Auch Spielen will gelernt sein

22. März 2018

„Spielen zu Hause“ hat das Ziel, Kleinkinder in ihrer Entwicklung anzuregen und die Eltern für deren Bedürfnisse zu sensibilisiere

Lea ist drei Jahre alt. Gerade sitzt sie in der Küche, räumt den Schrank aus. Die vielen Schüsseln und Löffel machen so schöne Geräusche. Und man kann so tolle Sachen mit ihnen machen. „Viele wissen es nicht, aber auch das ist Spielen“, sagt Berit Kopp. Die 41-Jährige studiert Soziale Arbeit und Pädagogik der Kindheit in Saarbrücken. Und sie ist Spielbegleiterin. „Spielen zu Hause“ ist ein Angebot des SOS-Kinderdorfs Saarbrücken und der Frühen Hilfen im Saarland. Und damit auch ein Angebot des Landkreises St. Wendel. Dieses richtet sich an Familien mit Kindern im Alter von bis zu drei Jahren. Ziel ist es, die Kleinen in ihrer Entwicklung anzuregen und die Eltern für deren Bedürfnisse zu sensibilisieren.
Spielend lernen
Also Eltern das Spielen beibringen? Was zunächst seltsam wirkt, erklärt Tanja Kindler, Bereichsleiterin Familie und Bildung beim SOS-Kinderdorf. „Nicht jede Mutter kann das Bedürfnis ihres Kindes sofort aufnehmen“, sagt sie. Oft haben die Mütter oder auch Väter selbst nicht erfahren, wie es ist zu spielen. „In manchen Kulturen ist es auch gar nicht üblich, dass man mit seinen Kindern spielt“, so Kindler. Hinzu komme das Problem der Neuen Medien. „Mutter und Vater verbringen vielleicht viel Zeit mit dem Tablet oder dem Handy; die Kinder sehen es und wollen das auch machen“, erläutert Kindler. Kopp fügt hinzu: „Manche Mutter muss man regelrecht vom Handy wegreißen.“ Das bedeute nicht, dass man Kinder grundsätzlich von Handy oder Computer fernhalten solle. Aber auf das richtige Maß und das richtige Einstiegsalter komme es an. „Und man muss sich bewusst Auszeiten setzen“, so Kindler.
Gemeinsames spielen stärkt die Bindung
Das sei bei vielen Familien nicht der Fall, wie Kopp aus Erfahrung weiß: „Viele Kinder werden vor dem Fernseher oder dem Tablet geparkt.“ Kommt sie neu in eine Familie, beobachtet sie erst einmal. Sie spielt mit dem Kind und lerne darüber die Familie kennen. Dann schaut sie sich an, was da ist. Zum einen Spielzeug, aber auch Alltagsgegenstände. „Es macht Spaß, aus Decken Höhlen zu bauen“, erzählt sie. Auch Luftballons einfach in der Gegend herumschubsen – „das finden Zweijährige toll“. Es gelte, ganz einfach Ideen in die Familien zu bringen. Auch singe sie gerne mit den Kindern, was in so manchem Haus gar nicht mehr gemacht wird. „Man muss sich darauf einlassen“, sagt Sarah Bourgett vom Landkreis St. Wendel. In vielen Familien gebe es so viele Belastungen, „dass kaum Raum bleibt für die Bedeutsamkeit des Spiels“.
Derzeit betreut Kopp eine Familie aus Syrien, die seit etwa zweieinhalb Jahren in St. Wendel lebt. Die Familienhebamme habe den Kontakt hergestellt. Das sei oft der Fall, sagt Bourgett. „Ich habe viele Spielideen bekommen, die ich vorher nicht kannte“, erzählt Tam Tima, die Mama der zweijähirgen Sena Haroun. Zwar habe es keine Probleme gegeben, sagt Vater Mohammad Haroun, aber es sei gut, dass sie einige Spielideen bekommen haben, bevor Sena in den Kindergarten geht. Mittlerweile spiele die Kleine auch wunderbar allein. Auch das sei ein Erfolg der Spielbegleiterin.
Quelle: Melanie Mai, Saarbrücker Zeitung