Lehramt war nicht das Richtige
Auch Beate Brecht wollte schon immer im sozialen Bereich arbeiten, bemerkte aber bald, dass ihr Lehramtsstudium nicht das Richtige für sie war. Sie bewarb sich 1987 beim SOS-Kinderdorf Saar. „Gleich von Anfang an habe ich mich im Dorf wohlgefühlt. Vor allem die Zeit als Familienhelferin bei einer erfahrenen Kinderdorfmutter hat mich sehr geprägt.“ Diese gehörte noch zur Generation der Kinderdorfmütter, die ursprünglich mit neun bis zehn Kindern lebten und sich eine Familienhelferin mit mehreren anderen Familien teilen mussten. Das Leben dieser Kinderdorfmutter hat Beate Brecht imponiert: „Sie hat das so gelebt, wie ich es mir vorgestellt hatte: Es waren „ihre“ Kinder, ganz viele haben auch ‚Mama‘ oder ‚Mutti‘ zu ihr gesagt.“
SOS-Kinderdorfmutter Beate Brecht
© SOS-Kinderdorf e.V. / Foto: Dirk Altjohann
Beate Brecht erlebte diese persönliche Investition in die Kinder direkt mit, besonders auch bei den häufigen Besuchen der ehemaligen, inzwischen erwachsenen Kinder: „Da war ein sehr großer Zusammenhalt, auch über die Kindergenerationen hinaus. Die älteren Kinder, die schon stabiler waren, haben den jüngeren geholfen“, erzählt sie rückblickend.
Die Anfangszeit ist für alle schwierig
Gerade am Anfang müssen sich Kinderdorfmütter und Kinder erst mal finden. Da die Kinder nicht freiwillig kommen, laden manche ihren Frust, ihre Wut und Trauer stellvertretend bei der Kinderdorfmutter ab, die das überwiegend auffangen muss. Manche Kinder reagieren aber auch zunächst angepasst, genießen die regelmäßigen Mahlzeiten und die liebevolle, verlässliche Rundumversorgung. Erst später zeigen sich Verhaltensauffälligkeiten.
„Trotz allem glaube ich fest, dass dieses Konzept der langfristigen Beziehungen für viele Kinder genau das Richtige ist. Bei manchen Kindern ist das gut geglückt, bei anderen weniger, das hängt von verschiedenen Faktoren ab“, fasst Beate Brecht zusammen. „Alle haben jedenfalls ein respektvolles, stabiles Miteinander erlebt, auf das sie später im Leben zurückgreifen können.“