Trennung, Arbeitslosigkeit, kranke Kinder oder psychische Probleme – das tägliche Leben kann Eltern aus vielen Gründen überfordern. Leidtragende sind oft die Kinder. Eine betroffene Familien erzählt, wie sie dank der ambulanten Familienhilfe von SOS-Kinderdorf den Weg aus der Krise fanden.
Was Krebs mit einer Familie machen kann
Sich selbst zu helfen, das musste Jennifer Helwich* lernen. Die 29-Jährige kam vor gut zwei Jahren zur ambulanten Familienhilfe von SOS-Kinderdorf im thüringischen Gera. Die alleinerziehende Mutter hatte akute Erziehungsprobleme mit ihrem Sohn Marvin*. Der Junge hörte einfach nicht. Der damals Fünfjährige stand sogar nachts heimlich auf und setzte sich vor den Fernseher, während die Mutter schlief. „Als ich Frau Helwich kennenlernte, stand sie vor vielen Problemen“, schildert Sozialpädagoge Tim Caulea den Fall. „Kein belastbares Verhältnis zwischen Mutter und Kind, keine Bildungsförderung, Arbeitslosigkeit und in der Folge – Überforderung.“ Das alles war das Resultat einer schweren Krise im Leben des Jungen: Als Marvin vier Jahre alt war, erkrankte er an Lymphdrüsenkrebs. Es folgten mehrere Monate Krankenhausaufenthalt inklusive Chemotherapie. Ein andauernder Ausnahmezustand für Mutter und Kind. „An Erziehung, Bildung oder die Vermittlung von Werten und Normen war da gar nicht zu denken“, sagt Caulea. Aus Mitleid und Angst überhäufte Jennifer Helwich ihren Sohn mit Spielsachen und erfüllte ihm jeden Wunsch. „Wenn man fürchtet, jeder Tag könnte der letzte im Leben des Kindes sein, dann schimpft man nicht mit ihm“, erklärt Caulea. Zurück zu Hause, fiel der gelernten Hauswirtschafterin das alles auf die Füße.