Im Interview: Claudia Lux ist SOS-Kinderdorfmutter in Lütjenburg
Die Redaktion der Zeitschrift „Woman in the City“ hat die SOS-Kinderdorfmutter gefragt, wie groß die Herausforderungen wegen Corona in den letzten Monaten für sie waren, wie die Kinder mit den außergewöhnlichen Situationen umgehen und welche Hilfe sie besonders brauchen?
In einer SOS-Kinderdorffamilie lebt die SOS-Kinderdorfmutter mit bis zu sechs Kindern unterschiedlichen Alters zusammen. Im Lockdown haben die Schulen und Kitas geschlossen und die Herausforderung dabei ist, die Bedürfnisse der jüngeren und älteren Kinder aufzufangen.
Homeschooling: besonders technisch eine Herausforderung
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Unsere schulpflichtigen Kinder erhalten Homeschooling und die jüngeren Kinder wollen toben und spielen. Homeschooling bedeutet dann zum Beispiel, dass vier schulpflichtige Kinder vier Laptops gleichzeitig benötigen, die wir natürlich nicht hatten. Einige Laptops konnten über unser Corona-Hilfsprojekt angeschafft werden. Bei einigen Kindern läuft Homeschooling gut, aber es gibt auch Kinder, die sich nicht trauen nachzufragen, wenn Sie etwas nicht verstanden haben oder können sich an die „neue“ Unterrichtsform schlecht gewöhnen, sind abgelenkt und erleben immer wieder Misserfolge. Dadurch entsteht Frust, den es dann aufzufangen gilt:
Die Kinder vermissen einfach den regulären „analogen“ Schulalltag, ihnen fehlen die Klassenkameraden und die Struktur von Präsenzunterricht.
„Diese besondere Situation zermürbt auf Dauer. Hinzu kommt, dass wir als Jugendhilfeeinrichtung die Corona-Auflagen erfüllen müssen. So sind am Nachmittag Treffen mit einem Freund schwer umzusetzen und führen zu einer Isolation. Um dem entgegen zu wirken, haben wir für jede Kinderdorffamilie eine Kinderdorfpartnerfamilie. Mit dieser festen Partnerfamilie können wir uns zu bestimmten Zeiten auf unseren Spielplätzen treffen. Dabei wird der unmittelbare Wald erforscht oder mit Hilfe von Geocaching die ländliche Umgebung erkundet. Ich überlege dabei immer, was ist jetzt für die Kinder gut und was ist machbar? Und dann machen wir es einfach, denn wir versuchen das Beste aus der Gesamtsituation zu machen.“
Die Kinderdorfmutter oder die ErzieherInnen müssen derzeit dichter an den Kindern dran sein und sehr kreativ den Alltag gestalten.
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