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Aktuelles

Abenteuer Interkulturelle Woche Saarbrücken

29. Januar 2021

Deutsch lernen mal anders.

Seit Sommer 2018 heißt es im SOS-Kinderdorf Saarbrücken „Perspektiven finden, Aktivieren, Coachen und Erproben“ oder kurz „PACE“. Insgesamt 20 Frauen bzw. Mütter mit Migrationshintergrund werden in verschiedenen Qualifizierungsmodulen sprachsensibel in Themen wie Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Selbststärkung und Alltagsmanagement eingeführt und gecoacht. Dabei stehen ihnen vier berufspädagogische Fachkräfte zur Seite.

Dass Deutsch lernen sehr spannend sein kann, erfuhren die Teilnehmerinnen während der Interkulturellen Woche.

Auf Entdeckungstour im Saarbrücker Rathaus

Statt Schulungsraum, Bewerbungstraining und Gruppendiskussion stand an einem Dienstag im November ein Besuch im Saarbrücker Rathaus auf dem Programm. Denn im Rahmen der bundesweit organisierten Interkulturellen Woche unter dem Motto „Zusammen wachsen – zusammen leben“ wurde dort die Ausstellung „Deutsch lernen mit Kunst“ gezeigt. „Das wäre doch wichtig für unsere Frauen“, befand die zuständige Sozialpädagogin Liliya Huber. 

Da keine der teilnehmenden Frauen bisher eine Kunstausstellung oder den Saarbrücker Rathaussaal besucht hatte, machten sich alle freudig gespannt auf den Weg. Empfangen wurden sie dort von Frau Mhamdi vom Zuwanderungs- und Integrationsbüro (ZIB), Mitinitiatorin des ArtClub und selbst Fachkraft für Deutsch als Fremdsprache. „Kunst ist gut geeignet, um miteinander ins Gespräch zu kommen – erst recht, wenn man gerade Deutsch lernt“, begrüßt sie die Gruppe in der beeindruckenden Eingangshalle des historischen Saarbrücker Rathauses. 

Neben den bunten Glasmosaikfenstern gibt es hier eine Büste des Widerstandkämpfers Willi Graf, erstaunliche Bilder von Saarbrücken vor der Zeit der Industrialisierung sowie zahlreiche Malereien und Objekte zu entdecken. Neugierig tuschelnd und immer wieder nachfragend bewegen sich die Frauen durch die großen Gänge des Rathauses.

Der Weg

Besonders die große Holz-Skulptur „Der Weg“ des japanisch-deutschen Künstlers Seji Kimoto rückt in den Fokus. Sie wirkt auf den ersten Blick bedrückend, denn die gezeigten Frauen sind mit Stricken geknebelt und gehen gebeugt. Zudem sind die Frauen schwanger. Doch Mhamdi erklärt: „Selbst in dieser schrecklichen Lage gibt es etwas Positives, denn die Anführerin weist mit ausgestrecktem Arm und einem überdimensional großen Zeigefinger der Frauengruppe den Weg!“ Da wird es kurz still - diese Botschaft beeindruckt die Lerngruppe sehr. Kunst ist also doch nicht so abstrakt, so fern und hat oft sehr viel mit der eigenen Lebenswirklichkeit zu tun. 

„Wann immer es möglich ist, wird der Unterricht lebensnah und interkulturell sensibel gestaltet, sowie Bezug auf die Lebensrealität der Frauen genommen“, sagt Fachanleiterin Michaela Schaußen-Zians. Und Kollegin Nicole Schweitzer ergänzt: „Durch die Zusammenarbeit mit Netzwerkpartnern im Regionalverband Saarbrücken können die Frauen gute Brücken ins Leben schlagen. Es gibt bereits eine gute Angebotsstruktur, doch viele haben noch keinen Zugang dazu – dieser kann durch die Vernetzung niedrigschwellig hergestellt werden.“ Hierbei erweitern die PACE Teilnehmerinnen ihren Aktionsradius, entdecken neue Handlungsmöglichkeiten und lernen ihre Stadt oft von einer neuen sehr einladenden Seite kennen.

In der Nachbesprechung meint Christina Mhamdi: „Die Frauen des SOS-Kinderdorf Saarbrücken waren sehr aufmerksam und interessiert. Dass ihnen Kimotos Skulptur besonders gefallen hat, hat vielleicht auch mit der eigenen Geschichte zu tun und der letztlich positiven Aussage: Es gibt immer einen Ausweg!“