Aktuelles

Hoher Besuch im Kinderdorf Schwalenberg

05. Juli 2021

Das Leben im Kinderdorf, aktuelle Angebote, der Umgang mit Corona und der Kinderschutz: das sind nur einige Themen, die bei dem Besuch von Christian Haase (CDU) im SOS-Kinderdorf Lippe diskutiert wurden. Wann wird ein Kind in eine Pflegefamilie vermittelt und wann ins Kinderdorf? Wie lange bleiben die Kinder? Gibt es Kontakt zu den Eltern? Viele Fragen kamen an diesem Vormittag auf den Tisch. Auch die Zusammenarbeit mit den Jugendämtern und Möglichkeiten zur schnelleren Vernetzung zum Wohl der Kinder wurden angerissen.

Christian Haase informiert sich über die aktuelle Situation

Der Bundestagsabgeordnete, der unter anderem für Lippe und Höxter als Direktkandidat antritt, kam mit vielen Fragen im Gepäck ins Kinderdorf. Einrichtungsleiter Anton Schuff sowie die Bereichsleiter  Holger Nickel, Benjamin Hillemeyer und Dagmar Breuer erzählten viel über die letzten Monate und stellten klar: Der Bedarf an Unterbringungen für Kinder und Jugendliche liegt weit über den Möglichkeiten des Kinderdorfs.
„Zu Beginn der Pandemie habe ich mit viel mehr Anfragen gerechnet“, sagt Benjamin Hillemeyer und ergänzt „aber gerade jetzt erreichen uns wieder sehr viele Anfragen mit dem Beginn der Schule. Da merken wir, wie viel Druck damit verbunden ist.“ Auch Christian Haase bestätigt dies durch seine Gespräche mit Schüler:innen. „Jetzt tauchen zusätzlich zu den Pandemiefolgen die klassischen Schulprobleme auf. Angst, Druck, Verzweiflung und auch Depression. Da gab es eine ganze Palette, von denen die Schüler und Schülerinnen erzählt haben.“

Die Zeit des Homeschoolings wurde gemeinsam gemeistert

Die Zeit im Homeschooling haben viele Kinder aus dem Kinderdorf aber gut überstanden, betonen die Bereichsleiter. „Sie haben das super mitgemacht und eher an Resilienz gewonnen. Die Kinder haben das gemeinsam mit den Erziehern geschafft und sind da stolz drauf“, betont Dagmar Breuer. Alle haben sich schnell an das Masken tragen gewöhnt und auch die Abstände eingehalten. Besonders überrascht waren die Erwachsenen über das Verständnis der Kinder, dass man nicht einfach in verschiedenen Häusern spielen und andere Kinder besuchen konnte.

Kinderschutz– und rechte: Haase macht Hoffnung

Aus aktuellem Anlass waren auch die Kinderrechte ein Thema. Vor kurzem sind die Verhandlungen über die Aufnahme der Rechte ins Grundgesetz gescheitert. Doch Haase ist guter Dinge: „Von den Politikern sagen glaube ich über 90%, dass Kinderrechte wichtig sind. Die Frage ist immer nur: was bewirkt so ein Zusatz im Grundgesetzt und was hat das für Folgen? Das werden wir diskutieren und da wird es bestimmt einen Konsens geben“, sagt er hoffnungsvoll.
Der Kinderschutz an sich brauche laut Haase eine „Enttabuisierung“. Denn „jeder sagt ja, in meiner Familie passiert so etwas nicht“ und dann gebe es hier und da trotzdem Berührungspunkte. Außerdem müsse man besser erkennen, wann Kinder Warnsignale aussenden. „Eigentlich müsste man die ErzieherInnen und LehrerInnen besonders wegen Corona noch einmal schulen, damit sie Übergriffe früh erkennen“, sagt der Politiker. Prävention ist hierbei für die Diskussionsrunde das Schlüsselwort.

Die Kinder brauchen Ferien nach den harten Zeiten

Holger Nickel stellt abschließend die gravierenden Unterschiede zwischen Familien dar. „Ich sage immer, jede bewältigte Krise ist Persönlichkeitswachstum. Aber Kinder aus prekären Verhältnissen haben es da viel schwerer als andere. Die negativen Auswirkungen, gerade in der Pandemie, sind stärker ausgeprägt“, beschreibt er seine Eindrücke. Außerdem appelliert er an die Schulen, keinen Unterrichtsstoff in den Ferien aufzuholen: „Lasst die Kinder in die Ferien! Die sollen jetzt erst einmal Fußball spielen und Eis essen!“