© SOS-Kinderdorf e.V.
Die "Gute Seele" der Fahrradwerkstatt geht in Rente
Mit 81 Jahren ist es Zeit zu gehen: zehn Jahre lang kümmerte sich Günther Korn ehrenamtlich um die Fahrradwerkstatt im SOS-Kinderdorf Saar. Mehrere hundert Fahrräder reparierte er in dieser Zeit von und für die Kinder und Jugendlichen im SOS-Kinderdorf. Reifen wurden geflickt, Achter ausgebeult und Sättel auf die richtige Höhe verstellt. Auf dem Jahresempfang des Kinderdorfs wurde Günther Korn von Einrichtungsleiter Joachim Selzer für sein langjähriges freiwilliges Engagement geehrt- und wir fanden Zeit für ein letztes Interview.
Herr Korn, wie kam es zu der Idee sich im SOS-Kinderdorf Saar zu engagieren?
Es war im Sommer 2007, als ich über das Seniorenbüro der Stadt Merzig angefragt wurde, ob ich nicht Lust hätte, die Fahrradwerkstatt im Kinderdorf zu übernehmen. Ich hatte bis zu meinem 50. Lebensjahr als Elektromechaniker auf der Grube in Frankreich gearbeitet und befand mich im Ruhestand. In meiner freien Zeit hatte ich 12 Jahre als Hausmeister an einer Grundschule gearbeitet und wusste, dass mir die Arbeit mit Kindern Spaß macht. Außerdem war ich auch in verschiedenen Vereinen aktiv.
Zum Abschied bekam Günther Korn einen Korb mit regionalen Köstlichkeiten überreicht
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Wie oft im Monat hatten Sie die Fahrradwerkstatt geöffnet und wie groß war die Nachfrage?
In den ersten Jahren war ich einmal in der Woche für je drei Stunden dort. Seit fünf Jahren wohne ich in Saarbrücken. Aufgrund der längeren Anfahrt habe ich dann immer fünf Stunden pro Nachmittag in der Fahrradwerkstatt gearbeitet. An manchen Tagen haben schon bis zu zehn Kinder mit ihren Fahrrädern auf mich gewartet. Dann war es manchmal schwierig für mich den Überblick zu bewahren, da ich ja immer alleine war. Jedes Kind wollte sein Rad als erstes geflickt haben. Manchmal kamen aber auch nur zwei. Dann hatte ich Zeit, gespendete und noch nicht vergebene Räder in Ruhe fahrtüchtig zu machen.
Es gab auch Kinder, die mir gerne beim Reparieren geholfen haben. Sie konnten viel Neues von mir lernen und mir machte es Spaß, den Kindern handwerkliches Wissen weiterzugeben. Ich habe mir alles selber beigebracht, bin ein „Alleskönner“. Leider ging beim Reparieren manches Werkzeug „verloren“. Die Kinder haben es mitgenommen und nicht mehr zurückgebracht. Das hat mich sehr geärgert, denn Werkzeug ist mir heilig.
Was hat Ihnen an der Arbeit gut gefallen?
Ich habe gerne mit Kindern zusammen gearbeitet. Die Kinder haben sich gefreut, wenn ihr Rad wieder in Ordnung war und sie damit fahren konnten. Natürlich gab es sehr freche Kinder, aber es gab auch sehr dankbare und hilfsbereite. Im Großen und Ganzen hat es mir viel Spaß bereitet, sonst hätte ich die Arbeit nicht so lange ehrenamtlich gemacht, denn eigentlich wollte ich mit 75 Jahren aufhören. Für die Kinder hatte ich immer Klingeln dabei, die ich aus eigener Tasche bezahlt habe.
In der Fahrradwerkstatt werden kaputte Räder wieder flott gemacht
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Wenn Sie noch einmal neu anfangen könnten, was würden Sie anders machen?
Ich würde es wieder ganz genau so machen, wie es war. Auch wenn ich mich manchmal über die Kinder geärgert habe, die ihre Fahrräder mutwillig kaputt gemacht haben. Ich würde sie wieder genau so instand setzen wie bisher. Manche Räder waren nicht mehr zu flicken. Dann habe ich aus zwei oder drei kaputten Rädern ein neues gebaut. Ich wünsche mir, dass meine Nachfolgerin meine Arbeit mit viel Energie weiterführt und es ihr genau soviel Spaß macht wie mir.
Was machen Sie jetzt mit Ihrer frei gewordenen Zeit?
Ich werde weiterhin viel spazieren oder schwimmen gehen und so oft es geht in Urlaub fahren, um noch viel von der Welt zu sehen. Langeweile kenne ich nicht.