder und Jugendliche gemeint, die bei SOS in  Kinderdorffamilien und Wohngruppen in Worpswede, Osterholz-Scharmeck, Bremen-Nord und Lilienthal leben. Die offenen Beratungs- und Unterstützungsangebote werden über Telefon und digital über Mailsupport in die Wohnzimmer der Familien verlegt.
„Es ist eine herausfordernde Zeit, in der wir alle noch mehr zusammenrücken“, betont der Gesamtleiter vom SOS-Kinderdorf Worpswede Joachim Schuch. Durch die Schließungen der Kindertagesstätten, der Schulen und der Sportvereine musste sich das SOS-Kinderdorf blitzschnell neu aufstellen und die Personalpläne umstellen. Denn nun heißt es rund um die Uhr – 24 Stunden, sieben Tage in der Woche - Betreuungs- und Lernangebote für alle 108 Kinder und Jugendliche zu schaffen, von denen sonst der Großteil vormittags Kitas, Schulen und Ausbildungsstätten besucht. „Wir haben ein tolles Team, dem ich auch an dieser Stelle ein großes Dankeschön aussprechen möchte. Alle helfen mit und sind, soweit familiär möglich,  bereit, in dieser Ausnahmesituation flexibel zu reagieren“, so Schuch weiter. Derzeit gibt es bislang keine Verdachts- und Krankheitsfälle im Kinderdorf, aber das Team ist für den Ernstfall gerüstet und hat ein freies Haus als möglichen Quarantäneort eingerichtet. Bezugsbetreuer sind dann vor Ort, so dass auch weiterhin eine liebevolle Betreuung gewährleistet wäre.

Kindgerechte Corona-Aufklärung im SOS-Kinderdorf

Die Kinder wurden auf kindgerechte Art über den Corona-Virus aufgeklärt und gemeinsam wird täglich geübt, wie sich Klein und Groß bestmöglich schützen kann. Noch genießen vor allem die kleinen Entdecker das Alternativprogramm, das die SOS-Crew vor Ort bietet. Die Türen des kleinen Kunstateliers und der Töpferwerkstatt sind geöffnet und die Kunsttherapeutinnen Stine Gürtler und Urte Tietze gestalten mit den Kindern aus den einzelnen Familienhäusern bunte Kreativprojekte. 
Wie auch sonst, aber nun eben auch vormittags. Zudem werden täglich Sportangebote für Kleingruppen auf die Beine gestellt und die SOS-Schulstunden durch den Lernkoordinator Clas Mojen und seinem Kollegen Uli Wenger in den einzelnen zwölf Familienhäusern ermöglicht.  „Wir sind sehr dankbar, dass wir durch die Unterstützung von Spendern unseren Lernkoordinator und unsere Kunsttherapeutinnen direkt vor Ort haben, so dass die Bildungs- und Kreativangebote auch neben der engagierten Betreuung in den Häusern stattfinden können.“ Die Teams in den Häusern selbst machen das, was sie immer tun: Für die Kinder da sein, Ängste nehmen, aufklären, spielen. Und auch kreative Beschäftigungsideen, wie Hochbeete bauen mit der Pädagogin Anna-Lena Heißenbüttel, Sternwanderung mit Kinderdorfmutter Catharina Braun, Lagerfeuer mit Stockbrot backen und Nähprojekte in der Jugendwohngruppe, kommen nicht zu kurz. Die Kita Butjerhus, die sich direkt im Kinderdorf befindet, packt ebenfalls tatkräftig mit an und bietet auch hier, unter Berücksichtigung aller Vorsichtsmaßnahmen, Abwechslung für die ganz Kleinen aus den SOS-Familien.

Beratungsstellen für Familien, Kinder und Jugendliche weiterhin erreichbar

Gemeinsam mit dem Jugendamt Osterholz hat das SOS-Kinderdorf Worpswede schnell entschieden, die Beratung durch die Experten in der SOS-Familienberatungsstelle in Osterholz-Scharmbeck aufrecht zu erhalten. Jedoch ist das Team, um sowohl die Ratsuchenden als auch die SOS-Fachkräfte nicht zu gefährden, vorerst  telefonisch und per E-Mail erreichbar. Auch in Bremen-Nord ist die offene Familiensprechstunde weiterhin für die Menschen vor Ort da. Dort hält Stefanie Kehl die Stellung und bietet Rat in diesen herausfordernden Zeiten. Denn bekanntermaßen geht es nicht allen zu Hause gut und die familiären Belastungen können sich durch die Einschränkungen im Alltag stark erhöhen. „Unser Appell an die Familien ist es, sich Rat zu holen, wenn die Belastungen zu hoch werden. In einigen Familien kommt es derzeit vermehrt zum „Lagerkoller“ und Eltern kommen an Grenzbereiche. Wir möchten daher dazu aufrufen, vor dieser Grenze stehen zu bleiben und uns anzurufen“, so Niels Meyring, Bereichsleiter für ambulante und Beratungsangebote in Osterholz-Scharmbeck und Bremen-Nord.