Betreuung im Schulprojekt im Umbruch!

16. April 2020

Umgang mit der Schulnachmittagsbetreuung zur Pandemiezeit

„Mit Abstand? Wie soll das denn gehen? Und wie geht es jetzt weiter? Wann kommen die Kinder wieder?“ Diese und weitere Fragen treiben sowohl Schüler und Eltern als auch die Mitarbeitenden der Nachmittagsbetreuung an der Grundschule Hohe Wacht in Saarbrücken um, als die Schule Ende März aufgrund der Corona Pandemie geschlossen wird.
Das Gebäude ist  leergefegt, der gewöhnliche Betrieb steht still und die übliche Arbeit der Mitarbeitenden gibt es nicht mehr! Rausgerissen aus dem gewohnten Alltag war sich das Team einig, das Beste aus dieser Situation machen zu wollen. Aber was können die insgesamt 11 Mitarbeitenden tun, wenn plötzlich ihr üblicher Arbeitsauftrag wegfällt?  „Erst sahen wir die Situation positiv, konnten doch nun Aufgaben wie Schränke ausmisten und Dokumentation in Ruhe abgearbeitet werden“, berichtet Tanja Spang, die zuständige Koordinatorin der Schulprojekte. Nach einigen Tagen war jedoch alles erledigt und die Arbeit getan. Was nun? Die auf die Beine gestellte Notbetreuung umfasste nur eine Handvoll Kinder und ein Ende der Situation war nicht annähernd abzusehen.

Der Kontakt wird per E-Mail aufrechterhalten

 „Die Mitarbeitenden brauchten schnell eine sinnvolle Aufgabe“, sagt Spang weiter. Während ein Teil derer Können und Geschick beim  Mund- Nasen-Schutz nähen bewies, um Betreute anderer Projekte des SOS-Kinderdorf Saarbrücken auszustatten, hielten andere den Kontakt zu den Kindern über die eigens eingerichtete E-Mailadresse aufrecht. „Wir schrieben liebe Nachrichten an Kinder und Eltern und schicken ermutigende Worte und Ablenkung in der anstrengenden Zeit“, fasst Simone Trierweiler die Bemühungen des Teams zusammen. Nach langen Wochen des Wartens konnte die Notbetreuung endlich ausgeweitet werden, wenngleich nur unter strengen Auflagen des Ministeriums für Bildung und Kultur des Saarlandes und der Landesregierung. Hygienemaßnahmen, Abstandsregelungen, Aufnahmekriterien und räumliche Ausgestaltung stellten die zuständigen Mitarbeitenden, gerade bei der Erarbeitung der Dienst- und Einsatzpläne, vor große Herausforderungen. All dies galt es dann im Team zu kommunizieren und flexibel umzusetzen.
„Die Zusammenarbeit mit der Schulleitung war wirklich klasse und so konnten wir schnell ein Konzept auf die Beine stellen, das die Vorgaben des Ministeriums vollumfänglich erfüllte“, lobt Tanja Spang. „Trotz des Wegfalls einiger Räume sowie untersagter Nutzung von Küche und Speisesaal, dürfen wir nun bis zu 30 Kinder in der Notbetreuung aufnehmen und mit einem warmen Mittagessen versorgen.“ Die  positive Einstellung und die kontinuierlichen Bemühungen, den neuen Arbeitsalltag so angenehm wie möglich zu gestalten, ist für das gesamte Team eine große Motivation.

Andere Umstände erfordern neue Regeln

"Ich vermisse die Kinder sehr. Im Regelbetrieb betreue ich mit meiner Kollegin täglich 32 Kinder und stehe im ständigen Austausch mit den Eltern“, berichtet Anne Orth, eine der pädagogischen Fachkräfte an der FGTS. „Wir empfangen die Kinder nach der Schule, betreuen sie beim Mittagessen und den Hausaufgaben und verbringen den Nachmittag mit AGs oder freiem Spiel. Wir unterhalten uns, schlichten Streit, trösten und spornen an, dadurch entsteht eine enge Bindung zu den Kindern. Ich freue mich wahnsinnig, dass ich nun endlich wieder neun Schüler aus der dritten Klasse betreuen darf", ergänzt sie lachend. Die Umstände und Rahmenvorgaben haben sich sehr verändert, aber Maskenpflicht, Abstandsregeln und Hygienevorschriften wurden mit allen Eltern vorab kommuniziert, sodass die Kinder darauf vorbereitet werden konnten. 
Die Regeln werden von den Lehrkräften und BetreuerInnen mit den Kindern immer wieder besprochen und von diesen toll angenommen und umgesetzt. „Natürlich fehlen den Kindern gewisse Dinge, wie beispielsweise das Sportangebot, die aufgrund der aktuellen Vorgaben nicht wie gewohnt umgesetzt  werden dürfen. Aber man merkt deutlich, dass sie es sehr genießen, wieder die Betreuung besuchen zu dürfen,“ so die Beobachtung von Simone Trierweiler. Und sie berichtet weiter: „Die kleinen Gruppen haben natürlich auch gewisse Vorteile. Wir können aktuell individueller auf die Wünsche der einzelnen Kinder eingehen und neue Dinge ausprobieren. Ob Stadt-Land-Fluss, Bingo, Schiffe versenken oder Activity, in einer Kleingruppe sind diese Spiele sehr gut umzusetzen.“

Viel positives Feedback

Auch Bastelangebote, wie der riesige Regenbogen, der das Eingangsfenster schmückt, Saarsteine und Tontöpfe anmalen sind bei Kindern und BetreuerInnen gleichermaßen beliebt. „Ziel ist es stets, sich unter den gegebenen Bedingungen sinnvoll zu beschäftigen und Mut zu machen“, berichtet Anne Orth. "Ich finde es super, dass Nina mir immer ein Buch vorliest und wir jetzt auch mal Hörspiele laufen lassen. Vorher war es dafür meistens zu laut", berichtet Lena aus der ersten Klasse.
Ein besonderes Anliegen war es den  BetreuerInnen, mit einem Grußbrief, einem Rätsel sowie einer Bastelanleitung auch die Kinder zu erreichen, an die kein Platz in der Notbetreuung vergeben werden konnte. Durch einen Briefkasten, der von außen zugänglich ist, können die Kinder wiederum auch antworten. „Hier hat sich schon so manches schöne Bild mit einem Brief gefunden“, erzählt Tanja Spang, die täglich den Briefkasten leert. „So bleiben wir mit allen Kindern in Kontakt. Wir haben die Kinder gebeten, uns Handabdrücke zu schicken. Mit einer Girlande aus Händen an unserer Fensterfront können wir die Verbundenheit, und auch den Zusammenhalt trotz räumlicher Distanz, mit den Kindern zeigen. Von außen ist die Girlande für Passanten gut sichtbar und symbolisiert: Wir sind da und sehen uns bald!“