In Klassenzimmern, auf Schulhöfen, in den sozialen Netzwerken – leider ist Mobbing zum traurigen Alltag vieler Kinder geworden. Die psychischen Folgen bewusster Beleidigungen, gezielter Ausgrenzung und ständiger Schikanen können schwerwiegend sein. Unsere Fachkräfte im Bereich der Psychologie und Sozialpädagogik aus dem Familienhilfezentrum des SOS-Kinderdorfs Kaiserslautern geben Ihnen Tipps, wie Sie Ihr Kind unterstützen können.
Du bist selbst betroffen? Hier findest Du vier Tipps und Tricks.
© canva.com
1. Kind ernst nehmen
Nehmen Sie Ihr Kind ernst, hören Sie zu und unterbrechen Sie es nicht, wenn es Ihnen von einer Sorge oder einem Problem erzählt. Sie können das, was Ihr Kind gesagt hat noch einmal wiederholen und genauer nachfragen. So gewinnen Sie einen Eindruck von der Situation und der Sichtweise Ihres Kindes. Sie geben Ihrem Kind ein wichtiges Signal: Sie nehmen Ihren Sohn beziehungsweise Ihre Tochter ernst!
Sprechen Sie mit Ihrem Kind über Mobbing. Ermutigen Sie es Mobbingvorfälle in der Klasse anzusprechen, das Opfer zu unterstützen und ggf. die Lehrkräfte zu informieren.
Klären Sie Ihr Kind darüber auf, dass Hilfe holen kein Petzen ist!
2. Ruhe bewahren
Es ist ratsam ruhig zu bleiben und nicht die Fassung zu verlieren. Wenn Ihr Kind von einer „Schikane“ berichtet, dann fällt es Ihnen als Mama oder als Papa unglaublich schwer zu hören, dass und wie Ihr eigenes Kind schikaniert wurde. Dies löst selbstverständlich auch verschiedene Emotionen in Ihnen aus. Sie können mit Ihrem Kind darüber sprechen, dass es völlig in Ordnung und nachvollziehbar ist, wenn man sich über das Verhalten der anderen ärgert, wütend oder traurig ist.
3. Keine Schuldzuweisung
Das Allerwichtigste ist, das Ihr Kind weiß, dass die Schuld auf keinen Fall bei ihm liegt! Selbst wenn die Schuldzuweisung nicht direkt ausgesprochen wird, vermitteln Sätze wie: „Warum lässt Du Dir auch einfach immer alles gefallen?“ genau diese Botschaft. Dies ist für Ihr Kind nicht hilfreich. Es bringt sich nicht absichtlich in diese Lage! Es fühlt sich hilflos und benötigt Ihre Unterstützung und Ihr Verständnis.
Stattdessen können Sie Ihrem Kind deutlich machen, wie toll Sie es finden, dass es Ihnen sein Problem anvertraut hat. Vergessen Sie bitte nicht: Wenn sich Ihr Kind wehren könnte, würde es das tun!
4. Grenzen erarbeiten
Ermutigen Sie Ihr Kind darin, seine eigenen Grenzen zu erkennen, zu setzen und zu schützen. Das Hauptproblem gemobbter Kinder besteht darin, dass sie sich zu viel gefallen lassen oder nicht wissen, wie sie ihre Grenzen richtig verteidigen können. Geben Sie Ihrem Kind geeignete Möglichkeiten in der Freizeit und auch innerhalb der Familie, um seine Grenzen zu setzen. Achten Sie darauf, dass diese auch respektiert werden. Kinder müssen zuhause lernen, dass Grenzen wichtig sind und sie diese setzen und verteidigen dürfen. So lernen sie, dass sie sich nicht alles gefallen lassen müssen und können dies auch in der Schule leichter umsetzen.
Sprechen Sie mit Ihrem Kind über seine Grenzen und finden Sie gemeinsam Möglichkeiten, wie diese respektiert werden können. Dies baut Selbstvertrauen auf und stärkt die "Abwehrkräfte".
5. Gefühle akzeptieren und annehmen
Nehmen Sie die Gefühle Ihres Kindes immer ernst und sprechen Sie mit ihm darüber. Ihr Kind lernt dadurch, dass seine Gefühle wichtig sind und es ein Recht darauf hat, dass diese respektiert werden.
6. Freundschaften stärken
Gemeinschaft und Freunde machen Kinder stark. Mobber suchen sich meistens einzelne Kinder als Opfer aus. Das sind vor allem Kinder, die wenige Freunde und somit auch wenig Unterstützung haben. Geben Sie Ihrem Kind immer wieder die Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen und bestehende Freundschaften zu pflegen. Freunde geben Ihrem Kind Rückhalt und sind ein guter Schutz gegen Mobbing.
7. Fokus neu ausrichten
Mobbing ist äußerst belastend für ein Kind. Je länger die Situation andauert, umso ängstlicher und unglücklicher wird es. Diese Belastung kann sich auf alle Lebensbereiche auswirken. Die psychischen Folgen des Mobbings nimmt Ihr Kind mit nach Hause. Das Mobbing scheint nun allgegenwärtig.
Das größte Problem daran ist, dass Ihr Kind mit der Zeit seinen Fokus nur noch auf alles Negative richtet. Das ist ein ganz normaler Prozess, denn unser Selbstwertgefühl beeinflusst unsere Wahrnehmung. Genauso geht es Ihrem Kind, wenn es gemobbt wird. Es sieht um sich herum nur noch "Feinde" und hat das Gefühl, von allen ausgelacht, angegriffen oder ausgegrenzt zu werden.
Sie können Ihrem Kind helfen, seinen Fokus wieder auf die positiven Dinge im Leben zu richten. Fragen Sie es, was es Schönes erlebt hat. Wer nett zu ihm war. Ob ihm vielleicht jemand geholfen hat. Ob es etwas Leckeres zum Mittag gab oder wie der neue Füller schreibt.
Geben Sie nicht auf, wenn Ihr Kind anfangs nicht darauf eingeht. Nach und nach werden Ihre Fragen dafür sorgen, dass es unbewusst im Laufe des Tages mehr und mehr auf die schönen Erlebnisse achtet!
8. Stärken Sie Ihr Kind
In unserem PDF-Dokument „4 Tipps gegen Mobbing“ haben wir hilfreiche Tipps für Ihr Kind zusammengestellt. Dieses Dokument können Sie „HIER“ anschauen, herunterladen oder ausdrucken.
Unser Fazit
Wird Ihr Kind gemobbt, ist die Belastung sehr groß. Unsere Tipps helfen Ihnen in dieser schwierigen Zeit. Schauen Sie nicht einfach zu, sondern handeln Sie, wenn Sie bemerken, dass Ihr Kind Schwierigkeiten hat. Schenken Sie ihm jederzeit ein offenes Ohr, nehmen Sie es ernst und sprechen Sie auch mit Freunden, anderen Eltern und Lehrkräften. Falls sich die Situation nicht ändert, zögern Sie nicht sich Hilfe bei einem Psychologen/ einer Psychologin oder einer Hilfeeinrichtung zu holen.