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Kinder und Familien brauchen gute Lebensbedingungen und eine gesunde Umwelt – egal ob sie in der Großstadt, in einer kleinen Gemeinde oder auf dem Land leben. SOS-Kinderdorf München befürwortet deshalb sehr das vielfältige Engagement der Stadt München, Umwelt und Natur nachhaltig und mit Blick auf die nachfolgenden Generationen zu schützen. So hat es sich die Landeshauptstadt unter anderem zum Ziel gesetzt, der größte Öko-Bauer in Bayern zu werden. Rund 60 Prozent der 1.524 Hektar an eigenbewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen und acht von zehn Gutshöfen der Stadtgüter München würden bereits ökologisch bewirtschaftet, heißt es bei der Stadt. Heuer soll nun damit begonnen werden, noch die restliche Fläche im Münchner Stadtgebiet auf ökologischen Landbau umzustellen, informierte die Landeshauptstadt in der Rathaus-Umschau. Weder Mineraldünger noch chemischer Pflanzenschutz sollten dann künftig mehr zum Einsatz kommen.
Top 100 der klimaneutralen Städte in Europa
© SOS-Kinderdorf e.V. / Foto: Renate Kuhn
Die bayerische Metropole hat es sich außerdem zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2035 klimaneutral zu werden und damit unter die Top 100 der klimaneutralen Städte in Europa zu kommen. „Wir befürworten diese Vorhaben sehr“, sagt Dr. Michael Balk, Einrichtungsleiter von SOS-Kinderdorf München. Damit würden die Weichen gesetzt, um auch den kommenden Generationen ein Leben in einer möglichst gesunden Umwelt zu ermöglichen.
Auch SOS-Kinderdorf möchte weiterhin zu einer Verbesserung der CO2-Bilanz beitragen. So hat die Einrichtung damit begonnen, ihren Fuhrpark nach und nach auf Elektroautos umzustellen. „Natürlich dürfen wir dabei nicht außer Acht lassen, dass Elektroautos noch am Anfang ihrer Entwicklung stehen und die Herstellung der Batterien noch nicht ressourcenschonend ist“, sagt Dr. Balk. Dennoch sei die Umstellung ein erster Schritt in die richtige Richtung.
Umwelt- und Bildungsprojekt „Interkultureller Garten“
Kreativ und bunt: unsere Jeansschaukel
© SOS-Kinderdorf München
Ein weiteres sehr erfolgreiches Umwelt- und Bildungsprojekt ist der „Interkulturelle Garten“, der zum SOS-Familienzentrum Neuaubing gehört, und der sich seit September 2019 mit dem Titel „Ausgezeichnetes Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt“ schmücken darf. Der Garten ist ein Treffpunkt für viele Familien im Stadtbezirk, die Freude am biologischen Gärtnern haben. „Mit ihrem Engagement tragen die Familien dazu bei, die biologische Vielfalt in unserem Stadtteil ein Stück weit zu wahren und zu fördern“, so Dr. Balk.
Mit dem Projekt werde aber auch ein Beitrag zum Erhalt des Artenreichtums in der Stadt und zum Umwelt- und Naturschutz generell geleistet. Gleichzeitig können sich im interkulturellen Garten die Familien treffen, miteinander austauschen und in Kontakt sein. Das gute soziale Miteinander zu fördern, ist SOS-Kinderdorf München seit der Gründung besonders wichtig.
Wichtig ist der Einrichtung außerdem, dass im interkulturellen Garten keine Pestizide zum Bewirtschaften der Beete benutzt werden. „Bei uns dürfen nur biologische Mittel verwendet werden“, sagt die Gartenexpertin Elisabeth Kraft. „Es gibt ja viele Alternativen, die die Natur nicht schädigen, zum Beispiel Seifenlauge gegen Läuse oder Pfeffer gegen Ameisen.“ Zudem müsse man sich immer wieder zu dem Thema austauschen und versuchen, im Gespräch zu bleiben: „Es ist wichtig, die Sichtweise zu verändern, nicht alles ausrotten zu wollen, sondern auch leben zu lassen. Die beste Grundlage für eine gute Ernte ist ein guter, humusreicher Boden“, sagt Elisabeth Kraft.
Pestizide als Hauptverursacher für den weltweiten Artenrückgang
Kürbis
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Wer sich mit dem Thema umfangreicher beschäftigen möchte, findet nützliche Informationen dazu im neuen Pestizid-Atlas, der aktuell von mehreren Umweltverbänden herausgegeben wurde und auf den SOS-Kinderdorf München hinweisen möchte. Im Hinblick auf Deutschland erläutern die Autoren unter anderem, dass in der heimischen Agrarlandschaft seit vielen Jahren ein erheblicher Rückgang der Biodiversität festgestellt werde. Gründe seien die Größe der Felder, fehlende Landschaftselemente wie Hecken und Tümpel, aber auch der Einsatz von Chemikalien. Laut dem Umweltbundesamt werde beispielsweise Glyphosat auf fast 40 Prozent der Felder in Deutschland eingesetzt. Würde man die Agrarlandschaften großflächig ökologisch aufwerten, könnten so auf natürliche Weise die Anzahl der Schädlinge reduziert und Erträge gesichert werden, so die Autor*innen.
Wie es im neuen Pestizid-Atlas weiter heißt, sei der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln einer der Hauptverursacher für den weltweiten Artenrückgang. Zudem sei die Zahl der jährlich von Pestizidvergiftungen betroffenen Menschen auf 385 Millionen gestiegen. Die Herausgeber*innen vermissen den politischen Willen, sich um die Reduktion des Pestizideinsatzes und seiner schädlichen Auswirkungen auf Mensch, Natur und Umwelt zu bemühen.
SOS-Kinderdorf appelliert für biologische Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen
Tomaten
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Wie wichtig die richtigen politischen Entscheidungen für Kinder, Jugendliche und Familien sind, zeigten die aktuellen Studienergebnisse, sagt Dr. Michael Balk, Einrichtungsleiter von SOS-Kinderdorf München, und appelliert, bei den Bemühungen um eine biologische Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen nicht nachzulassen.
Hoffnung mache die Entscheidung der neuen Bundesregierung, künftig Gesetze schaffen zu wollen, die die Exporte von Pestiziden verbieten sollten, heißt es bei den Herausgeber*innen weiter. Die Mitgliedsländer der Europäischen Union seien außerdem aufgefordert, bis 2030 den Einsatz von Pestiziden und der damit zusammenhängenden Risiken um 50 Prozent zu reduzieren. Mehr Informationen zu dem Thema und zum neuen Pestizid-Atlas gibt es hier.