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Ängste und Aggressionen spielerisch abbauen

Seit 2015 letzten Jahres ermöglicht das SOS-Kinderdorf Saar den Kindern und Jugendlichen des stationären Bereichs die Teilnahme an der tiergestützten Pädagogik.

Wenn Tiere helfen, Kinderseelen zu heilen

Durchgeführt wird diese zusätzliche Leistung (möglich gemacht mit einer großzügigen jährlichen finanziellen Unterstützung der luxemburgischen Martine und Bertram Pohl Stiftung) von zwei Sozialpädagoginnen mit dementsprechender Weiterbildung. Die tiergestützte Förderung findet in Form von Einzelstunden statt. Die Termine erfolgen wöchentlich und dauern eine Stunde. An den Einzelsettings nehmen zurzeit insgesamt 8 Kinder im Alter von sechs bis vierzehn Jahren teil.

Tiergestützte Pädagogik hilft Kindern Bindungen einzugehen

Besonders geeignet ist die tiergestützte Pädagogik für Kinder, die in der Vergangenheit negative Erfahrungen in der Beziehung zu ihren Bezugspersonen machen mussten und keine sichere Bindung entwickeln konnten. Zur Zielgruppe gehören außerdem Kinder, denen es schwer fällt, die Grenzen anderer und die eigenen Grenzen wahrzunehmen und zu respektieren. Zudem nehmen an der tiergestützten Pädagogik Kinder teil, die die Übernahme von Verantwortung erlernen sollen. Besonders geeignet ist die tiergestützte Pädagogik auch für Kinder mit mangelnder Empathiefähigkeit, fehlender Nähe-/Distanzregulation und Missbrauchs- sowie Misshandlungserfahrungen. Auch therapiemüde Kinder können durch die tiergestützte Pädagogik erreicht werden, denn von den Tieren geht eine große Faszination aus. Ihr Aussehen und Verhalten motiviert die Kinder dazu aktiv zu werden, Kontakt aufzunehmen und diesen auch dauerhaft aufrecht zu erhalten

Ziele der tiergestützten Pädagogik sind vielfältig

Die Ziele der tiergestützten Pädagogik sind dementsprechend sehr mannigfaltig. Den Teilnehmern soll eine positive Wahrnehmung ihrer selbst ermöglicht werden, um so ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Das geschieht im Umgang mit dem Tier und der Arbeit für das Tier. Beim Füttern, Ausmisten und der Beschäftigung des Tieres können die Kinder sich als wirksam und wichtig erleben, die eigenen Fähigkeiten entdecken und so ihr Selbstbewusstsein aufbauen.
Die Kinder sollen mit dem Tier sichere Beziehungs- und Bindungserfahrungen machen, um so frühere, negative Beziehungs- und Bindungserlebnisse mit den Bezugspersonen zu überwinden. Das gelingt, da negative Beziehungserfahrungen nicht auf Tiere projiziert werden und das Kind unvoreingenommen auf das Tier zugehen kann und neue, positive Erfahrungen macht, die auf die neuen Bezugspersonen übertragen werden können.    
Außerdem sollen die Teilnehmer im Umgang mit dem Tier ihre sozialen Kompetenzen ausbauen können. Sie lernen Rücksichtnahme, friedliches Durchsetzungsvermögen, die Grenzen anderer wahrzunehmen und  zu respektieren, die Akzeptanz von Regeln, Frustrationstoleranz aufzubauen und Verantwortung zu übernehmen.
Die Ziele beruhen auf einem gemeinsamen übergeordneten Ziel: die Kinder zu einer selbständigen und eigenverantwortlichen Lebensführung zu befähigen.

Tiere nehmen eine Brückenfunktion ein

Warum dies gerade durch die Zuhilfenahme eines Tieres funktioniert, hat mehrere Gründe. Tiere nehmen eine Brückenfunktion zwischen Kind und Pädagoge ein und können zwischen Beiden vermitteln. Gemeinsame Tätigkeiten und Gespräche rund um das Tier bringen sie einander näher. Auch die Rolle des sozialen Katalysators, die das Tier einnimmt, bereichert die pädagogische oder therapeutische Arbeit enorm. Das Tier erleichtert und fördert zwischenmenschliche Kontakte, in dem die positiven Gefühle, die das Tier auslöst, auch auf den dazugehörigen Menschen übertragen werden. Der Pädagoge wirkt deshalb in Anwesenheit eines Tieres freundlicher und vertrauenswürdiger, und das Kind ist eher dazu bereit, sich in der tiergestützten Arbeit zu öffnen und belastende Erfahrungen und Verhaltensweisen zu bearbeiten.  Mit dem Tier, dem Pädagogen und auch zwischen Kindern können während des tiergestützten Kontakts positive soziale Erfahrungen gemacht werden. Gemeinschaft, Freundschaft, Fürsorge und Vertrauen können erlebt werden.
Kinder können mit Tieren positive Beziehungserfahrungen machen
Tiere zeichnen sich zudem dadurch aus, dass sie unvoreingenommen, wertfrei und ohne ihre Aufmerksamkeit an Bedingungen zu knüpfen, Kontakt zu den Kindern aufnehmen. Das ist für viele Kinder eine neue Erfahrung und ermutigt sie, den Kontakt zu dem Tier zuzulassen und zu suchen. Die Kinder können eine Bindung und Beziehung zu den Tieren aufnehmen und positive Beziehungserfahrungen machen. In schwierigen Lebensphasen bieten die Tiere Trost und Halt und unterstützen die alterstypische Entwicklung. Durch den engen Körperkontakt zwischen Kind und Tier wird das Hormon „Oxytocin“ ausgeschüttet. Durch seine Ausschüttung wird das Vertrauen in Andere größer, das Lernen und die Regulation der Emotionen werden erleichtert und Angst, Stress oder Aggressionen werden weniger. Es ist erwiesen, dass Kinder mit einer Bindungsstörung einen geringeren Oxytocinspiegel haben als sicher gebundene Kinder und bei ihnen der Tierkontakt und die Steigerung des Oxytocinspiegels deshalb besonders ratsam sind. Die verbesserte Bereitschaft der Kinder, sich wieder auf zwischenmenschliche Beziehungen einzulassen, ist ein Resultat aus der positiven Beziehung/Bindung zu einem Tier. Diese positive Veränderung ist für die pädagogische Arbeit im Kinderdorf sehr bedeutsam. Bindung und Beziehung stehen vor jeglichem Lernerfolg, der Überwindung psychosozialer Missstände und Verhaltensauffälligkeiten und dem emotionalen und geistigen Wachstum.
Das SOS Kinderdorf Saar wird sich – auch auf Grund der bisher so positiven Erfahrungen – um eine nachhaltige Weiterentwicklung der tiergestützten Pädagogik bemühen und so werden bald Gespräche mit den örtlichen Jugendämtern bzgl. einer besseren Refinanzierung über Fachleistungsstunden aufgenommen.

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