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Aktuelles

Gut vorbereitet auf die Arbeitswelt

14. Januar 2019

Gina Lipske (Mitte) und Laura Krug arbeiten mit ihrem Ausbilder Meik Schnitger in der Blumenwerkstatt.

Gina Lipske (Mitte) und Laura Krug arbeiten mit ihrem Ausbilder Meik Schnitger in der Blumenwerkstatt.

Küche oder Floristik, das war am Klapheckenhof die Frage für Gina Lipske. Und nach drei Tagen zwischen Pfannen und Töpfen stand für die 18-Jährige fest: „Das ist nichts für mich.“ Musste es auch nicht sein, denn der grüne Wegweiser des SOS-Kinderdorfs Niederrhein am Kellener Standort für berufliche Bildung zeigt in viele verschiedene Richtung. So ging es für Gina Lipske von der Küche einige Schritte weiter in die Blumenwerkstatt. Inmitten der Pflanzen blühte auch die Emmericherin auf.

„Wir möchten hier herausfinden, welche wunderbaren Fähigkeiten in den jungen Menschen stecken“, sagt Meik Schnitger, der als Ausbilder in dem Blumenfachgeschäft und dem gleich nebenan im März 2018 eröffneten Verkaufsladen „HandWerk“ arbeitet. Diesen optimistischen Satz sagt er nicht einfach nur dahin, in der täglichen Arbeit mit seinen Schützlingen versucht Schnitger, das oftmals beschädigte Selbstbewusstsein Stück für Stück wiederaufzubauen. „Die meisten lernen irgendetwas Neues an sich kennen“, stellt der Ausbilder fest.

Die Berufsvorbereitung, die zehn bis zwölf Monate dauert, ist für die Teilnehmenden ein erster Schritt, dem im besten Fall eine Ausbildung folgt. In der Blumenwerkstatt, die wie der Verkaufsladen mittwochs, donnerstags und freitags von 10 bis 13 sowie von 14 bis 17 Uhr geöffnet hat, schneiden Gina Lipske und Laura Krug aus Kellen Blumen an, binden Sträuße, präsentieren die kleinen floristischen Kunstwerke in Vasen. „Meik hilft uns viel. Das Arbeitsklima ist sehr gut“, sagt Gina Lipske.

Schlüsselqualifikationen erlernen

Mit ihrem Ausbilder erlernen die jungen Menschen grundlegende Schlüsselqualifikationen, die für jeden Beruf wichtig sind: Verantwortungsbewusstsein, Kommunikation, Pünktlichkeit. Die unterschiedlichen Lehrgänge des SOS-Kinderdorfs bieten dafür einen geschützten Raum. „Wir legen aber auch viel Wert darauf, uns für Publikum zu öffnen“, betont Beate Koppers, die die verschiedenen Maßnahmen zur beruflichen Bildung koordiniert.

Bei der Adventsausstellung auf dem Klapheckenhof erlebten Gina Lipske, Laura Krug und die anderen, wie es ist, mit einem Besucheransturm umzugehen. Rund 1000 Menschen interessierten sich für die Produkte, im „HandWerk“ klingelte die Kasse. „Das war ein ganz besonderes Event für alle“, stellt Koppers zufrieden fest.

Seit 17 Jahren ist die Sozialpädagogin für das SOS-Kinderdorf Niederrhein tätig. An noch keinem Tag habe sie sich gelangweilt. „Die Arbeit ist unheimlich vielfältig.“ Alle Angebote beginnen damit, Beziehungen aufzubauen, sagt Beate Koppers. „Die Jugendlichen müssen das Gefühl haben, dass wir uns für sie interessieren.“

Rosita van der Heusen ist eine der insgesamt 88 SOS-Mitarbeiter in der beruflichen Bildung, die jungen Erwachsenen diese Aufmerksamkeit entgegen bringt. Im Bereich der Aktivierungshilfen U25 arbeitet die Sozialpädagogin zusammen Anleitern und Lehrern in der Gruppe der Unter-25-Jährigen. Es ist ein niedrigschwelliges Angebot, das auf den Alltag vorbereiten soll und in dem die Teilnehmenden ihre Stärken entdecken können. Der Weg von der Aktivierungsmaßnahme führt innerhalb eines halben Jahres nicht unbedingt direkt auf den Arbeitsmarkt. „Wir räumen häufig erst einmal andere Baustellen auf“, sagt van der Heusen und denkt an Schulden oder psychische Beeinträchtigungen.

Einige der jungen Erwachsenen schaffen es aber nach einem Bewerbungstraining zu einem Praktikumsplatz. „Viele Betriebe in Kleve geben ihnen eine Chance, und viele nutzen sie“, stellt van der Heusen fest, die ihre Schützlinge während der Praktika besucht und engen Kontakt zu den Firmen hält.

Zur Vorbereitung auf diesen Schritt stellen die SOS-Verantwortlichen möglichst oft realistische Arbeitsbedingung her. Der Gastronomie-Bereich auf dem Klapheckenhof, wo die junge Menschen für die Mitarbeiter und andere Teilnehmer kochen, öffnet seit rund einem Jahr donnerstags von 10.30 bis 13.30 Uhr auch für Gäste zu einem Brunch. Besonders Rentner nehmen das Angebot sehr gerne wahr. „Die Plätze sind immer voll belegt“, sagt Beate Koppers. „Teilhabe und Teilnahme am Gemeinwesen sind sehr wichtig.“

Quelle: Neue Rhein Zeitung vom 14. Januar 2019 Autor: Niklas Preuten