Kinder in prekärer Lage
Viele Kinder in Deutschland erleben ein unsicheres Zuhause: 2018 musste jede 13. Minute ein Kind zu seinem eigenen Schutz aus seiner Familie genommen werden. 2018 gab es 50.412 Fälle in Familien, in denen Kinder akut oder latent gefährdet waren. In 24 Prozent der Fälle waren die Inobhutnahmen, die Herausnahme eines Kindes aus der Familie, auf die Überforderung der Eltern zurückzuführen. Doch nicht immer muss es zum Äußersten kommen. Jennifer Hellwich, hat sich rechtzeitig Hilfe geholt und das präventive Angebot von SOS-Kinderdorf in Anspruch genommen. Als Leon drei Jahre alt war, wuchs ihr der Alltag erstmals über den Kopf. Ihr wurde eine SOS-Betreuerin zur Seite
Ein Hilfeplan – als Orientierung für Mutter und Sohn
Gemeinsam entwickelten der SOS-Helfer und Jennifer Helwich einen Hilfsplan. In erster Linie ging es darum, eine Tagesstruktur einzuführen und die Mutter darin zu befähigen, ihr Kind zu erziehen, es angemessen zu beschäftigen und seine Bildung zu fördern. „Es ist ein Unterschied, ob ich ein Kind vors Internet setze und ein Märchen schauen lasse oder ob ich es ihm – zur Anregung seiner eigenen Fantasie – vorlese“, erläutert der Pädagoge. Generell fehlte die häusliche Bildung: Dass im Herbst die Blätter fallen und im Frühling die Blumen blühen, von eins bis zehn zählen – all das hatte Marvin nicht gelernt. Erschwerend kam hinzu: Eine Kindergarten-Psychologin stellte bei ihm eine genetisch bedingte Intelligenzminderung fest.
„Manchmal war die Hilfe auch anstrengend“
Es fällt nicht immer leicht, die eigenen Probleme einzugestehen, Vertrauen zu fassen und Hilfe anzunehmen. Das bestätigt auch Jennifer Helwich: „Manchmal fand ich die Aufgaben, die Herr Caulea mir stellte, ganz schön anstrengend. Vor allem die Rollenspiele waren gar nicht mein Ding. Aber schließlich haben sie ja geholfen!“ Zusammen haben sie typische Alltagssituationen nachgespielt, um zu verstehen, was falsch läuft und was Jennifer Helwich besser machen kann. „Auf diese Weise hat sie verstanden, dass es nichts bringt, wenn sie vom Sofa aus ihrem Sohn etwas zuruft. Sie muss schon aufstehen und ihm in die Augen schauen, wenn sie etwas erreichen will“, sagt Caulea. Heute ist das Verhältnis zwischen Jennifer Helwich und ihrem Sohn viel stabiler. Der Achtjährige geht inzwischen auf eine Förderschule, lernt lesen und rechnen und kann Fahrrad fahren.