Wir freuen uns sehr, dass Michael Geppert seit 1. Februar 2022 als Psychologischer Fachdienst im SOS-Kinderdorf Weilheim aktiv ist. Er kennt das Kinderdorf bereits von seinem Zivildienst, den er überwiegend in der Schreinerei, aber auch in den Wohngemeinschaften leistete. Nach verschiedenen Stationen im kaufmännischen Bereich, studierte er nebenberuflich Psychologie und ist nun ins Kinderdorf zurückgekehrt.
Beteiligungs- und bedarfsorientierter Ansatz
„Wir möchten Beteiligung der Kinder- und Jugendlichen im SOS-Kinderdorf Weilheim in allen Bereichen leben und fördern. Daher etablieren wir auch im Psychologischen Fachdienst einen beteiligungsorientierten Ansatz,“ erklärt Melanie Bagola, Einrichtungsleiterin des SOS-Kinderdorfs Weilheim.
Herr Geppert ergänzt: „Die Jungs sollen wissen, dass jemand da ist, mit dem sie sprechen können, auch wenn sie beispielsweise Probleme mit ihren Betreuenden haben. Sie können jederzeit zu mir kommen, wenn sie etwas brauchen.“
Am Anfang steht das Kennenlernen der betreuten Kinder und Jugendlichen, sowie der Teams. Für Herrn Geppert stehen hier auch gemeinsame Aktivitäten im Vordergrund. Er spielt mit den Jungs Tischtennis und Fußball, ist beim Mittagessen dabei und nimmt an den wöchentlichen Teams der Wohngemeinschaften teil.
„Es hilft den Beteiligten sich zu öffnen, wenn Gespräche spontan stattfinden und einen inoffiziellen Charakter haben - wie beim gemeinsamen Sport,“ erklärt Geppert.
Die Zusammenarbeit mit dem Herkunftssystem (damit sind meist die leiblichen Eltern gemeint) ist eine der Kernaufgaben des Psychologischen Fachdienstes in SOS-Kinderdörfern. Auch hier setzt Geppert auf bedarfsorientierte Methoden. In manchen Fällen ist ein strukturierter Termin im Büro notwendig. In anderen Fällen, beispielsweise nach einem schwierigen Hilfeplangespräch, fällt es den Eltern leichter, Gespräche im Rahmen eines Spaziergangs auf neutralem Boden zu führen. Die Arbeit erfolgt in enger Abstimmung mit der Bereichsleiterin Wohngemeinschaften.
Hintergrund zum Fachdienst beim SOS-Kinderdorfverein
Der Fachdienst erbringt in den Einrichtungen des SOS-Kinderdorfvereins spezifische und wichtige Leistungen. Ziel ist die Schaffung förderlicher Entwicklungsbedingungen für die betreuten Kinder und Jugendlichen. Die Aufgabenwahrnehmung ist stets dem Kinderschutz bzw. Betreutenschutz verpflichtet.
Ein Großteil der bei uns lebenden Kinder und Jugendlichen haben schwierigste Entwicklungsbedingungen zu meistern. Daraus resultieren hohe Anforderungen an die hier tätigen Mitarbeitenden und das System Kinderdorf als Ganzes.
Auch die Beziehung zum Herkunftssystem stellt für die Teams oftmals eine besondere Herausforderung dar. Von den leiblichen Eltern werden die Betreuer*innen zunächst oftmals als Konkurrenz wahrgenommen. Daher fällt es häufig schwer, eine vertrauensvolle Beziehung zu Betreuenden aufzubauen. In der Regel fällt es Mitgliedern des Herkunftssystems leichter, mit dem Kinderdorf zu kooperieren, wenn die eine Ansprechperson haben, die im System auch die Aufgabe hat, ihre Interessen zu beachten. Daher ist eine wesentliche Aufgabe des Psychologischen Fachdienstes die direkte Zusammenarbeit mit dem Herkunftssystem sowie die Unterstützung der Teams beim Kontakt und im Umgang mit dem Herkunftssystem.
Text: Lena Nietbaur, SOS-Kinderdorf Weilheim