© SOS-Kinderdorf International / Foto: Tugba Demiralp
Resümee über unser Projekt mit inhaftierten Vätern und ihren Kindern in der Justizvollzugsanstalt Stralsund
Anfang Mai 2019 starteten zwei Mitarbeiterinnen des SOS-Familienzentrums in Grimmen in Kooperation mit der JVA Stralsund ein Projekt mit vier inhaftierten Vätern und ihren sechs Kindern im Alter von 6 bis 16 Jahren. Vor Beginn wurden den Vätern die Inhalte, Struktur und Intention des Projektes erläutert und sie über die besonderen Rahmenbedingungen informiert. Wichtige Voraussetzungen für eine Teilnahme sind Freiwilligkeit bzw. die feste Absicht, die eigene Vaterrolle in diesem besonderen Kontext weiterzuentwickeln und diese Rolle gemeinsam mit dem Kind mit Leben zu füllen und zu gestalten.
„Normalität für ein paar Stunden“
Einmal im Monat erhalten die Väter die Möglichkeit, für zwei Stunden unter pädagogischer Anleitung und Begleitung an gemeinsamen Aktionen, wie z.B. Sport, Backen, Basteln, kreatives Gestalten o.ä. mit ihren Kindern teilzunehmen. Im Anschluss an diese gemeinsame Zeit findet eine kurze Auswertungsrunde statt und dabei werden auch Fragen geklärt sowie Grundlagen der Erziehung und der Elternschaft durch die Fachkräfte vermittelt.
In der Regel können inhaftierte Väter vier Stunden pro Monat Besuch von ihren Familien empfangen. Die Teilnahme an diesem Projekt bietet ihnen die Möglichkeit, zusätzlich zwei weitere Stunden mit ihren Kindern (ohne andere Familienmitglieder) zu verbringen. Dieses wird von ihnen als ein großes Geschenk wahrgenommen und sowohl Väter als auch Kinder sind darüber sehr glücklich. Die Väter nutzten die Zeit während der Aktionen, um sich mit ihren Kindern auszutauschen, Fragen zu stellen, zu kuscheln oder einfach zusammen zu sein. Ein Vater sagte, dass in diesen zwei Stunden so etwas wie Normalität eintritt und er manchmal kurz vergisst, wo er ist. Ein anderer Vater freute sich darüber, zum ersten Mal mit seiner 16-jährigen Tochter zu backen, weil er so etwas vorher noch nie gemacht hatte. Die Kinder genießen die wertvolle Zeit und der Abschied fällt allen immer sehr schwer!
Das Projekt „Papa und ich“ soll in zwei Richtungen wirken
Einerseits geht es um die Stärkung der Kinderrechte und andererseits dient es der Rückfallprävention der Väter, in dem es der Entfremdung von der Familie entgegenwirkt. Nach fünf Terminen haben wir das Gefühl, dass sich dieses Projekt in die richtige Richtung entwickelt. Es berührt uns sehr, wie viel Mühe sich die Väter geben, damit es eine schöne Zeit mit ihren Kindern wird und wie interessiert und offen sie an dem anschließenden Austausch teilnehmen. Mitte Oktober findet ein gemeinsamer Abschluss- und Auswertungstermin mit den Vätern, den MitarbeiterInnen des Familienzentrums und der JVA sowie dem Vollzugsleiter statt. Es soll nach den ersten Erfahrungen geklärt werden, in welcher Form das Projekt weitergeführt werden soll.