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TiP – Eine Erfolgsgeschichte im SOS-Kinderdorf Sauerland

12. Juni 2019

Zum Füttern von Meerschweinchen braucht es viel Ruhe

Zum Füttern von Meerschweinchen braucht es viel Ruhe

TiP – Eine Erfolgsgeschichte im SOS-Kinderdorf Sauerland

Jedes Jahr veranstalten die Pädagoginnen Doris Theimann und Svea-List Thielmann verschiedene Ferienprogramme für Kinder aus dem SOS-Kinderdorf Sauerland, bei denen die Mädchen und Jungen die tiergestützte Pädagogik ausprobieren können. Was als Projekt für eine Abschlussarbeit startete, hat sich fest in das Angebot des Kinderdorfs integriert und vielen Kindern nicht nur den Zugang zu Tieren ermöglicht.

Wie kam es dazu, dass Sie Ferienprogramme in der tiergestützten Pädagogik – kurz TiP – auf die Beine gestellt haben?

Doris Theimann: Das fing noch in meiner Ausbildung zur tiergestützten Pädagogin 2011 an. Ich habe als Abschlussarbeit ein praktisches Projekt umsetzten. Damals habe ich ja schon im SOS-Kinderdorf gearbeitet, TiP gab es hier allerdings noch nicht. Da kam mir die Idee für ein Ferienprojekt. So konnte nicht nur ich meine Abschlussarbeit absolvieren, sondern das Kinderdorf konnte auch ausprobieren, wie die Kinder TiP annehmen.

Wenige Monate nach dem Ferienprogramm wurde TiP ins Angebot des SOS-Kinderdorfs Sauerland aufgenommen. Daraus lese ich, dass es ein voller Erfolg gewesen sein muss?

Svea List-Thielmann: Das war es. Wir hatten einige Aha-Effekte während des ersten Ferienprojekts. Die Kinder, die wir als Mitarbeiterinnen bis dahin ja nur aus dem stationären Bereich kannten, haben auf einmal ganz andere soziale Kompetenzen gezeigt. Während sie im Alltag oft laut und forsch unterwegs waren, haben sie sich damals im Umgang mit Alpakas sehr zurück genommen und sind nicht nur den Tieren, sondern auch den anderen Kindern und uns gegenüber sehr respektvoll aufgetreten. Da kam richtig Teamwork zustande.

Wie erklären Sie sich dieses Phänomen?

Doris Theimann: Über die Tiere konnten wir einen anderen Zugang zu den Kindern finden. Was die Kinder wollten, war der Kontakt zu den Tieren. Doch damit ein Meerschweinchen – was ja ein klassisches Fluchttier ist – nicht immer vor ihnen wegläuft, mussten die Kinder etwas über die Eigenschaften von Meerschweinchen lernen und daraufhin das eigene Verhalten überprüfen.

Svea List-Thielmann: Die Kinder haben also verstanden, dass ihr Gegenüber, das Meerschweinchen, ängstlich ist. Dann haben sie sich überlegt, wie sie dem Meerschwein besser begegnen können. Also haben sie sich ganz ruhig neben es gesetzt, sich langsam bewegt und leise gesprochen und so klappte es, dass das Tier auf einmal zu ihnen kam.

Doris Theimann: Und umgekehrt funktioniert es genau so: Heute arbeiten die Kinder zum Beispiel auch mit Eseln. Hier müssen die Mädchen und Jungen aber ganz anders auftreten als bei Meerschweinchen. Sie müssen klare Anweisungen geben und sich groß machen, damit der Esel ihnen folgt. So lernen die Kinder viel über ihr eigenes Auftreten und Verhalten.

Heute gibt es bei TiP zum Großteil Einzelförderung, die sich über einige Monate erstreckt. Was kann im Vergleich dazu ein kurzes Ferienprogramm von einigen Tagen langfristig bewirken?

Doris Theimann: In den Ferienprojekten liegt ein Schwerpunkt der Arbeit darauf, etwas Bleibendes zu schaffen, um die Selbstwirksamkeit der Kinder zu fördern. So bauen die Großen zum Beispiel Häuser für die Meerschweinchen, die sie – wenn sie dann noch einmal vorbeikommen – wiedersehen und ihre eigenen Spuren so nachverfolgen können.

Svea-List-Thielmann: Oft entspringt aus der Teilnahme am Ferienprogramm auch eine Einzelförderung. Wenn wir bei einem Kind feststellen, dass TiP das Kind in seiner Entwicklung unterstützen kann, sprechen wir die Kollegen, die die Bezugspersonen für das Kind sind, gezielt an. Sie bringen den Vorschlag dann an den entsprechenden Stellen ein und so entsteht eine langfristige Zusammenarbeit.

Für Sie sind die Ferienprojekte oft noch ein zusätzlicher Punkt für Ihren ohnehin prall gefüllten Arbeitsalltag. Andere würden mit Blick auf die Arbeitszeit die Programme reduzieren. Was treibt Sie an?

Svea List-Thielmann: Die Ferienprogramme sind die Sternstunden unserer Arbeit. Hier können wir mit den Kindern arbeiten, indem wir sie einfach kennenlernen und das Zusammenspiel von Kind und Tier beobachten und fördern.

Doris Theimann: Die Ferienprojekte sind ein sehr schöner Teil unserer Arbeit. Gemeinsam mit der Kollegin ein Projekt zu planen und durchzuführen und zu erleben, wieviel Spaß und Erfolgserlebnisse die Kinder haben, ist für uns immer eine sehr positive Erfahrung und hat hohen Motivationscharakter.

Auch die Pädagoginnen haben Spaß – Svea List-Thielmann spielt mit Hund Fine.

Auch die Pädagoginnen haben Spaß – Svea List-Thielmann spielt mit Hund Fine.